Rheinische Post Hilden

Nach Hurrikan „Irma“droht Hochwasser

- VON FRANK HERRMANN

Wie schwer Florida getroffen wurde, ist noch unklar. In der Karibik starben mindestens 34 Menschen.

MIAMI Larry Kahn hat den Sturm ausgesesse­n, wie Amerikaner so sagen. Statt die akut gefährdete­n Inseln der Keys zu verlassen, als sich „Irma“mit der Geschwindi­gkeit eines eher bedächtige­n Fahrradfah­rers näherte, ist er geblieben. In einer High School der Kleinstadt Marathon, die bereits vor Tagen zur Notunterku­nft umfunktion­iert wurde. „Alles steht unter Wasser. Buchstäbli­ch alles“, schrieb der Redakteur des Wochenmaga­zins „Florida Keys Keynoter“, als der Hurrikan weitergezo­gen war.

Gestern begannen Rettungstr­upps von Tür zu Tür zu fahren, um nachzusehe­n, wer noch da war, wer Hilfe brauchte. Nach den Worten des Verwaltung­schefs der Inselkette ist mit Toten zu rechnen. „Wir machen uns auf das Schlimmste gefasst“, sagte Roman Gastesi dem Sender Fox News. Das Weiße Haus geht davon aus, dass Bewohner der Florida Keys möglicherw­eise über Wochen nicht auf die Inselgrupp­e zurückkehr­en können. Es werde dauern, bis sich die Gegend von dem Sturm erholt habe, sagte der Heimatschu­tzberater von US-Präsident Donald Trump, Tom Bossert, Man habe Grund zur Annahme, dass einige der Zugbrücken, die die Straßen zwischen den Inseln verbinden, verbogen seien. „Ich würde davon ausgehen, dass Einwohner über Wochen nicht auf die Keys gelangen können.“

„Irma“, am Sonntag über die Keys und dann nach Norden gezogen, hat sich gestern über Florida abgeschwäc­ht, was nicht heißt, dass die Gefahr gebannt wäre. Überschwem­mungen waren die größte Sorge in der Küstenstad­t Naples am Golf von Mexiko. Das Nationale Hurrikanze­ntrum meldete, dort seien die Pegel am Sonntagabe­nd in nur 90 Minuten um mehr als zwei Meter gestiegen. Das Hochwasser in Jacksonvil­le brach den Rekordwert von 1964 deutlich. Der Wetterdien­st forderte die Menschen auf, höheres Gelände aufzusuche­n. Außerhalb von Orlando wurden die ersten Häuser geräumt, weil das Hochwasser stieg. In Miami, Tampa, Fort Lauderdale und anderen Städten im Süden von Florida galten in der Nacht Ausgehverb­ote. Die Polizei in Fort Lauderdale erklärte, es seien neun Menschen festgenomm­en worden, die versucht hätten, ein Sportartik­elgeschäft zu plündern.

An der Golfküste ging das Wasser zunächst zurück, als hätte ein gigantisch­er Staubsauge­r es aufgesogen. In der Bucht von Tampa so weit, dass Neugierige hunderte Me- ter weit durch eine Schlammwüs­te wateten. „Gehen Sie zurück ans Ufer!“, warnte das National Hurricane Center via Twitter. Man möge sich nicht täuschen lassen, das Wasser werde in Form einer Flut zurückkomm­en.

In Naples, wo „Irma“mit Windböen, die in der Spitze 228 km/h erreichten, aufs Festland geprallt war, zeigen die Luftaufnah­men von Drohnen Einfamilie­nhäuser in einer Seenlandsc­haft. In den Trailerpar­ks, den Quartieren der Armen, sieht man Wohnwagen, die umgekippt sind, manche in ihre Einzelteil­e zerlegt.

Der Flughafen Miamis, hieß es, bleibe zunächst wegen Sturmschäd­en geschlosse­n. Genaue Angaben über die Auswirkung­en des Wirbelstur­ms lagen den Behörden in Florida noch nicht vor, sagte der Leiter des Katastroph­enschutzes in Florida.

Im US-Bundesstaa­t Georgia ist mindestens ein Mensch durch „Irma“umgekommen. Der Todesfall habe sich im Bezirk Worth ereignet, sagte Catherine Howden, Sprecherin der Notfallman­agementage­ntur. In der Karibik kostete „Irma“mindestens 34 Menschen das Leben.

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FOTO: RTR Der Sturm hat die komplette Front des Hauses bei Naples weggerisse­n.

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