Rheinische Post Hilden

In der Walder Straße ist die alte Zeit lebendig

- VON SANDRA GRÜNWALD

HILDEN Das Interesse am Denkmalber­eich „Walder Straße“ist groß. Das zeigte eine Führung, die gestern anlässlich des „Tags des offenen Denkmals“von Gebäude zu Gebäude ging: Schon am Treffpunkt hat sich eine große Menschentr­aube gebildet.

Mit großer Aufmerksam­keit folgten die rund vierzig Teilnehmer den Ausführung­en von Karin Herzfeld von der Unteren Denkmalbeh­örde, die den Rundgang kurzweilig und äußerst informativ gestaltete. Bereits das erste Gebäude, Walder Straße 1, bot Anlass zu genauer Betrachtun­g. „Dies ist die ehemalige Schmiede, die 1840 erbaut wurde“, erzählt Karin Herzfeld.

Damals lag die Schmiede nicht nur am Durchgangs­verkehr von Hilden nach Solingen und Haan, sondern auch am Stadtrand, so wie alle Schmieden. Und das hat einen besonderen Grund. „Von den Schmieden ging Brandgefah­r aus“, verrät Herzfeld. Dennoch waren sie wichtig, da sehr viel Verkehr mit Pferd und Wagen unterwegs war.

„Die Pferde wurden hier beschlagen und getränkt“, weiß Karin Herzfeld, „die Schmieden waren damals so etwas wie eine Tank- und Raststätte.“Anhand einer Karte zeigte die Mitarbeite­rin der Unteren Denkmalbeh­örde den interessie­rten Teilnehmer­n, welche Gebäude an der Walder Straße mit zum Denkmalber­eich gehören. „Nur zwei Gebäude sind noch so erhalten, dass sie als Einzeldenk­mal erfasst sind.“

Schon an den Fassaden lassen sich die typischen Architektu­rmerkmale des Baustils um die Jahrhunder­twende 1899/1900 erkennen. „Die Gebäude haben fast alle drei Geschosse, Satteldäch­er, eine sym- metrisch strukturie­rte Fassade, die durch Stuckeleme­nte gegliedert ist und hohe Geschosshö­hen“, zählt Herzfeld auf.

Bei Haus 5 handelt es sich um eine Fabrikante­nvilla, die 1860/70 gebaut wurde. Hier hat der Besitzer einen Besuch des Innenhofes ermöglicht, so dass die alten Fabrikgebä­ude aus der Nähe betrachtet werden konnten. Der Komplex ist außergewöh­nlich in Hilden, da er noch in einem sehr ursprüngli­chen Zustand ist. „Darum ist es heute ein Industrie-Denkmal“, erläuterte Herzfeld. Von Fassade zu Fassade, von Mittelstan­dsvilla zu Mittelstan­dsvilla bewegt sich die Führung weiter. Das Haus Nummer 40 darf dann sogar von innen besichtigt werden – und hat die typischen, hohen Decken, die Stuckeleme­nte, die hübschen Fußleisten.

„Das finde ich unglaublic­h interessan­t“, sagt Gisela Meister. „Bei so einer Führung lernt man Straßen viel besser kennen, durch die man sonst nur durchfährt.“Vieles falle einem nicht mehr auf, wenn man in einer Stadt wohnt, dabei gebe es so viel Bemerkensw­ertes zu entdecken.

Wen der Anblick des Hauses Nummer 24A schon neugierig gemacht hatte, der konnte sich am Nachmittag vom Architekte­n mehr zur Renovierun­g erzählen lassen und auch zu dem baufällige­n Fabrikatio­nsgebäude, das in Kürze restaurier­t werden soll. „Hier wurden früher Walzen hergestell­t, die zum Bedrucken von Tuch gebraucht wurden“, kann Karin Herzfeld schon verraten. Und ein altes Foto hat sie zum Vergleich auch mitgebrach­t. So gelang es bei der Führung durch die Walder Straße, das eine oder andere Gebäude ein bisschen mit anderen Augen zu sehen.

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RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Karin Herzfeld von der Unteren Denkmalbeh­örde erläuterte den Teilnehmer­n einer Führung die historisch­en Zusammenhä­nge.

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