Rheinische Post Hilden

Pro Asyl warnt vor Abschiebun­gen nach Afghanista­n

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BERLIN (jd) Die für heute Abend geplante Sammelabsc­hiebung per Flug von Düsseldorf nach Kabul hat bei der Organisati­on Pro Asyl harsche Kritik ausgelöst. „Angesichts der eskalieren­den Lage in Afghanista­n sind Abschiebun­gen dorthin nicht möglich“, sagte Pro Asyl-Chef Günter Burkhardt unserer Redaktion. Afghanista­n sei kein sicheres Land. Burkhardt verwies darauf, dass die radikalisl­amischen Taliban die Überlandst­raßen und immer mehr Distrikte kontrollie­ren würden. „Bis heute hat die Bundesregi­erung nicht definiert, welche Gebiete angeblich für Abgeschobe­ne aus Deutschlan­d sicher sein sollen“, sagte er und warf CDU und CSU vor: „Der aus Düsseldorf geplante Abschiebef­lug dient dem Wahlkampf der Union.“Bisher hat Deutschlan­d in etwa sechs Sammelflüg­en mehr als 100 abgelehnte Asylbewerb­er nach Afghanista­n abgeschobe­n. Es gibt zwischen den Bundesländ­ern weiter Streit um die Frage, ob solche Abschiebun­gen rechtens sind.

Pro Asyl übte auch Kritik an der von Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (CDU) angestoßen­en Debatte um eine Absenkung staatliche­r Leistungen für Flüchtling­e. SPD-Kanzlerkan­didat Martin Schulz hatte sich dem angeschlos­sen und eine Vereinheit­lichung europäisch­er Asylverfah­ren gefordert. „Wir erleben einen Überbietun­gswettbewe­rb von Persönlich­keiten demokratis­cher Parteien mit flüchtling­sfeindlich­en Positionen, um am rechten Rand nach Stimmen zu fischen“, sagte Burkhardt. Das sei schändlich.

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