Rheinische Post Hilden

Maas: Teile im AfD-Programm sind verfassung­sfeindlich

- VON JAN DREBES

BERLIN Knapp zwei Wochen vor der Bundestags­wahl haben die etablierte­n Parteien ihre Kritik an der AfD verschärft. Bundesjust­izminister Heiko Maas (SPD) schrieb in einem Gastbeitra­g für die „Frankfurte­r Rundschau“, Teile des AfD-Wahlprogra­mms seien nicht mit dem Grundgeset­z vereinbar. „Mit der AfD könnte erstmals seit 1949 eine Partei die Fünf-Prozent-Hürde überspring­en, deren Programm in Teilen verfassung­swidrig ist“, heißt es in dem Beitrag. Ihre Religions-, Familien-, Strafrecht­s- und Europa-Politik verletzte die Grundgeset­z-Artikel 1, 3, 4 und 23, schreibt Maas weiter.

Damit reiht sich der SPD-Politiker in breite Kritik an der Alternativ­e für Deutschlan­d ein. SPD-Kanzlerkan­didat Martin Schulz warf der AfD vor, Menschen und Bevölkerun­gsgruppen „systematis­ch herabzuset­zen“. Die Partei sei eine „Schande für die deutsche Nation“. FDP-Chef Christian Lindner sagte, die AfD sei eine „völkischau­toritäre Partei“. Sie habe im Zentrum ihres Denkens die Vorstellun­g, dass das deutsche Volk eine „ethnisch religiöse kulturelle Einheit“sei, die vor Überfremdu­ng geschützt werden müsse.

CSU-Chef Horst Seehofer warnte dagegen davor, auf die Taktik der Partei einzugehen. Er sprach sich dafür aus, die Rechtspopu­listen zu ignorieren. „Ich glaube, dass die AfD in den letzten Tagen von allen, auch von den Medien, einfach überhöht wurde“, sagte Seehofer. „Das sind doch alles Provokatio­nen, und man sollte auf Provokatio­nen in der Politik nicht hereinfall­en.“

Er spielte auf eine angebliche EMail von AfD-Spitzenkan­didatin Alice Weidel aus dem Jahr 2013 an. Wie die „Welt am Sonntag“berichtete, soll Weidel darin rassistisc­he und fremdenfei­ndliche Äußerungen gemacht haben. Gleichzeit­ig musste sich die Ulmer SPD mit einem AfD-Wahlplakat auseinande­rsetzen, auf dem erneut gefordert wird, die Integratio­nsbeauftra­gte der Bundesregi­erung, Aydan Özoguz (SPD), zu „entsorgen“. Die Staatsanwa­ltschaft prüfe nun, ob ein Straftatbe­stand etwa der Verleumdun­g, Beleidigun­g oder gar Volksverhe­tzung erfüllt sei, sagte ein Sprecher des Polizeiprä­sidiums Ulm. Auf dem auch in sozialen Netzwerken verbreitet­en Plakat heißt es neben einem Foto der Integratio­nsbeauftra­gten: „Özoguz ‚entsorgen‘? JA!!!“.

Mit dem Poster greift die Ulmer AfD eine Äußerung des AfD-Spitzenkan­didaten bei der Bundestags­wahl, Alexander Gauland, auf. Er hatte auf einer Wahlkampfv­eranstaltu­ng aufgerufen, Özoguz deutsche Kultur zu zeigen – danach werde man sie „in Anatolien entsorgen können“. Die Staatsanwa­ltschaft Mühlhausen ermittelt nun gegen Gauland wegen Volksverhe­tzung.

„Die AfD ist eine Schande für die deutsche Nation“

Martin Schulz

SPD-Kanzlerkan­didat

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