Rheinische Post Hilden

Frank Mill gesteht ein Doping-Vergehen

- VON STEFAN KLÜTTERMAN­N

Der Ex-Fußballpro­fi beschreibt in seiner Biografie die Einnahme einer leistungss­teigernden Tablette.

ESSEN 175 Seiten ist sie lang, die Biografie von Frank Mill. 175 Seiten Erinnerung an einen Fußball, wie er in den 80ern war, und an eine Laufbahn, wie sie in den 80ern an Rhein und Ruhr möglich war. Kernig, geradeaus, unverfälsc­ht. Die Episode indes, mit der das Buch Schlagzeil­en produziert, beschränkt sich auf zwei Seiten. 168 und 169. Es sind die Seiten, auf denen Mill, 1990 ohne Einsatz Weltmeiste­r, einmaligen Dopingmiss­brauch gesteht: Vor einem Spiel spülte er auf der Toilette mit Whisky eine Tablette herunter. Im Spiel schoss er zwei Tore.

„Ich nahm eine Pille, nahm einen Schluck und lief in dem Spiel, als könnte ich nie müde werden“, heißt es im Buch. Als es der 59-Jährige gestern im Essener Stadion an der Hafenstraß­e präsentier­t, fügt er hinzu: „Ich hätte noch zwei Spiele im Anschluss machen können.“Mill absolviert­e 387 Bundesliga­spiele zwischen 1976 und 1996 für RotWeiss Essen, Borussia Mönchengla­dbach, Borussia Dortmund und Fortuna Düsseldorf. Er schoss 123 Bundesliga­tore. Doch bei welchem Verein Aufputschm­ittel und Hochprozen­tiges zum Kabineninv­entar gehörten, will der 59-Jährige nicht verraten. Nicht im Buch und nicht auf Nachfrage. Er sagt nur: „Bei diesem Verein stand der Whisky da immer rum.“Und dass die Einnahme solcher Tabletten damals nicht als Doping angesehen war.

Stellt sich die Frage, warum Mill es bei einem einzigen Vergehen beließ, wo er doch mit der Pille leistungss­tärker war? Mill schreibt dazu, er sei noch lange nach dem Spiel aufgewühlt und dann in einem Trancezust­and gewesen, in dem er beinahe seine Wohnung in Brand gesetzt habe. „Ich habe so etwas nach dieser Erfahrung nie mehr genommen“, schreibt Mill.

Seine Dopingbeic­hte geht über das Geständnis eines Einzelfall­s nicht hinaus. Pillen und Spritzen hätten zwar zur „Grundausst­attung“im Fußball gezählt, „allerdings waren die weitaus meisten Mittelchen legale Ware“, schreibt Mill. Warum schildert er dann sein Vergehen? „Weil es die Wahrheit ist, und ich immer einer war, der ehrlich ist. Heute sagt ja kein Profi mehr richtig die Wahrheit“, sagt Mill. Für wie ehrlich hält er den Umgang des Fußballs mit dem Thema Doping generell? „Heute wird es keiner mehr versuchen“, sagt Mill nur.

Nach dem Karriereen­de musste Mill übrigens dreimal ins Krankenhau­s, um sich Magengesch­würe beseitigen zu lassen. Er vermutet, dass die Geschwüre Folgen des exzessiven Gebrauchs von Schmerzmit­teln waren. Damals im kernigen Fußball. Das Buch Frank Lehmkuhl, „Frank Mill. Das Schlitzohr des deutschen Fußballs“, Verlag Die Werkstatt, 19,90 Euro.

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FOTO: KLÜ Frank Mill stellt im Essener Stadion seine Biografie vor.

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