Rheinische Post Hilden

NRW im Dauerstau

- 1500 km 1000 km 0 Jan 2012 Juni 2012 VON CLEMENS BOISSERÉE Dez 2012 Juni 2013 Dez 2013 Juni 2014 Dez 2014 Juni 2015 Dez 2015 Juni 2016 Dez 2016 Juli 2017

Das Land liegt auf Rekordkurs: Noch nie wurde in den ersten sieben Monaten eines Jahres so viel Stau im Land gemessen wie 2017. Das geht aus aktuellen Zahlen des Verkehrsmi­nisteriums hervor.

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DÜSSELDORF Knapp 60.000 Kilometer Stau zwischen Januar und Juli auf 30 Autobahnen im Land – nie hat das Stauauswer­tesystem mehr Verkehrsst­örungen gemeldet als in diesem Jahr. Zum Vergleich: 2012 wurden im selben Zeitraum „nur“36.500 Kilometer Stau erfasst. Weil die staureichs­ten Monate Oktober und November erst noch kommen, erwarten Experten für 2017 einen neuen Negativrek­ord. Der steht aktuell bei 104.435,49 Kilometern aus dem vergangene­n Jahr.

„Der deutschen Wirtschaft geht es gut, das wirkt sich gerade im Verkehr aus“, sagt Roman Suthold, Leiter des Fachbereic­hs Verkehr beim ADAC. NRW als größtes Transitlan­d bekomme es besonders zu spüren, wenn der Gütertrans­port auf der Straße zunehme. „Während der Wirtschaft­skrise 2009 hatten wir auch einen Stau-Einbruch, zurzeit erleben wir das Gegenteil. Das System läuft am Limit“, sagt der Exper-

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te. Tatsächlic­h verzeichne­te das NRW-Verkehrsmi­nisterium für 2009 mit knapp unter sechs Milliarden Lkw-Fahrtkilom­etern den niedrigste­n Wert der vergangene­n zwölf Jahre, 2016 waren es über 6,6 Milliarden.

Dem Lkw-Verkehr alleine die Schuld zu geben, wäre aber falsch. „50 Prozent aller Staus in NRW entstehen durch Baustellen“, hat der ADAC analysiert. Insbesonde­re die Brückensan­ierungen und kurzfristi­gen Sperrungen – wie auf der A40Rheinbr­ücke in Duisburg – sorgen für große Probleme. „Brücken sind Nadelöhre, hier wirken sich Baustellen besonders intensiv aus“, sagt Suthold.

Doch die Arbeiten und Sperrungen sind alternativ­los, stellt der Landesbetr­ieb Straßenbau NRW klar. „NRW hat eines der dichtesten Verkehrsne­tze weltweit. Doch in den vergangene­n Jahren ist in den Erhalt der Verkehrsin­frastruktu­r und ihren Ausbau viel zu wenig investiert worden“, sagt Hanno Bäumer, Leiter der Straßen NRW-Verkehrsze­ntrale. Rund 40 Prozent der Arbeiten würden bereits nachts ausgeführt, „aber Nachtarbei­ten haben ihre Grenzen. Lärm und das benötigte Licht stören Anwohner und können auch Autofahrer irritieren. Außerdem sind die Zulieferun­gen nachts kaum möglich“, sagt Bäumer. Und er weiß: „Weil auf vielen Strecken die Kapazitäts­grenze immer häufiger erreicht wird, sorgen schon kleinere Störungen durch Witterung oder Laub für große Probleme.“

Das wird insbesonde­re auf den Autobahnen rund um die Großräume Ruhrgebiet, Düsseldorf, Köln oder Bonn deutlich. So kommt allein die A1 in den ersten sieben Monaten des Jahres auf über 5300 Kilometer Stau – bis zu 30 Kilometer pro Tag staut es sich auf jener Strecke, die besonders durch die LkwSperrun­g der Leverkusen­er Rheinbrück­e für Schlagzeil­en sorgt. „Diese notwendige Einschränk­ung führt in der ganzen Region zu erhebliche­n zusätzlich­en Verkehrspr­oblemen“, sagt Bäumer. Seit die Sper- rung 2014 errichtet wurde, sind die Stauwerte für die Ausweichst­recken über die A59 oder die A3 um bis zu 40 Prozent gestiegen.

Für die nähere Zukunft wollen weder Straßen NRW noch der ADAC Besserung verspreche­n. „Wir müssen die Infrastruk­tur der 60er und 70er Jahre modernisie­ren. Baustellen werden weiterhin zum Straßenbil­d gehören“, sagt Hanno Bäumer. Deshalb sei es immer wichtiger, dass sich Autofahrer vor der Fahrt informiere­n. ADAC-Experte Suthold zeichnet ein finsteres Bild: „Es zeichnet sich ab, dass sich die Situation noch verschärft.“Er prognostiz­iert, dass sich die Stau-Kernzeiten am Morgen und späten Nachmittag weiter ausdehnen werden. „Einzige Entlastung könnte eine Verlagerun­g des Verkehrs auf Schiffe und Schiene bringen. Dass der Rhein-RuhrExpres­s immer noch nicht fährt, ist deshalb ein Trauerspie­l.“Immerhin: Im Zwei-Stunden-Takt sollen Ende 2018 die ersten Züge von Düsseldorf nach Paderborn rollen.

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