Unternehmensnachfolge – mehr als eine Familiensache
Mittelständische Unternehmen tragen wesentlich zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung bei. Umso wichtiger ist es für alle, dass die Nachfolge in der Firmenleitung gelingt. Ein Thema mit vielen Haken und Ösen.
Hochrechnung des Instituts für Mittelstandsforschung Bonn (IfM) befinden sich von 2014 bis 2018 rund 135.000 Familienunternehmen mit rund zwei Millionen Arbeitsplätzen in der Übergabe. Allein in der Region Düsseldorf sind nach IfM-Zahlen rund 127.000 Arbeitsplätze betroffen, nach Schätzung der HypoVereinsbank auf Basis der Regionalstatistik sogar 490.000. Im Düsseldorfer Raum stehen bis 2025 rund 8500 Unternehmen zur Übernahme an.
Lösungen sind indes schwierig. Zum einen fehlen passende Nachfolger. „Rund 50 Pro- ziert. Mehr als einmal wurde nicht intensiv genug investiert, die Altunternehmer überschätzen den Unternehmenswert. Manager aus der Firma, die das Know-how und möglicherweise Interesse an der Übernahme hätten, verfügen nicht über die Mittel zum Kauf.
Ein komplexes Thema also. Doch viele Schwierigkeiten lassen sich durch frühzeitige Planung vermeiden oder lösen. „Die Interessenslage der Gesellschafterstämme muss klar geregelt sein und auch gelebt werden“, nennt Zentsch einen ersten entscheidenden Punkt. „Für eine Nachfolge sollte ein mehrjähriger Vorlauf eingeplant werden, auch dann, wenn in der Familie übergeben wird.“Besonders wichtig sei eine aktive Begleitung und Koordinierung des Nachfolgeprozesses durch Spezialisten, ebenso eine langfristige Sicherung des Vermögens.
Bei der Strukturierung von Finanzierungen ist die Bank mit ihrer Kompetenz gefragt. „Gängig ist eine Kombination aus Eigenmitteln des Nachfolgers, Darlehen des bisherigen Unternehmers und einer Bankfinanzierung, kombiniert mit Förderkrediten“, erklärt Zentsch. In einer ganzheitlichen Beratung würden aber auch Themen wie M&A (Mergers & Acquisitions, also der Verkauf des Unternehmens oder Teilen davon) besprochen, ebenso die Investition des Verkaufserlöses.
Im Rahmen des Unternehmensübergangs sollten Unternehmer auch die Ausrichtung der privaten Vermögensnachfolge rechtzeitig in den Blick nehmen, rät Michael König, Leiter Private Banking Region Nord/West der HypoVereinsbank. „Nur rund drei Prozent Erbfälle sind einwandfrei geregelt“, warnt der Experte. Dabei geht es um immense Summen. Insgesamt – also auch jenseits der Unternehmensübergaben – werden von 2015 bis 2024 allein in Deutschland voraus- sichtlich rund 3,1 Billionen Euro vererbt. Viele Unternehmer denken an Stiftungslösungen. Sie wollen gesellschaftli- che Verantwortung übernehmen oder ihr eigenes Lebenswerk langfristig sichern. „Die Zahl der Stiftungen ist stark ge- stiegen“, weiß König. „Entscheidend ist, dass Familien offen über die Nachfolge reden“, rät König. Man müsse rechtzeitig in die Planung einsteigen, auch um sich zum Beispiel mit der Stiftungsbehörde abzustimmen.