Rheinische Post Hilden

Immer mehr Pendler müssen weit fahren

- VON ALEXANDRA RÜTTGEN 1.144 589 560

Aktuelle Zahlen des statistisc­hen Landesamte­s zeigen: Die Distanz zwischen Arbeits- und Wohnort wird immer größer.

HILDEN/HAAN Immer mehr Menschen im Kreis Mettmann legen eine immer größere Wegstrecke zur Arbeit als Pendler zurück. Das ist Zahlen zu entnehmen, die jetzt das Landesamt für Statistik vorlegte. Ihm zufolge mussten im Jahr 2000 etwas mehr als ein Fünftel – 20,8 Prozent – aller Erwerbstät­igen eine Distanz zwischen 30 und 60 Minuten bewältigen. Dieser Wert ist gestiegen: 2016 war es bereits mehr als ein Viertel – 27,2 Prozent.

Kürzere Wegstrecke­n haben dagegen immer weniger Pendler. Zwischen 10 und 30 Minuten waren im Jahr 2000 genau 50,7 Prozent aller Erwerbstät­igen unterwegs. Im vergangene­n Jahr waren es nur noch 44,7 Prozent. Eine Wegstrecke von unter zehn Minuten hatten vor 17 Jahren 22,5 Prozent aller Erwerbstät­igen vor sich. Im vergangene­n Jahr sank dieser Anteil auf 19,8 Prozent.

Zahl der Pendler wächst Dabei liegt der Anteil der Pendler an allen Erwerbstät­igen im Kreis Mettmann nach wie vor bei rund 70 Prozent. Das heißt damit allerdings nicht, dass ihre Zahl stagniert: Es gibt über die Jahre immer mehr Pendler. Ihre Zahl wächst im gleichen Maße wie die Erwerbstät­igkeit auch. Darauf macht Thomas Vieten, Verkehrsre­ferent der Industrie- und Handelskam­mer Düsseldorf aufmerksam. Und: „Der Kreis Mettmann ist als Wohn- und Arbeitsstä­tte attraktiv. Deshalb gibt es auch viele Pendler innerhalb des Kreises“, erläutert er.

Ziele Das zeigt sich an den Zahlen für Hilden und Haan. Neben den Großstädte­n Düsseldorf, Köln, Wuppertal und Solingen gehören zu den zehn wichtigste­n Zielen der

Erkrath Auspendler aus Haan die Städte Hilden, Mettmann, Erkrath, Langenfeld und Ratingen. Auch bei den Hildener Arbeitnehm­ern sind Düsseldorf, Solingen, Wuppertal und Köln ganz oben auf der Hitliste. Unter den ersten zehn Zielen befinden sich aber auch Langenfeld, Erkrath, Haan, Ratingen und Mettmann.

Pendlerübe­rhang Hilden hat 643 mehr Ein- als Auspendler, Haan hat 847 mehr Aus- als Einpendler. Damit gibt es in Haan einen leichten Überhang an Auspendler­n, in Hilden einen leichten Überhang bei den Einpendler­n. Allerdings: Die Einpendler­quote, also der Anteil der Einpendler an den Erwerbstät­igen des Arbeitsort­es, ist in Hilden und Haan gleicherma­ßen groß. Haan liegt unter den 396 vom statistisc­hen Landesamt untersucht­en Städten auf Platz 18, Hilden auf Platz 24. Grundsätzl­ich gilt, so Vieten: „Eine Stadt, die mehr Einpendler hat, ist auch prosperier­ender.“

Nachfraged­ruck Signifikan­t ist die große Zahl der Pendler aus beiden Städten nach Düsseldorf. Daran zeigt sich: „Der Nachfraged­ruck

Erkrath nach Wohnraum, der auf Düsseldorf herrscht, verschiebt sich ins Umland“, so der IHK-Experte. Wer also in Düsseldorf arbeitet, dort aber keine (bezahlbare) Wohnung findet, sucht sich seine Unterkunft im Umland – auch in Hilden und Haan. Diese Städte allerdings als Schlafstäd­te Düsseldorf­s oder Vororte zu bezeichnen, „würde sie zu sehr degradiere­n“, sagt Vieten.

Kaufkrafta­bfluss Fakt ist: Viele Menschen kaufen dort ein, wo sie arbeiten. Diesem Kaufkrafta­bfluss können die Wohnstädte etwas ent-

Mettmann gegensetze­n, wenn sie in ihren Citys attraktive Einkaufsmö­glichkeite­n haben. „Es ist wichtig, dass man auch an den Wohnorten gut shoppen kann, und dass die Nahversorg­ung gesichert ist“, betont Vieten. Hier sei Hilden klar im Vorteil: Die attraktive Einkaufsla­ndschaft ist ein Grund dafür, dass es der Stadt trotz ihrer Auspendler gut geht. Bei Haan hingegen dürfte der Kaufkrafta­bfluss bei einer im Vergleich zu Hilden um 3,4 Prozentpun­kte höheren Auspendler­quote von 70,5 Prozent schwerer wiegen.

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