Rheinische Post Hilden

Im Haaner Osten dreht sich was

- VON ALEXANDER RIEDEL

Ein Internatio­nales Stadtteilf­est widmete sich am Samstag dem 200. Geburtstag des Fahrrades.

HAAN Dass ein Drahtesel nicht nur der reinen Fortbewegu­ng dienen muss, sondern auch ein vielseitig­es Turngerät sein kann, demonstrie­rte David Schnabel am Samstag den sichtlich beeindruck­ten Zuschauern mit seinem Fahrrad: Wie bei einer Übung am Barren hielt er die Beine durchgestr­eckt in der Luft und stützte sich dabei mit den Händen am Lenker ab. Er drehte auf dem Hinterrad Pirouetten oder stellte sich während der Fahrt auf Sattel und Lenker – und das alles auf einer kleinen Fläche im Gemeinscha­ftsraum des Familienze­ntrums der Arbeiterwo­hlfahrt (Awo).

„Hier ist es sehr familiär“, sagte er schmunzeln­d. Dass er bei seinen Tricks wenig Platz hatte, brachte ihn aber nicht aus der Ruhe – schließlic­h ist Schnabel achtfacher Weltmeiste­r im Kunstradfa­hren. Und seine Aufführung, die wegen der Launen des Wetters vom Parkplatz Am Bandenfeld 110 in die trockenen Innenräume verlegt werden musste, war der Höhepunkt eines Nachmittag­s, bei dem das Fahrrad die Hauptrolle spielte.

„Hier dreht sich was!“lautete das Motto des Internatio­nalen Stadtteilf­estes, das die Awo und das Unternehme­n „Sahle Wohnen“in HaanOst am Samstag schon zum zwölften Mal organisier­ten. Und das kam nicht von ungefähr: Schließlic­h feiert das Fahrrad in diesem Jahr seinen 200. Geburtstag – genauer gesagt, seine einem Laufrad für Kinder ähnelnde Urform, die Karl von Drais zu Beginn der Biedermeie­r-Zeit erfand. „Das war der Startschus­s für die Entwicklun­g“, erklärte Reinhard Groß von der Haaner Ortsgruppe des Allgemeine­n Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC). Der war mit einem Infostand und extravagan­ten Gefährten wie einem Liege- und einem Lastenfahr­rad auf dem Fest vertreten. Im 19. Jahrhunder­t, fuhr Groß fort, hätten sich zunächst nur gut Betuchte ein Fahrrad leisten können. Das ist heutzutage bekanntlic­h ganz anders. Und entspreche­nd groß war das Interesse an dem Fest. Vor und nach dem großen Regen schwangen sich am Samstag viele junge Gäste aus der Nachbarsch­aft auf ihre Räder, um auf einem Parcours Hinderniss­e wie Wippen oder Fahr-Rinnen zu überwinden.

„Zu uns kommen Menschen aus allen Schichten, wir fühlen uns als bunter Stadtteil“, bekräftigt­e Angelika Bachmann-Blumenrath. Die Leiterin des Familienze­ntrums hatte das Fest zuvor gemeinsam mit der Haaner Bürgermeis­terin Bettina Warnecke und Thorsten Seelig, Kundenbetr­euer bei Sahle Wohnen, eröffnet. Das Unternehme­n hatte den Wohnpark Am Bandenfeld Ende der 1980er Jahre gekauft. Zu den Bewohnern gehört seit mehr als drei Jahrzehnte­n Helga Wölfl. „Ich bin jeden Tag drei Stunden im Familienze­ntrum und helfe bei allem, wofür das Personal nicht so viel Zeit hat“, berichtete sie. Auch beim Internatio­nalen Stadtteilf­est packte sie fleißig mit an. „Wir haben hier eine sehr gute Nachbarsch­aft, in der man sich gegenseiti­g hilft“, sagte die Ehrenamtle­rin.

Und nicht nur die Erwachsene­n sorgten am Samstag für ein Gelingen des Festes: Kinder des Familienze­ntrums begeistert­en mit einer Zaubershow Eltern und Geschwiste­r. Mitglied der „Zauberschu­le Simsala Bandenfeld“ist auch die fünfjährig­e Amber. Und bei ihr sorgte nicht nur der Publikumsa­pplaus am Ende der magischen Darbietung für leuchtende Augen, wie ihre Mutter Anja Heilemann verriet: „Sie fährt nämlich auch wahnsinnig gern Fahrrad.“

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