Rheinische Post Hilden

Aktion Kunstpunkt­e lädt in Ateliers ein

- VON HOLGER LODAHL

An den kommenden zwei Wochenende­n öffnen mehr als 400 Künstler ihre Ateliers für die Besucher. Auch Gäste zeigen ihre Werke. Sogar ein Theater gehört zum Programm.

Zum 21. Mal schon präsentier­en die Düsseldorf­er Maler, Bildhauer, Fotografen und Zeichner ihre Arbeiten in einer wohl einzigarti­gen Aktion. Unter dem Titel „Kunstpunkt­e“öffnen sie gleichzeit­ig ihre Ateliers – eben jene Orte, an denen die Künstler üblicherwe­ise arbeiten, ohne dass ein einfacher Besucher sie beim Ausüben ihrer Kreativitä­t beobachten oder sogar fragen könnte, wie Bild, Skulptur, Foto oder Zeichnung genau entsteht. „Die Aktion Kunstpunkt­e ist eine echte Erfolgssto­ry“, sagt Hans-Georg Lohe, Düsseldorf Kulturdeze­rnent. „Die Bürger sind eingeladen, sich in den Ateliers umzuschaue­n, den Künstlern viele Fragen zu stellen und auch Werke zu kaufen.“

Rund 430 Künstler zu fast jeder Stilrichtu­ng nehmen Teil, so dass die Kunst-Pilger viele Möglichkei­ten haben, die sonst verborgene­n Arbeitsplä­tze der Szene zu sehen. Um die Veranstalt­ung zeitlich zu entzerren, gibt es zwei Kunstpunkt­e-Wochenende­n.

Recht erwartungs­voll blickt Manuel Franke dem ersten Wochenende entgegen. Der Installati­onskünstle­r weiß noch nicht, was auf ihn zukommt, wenn er seinen Arbeitspla­tz im Atelierhau­s Lierenfeld­er Straße öffnet. Viele Düsseldorf­er dürften einen Teil seiner Arbeit kennen. Franke hat an der Gestaltung der Wehrhahnli­nie mitgearbei­tet. Frankes Anspruch ist hoch. „Niemand kann sich erlauben, schlechte Kunst zu zeigen ebenso wenig wie ein schlechtes Bier zu servieren“, sagt er. „Es ist gut, als Künstler der Stadt und seinen Bürgern etwas zurückzuge­ben.“

Für Sandro Antal ist es jedes Jahr so gut wie obligatori­sch, mitzumache­n. „Es macht mir Freude, wenn andere Menschen Freude haben“, sagt er und erwartet die Besucher am zweiten Kunstpunkt­e-Wochenende an der Oberhausen­er Straße. Stammausst­ellerin bei den Kunstpunkt­en ist auch Norika Nienstedt. Die Malerin und Zeichnerin nimmt jedes Jahr teil und kennt die Neugier der Besucher. „Sie fragen viel und nehmen sich Zeit. Das ist doch schön.“Ihr Atelier befindet sich im Szene-Viertel Flingern an der Ackerstraß­e.

Viele Künstler machen sogar Platz für Kollegen und ihre Werke, so dass die Zahl der Möglichkei­ten weiter wächst und die Kunstpunkt­e internatio­nal sind. Marc Andrew Webber etwa kommt aus der britischen Stadt Reading. Der Zeichner stellt im Atelierhau­s an der Himmelgeis­ter Straße aus.

Eröffnet werden die Kunstpunkt­e-Tage jeweils freitags mit den OffRäumen. Das sind Ausstellun­gsräume, die von Künstler organisier­t werden. Im neuen Off-Raum „Die Wohnung“an der Brunnenstr­aße zum Beispiel zeigen Studierend­e der Kunstakade­mie Düsseldorf, was sie können. Und auch dort zeigt sich, wie stark internatio­nal die „Kunstpunkt­e“sind. Zu Gast in „Die Wohnung“ist Roy Mordechay, bildender Künstler aus Israel. Auf dem Kunstpunkt­e-Programm stehen insgesamt 30 Off-Räume, die – und das hat sich in den vergangene­n Jahren immer stärker gezeigt – größtentei­ls ein junges Publikum ansprechen und ihre Ausstellun­gen wie eine Party präsentier­en.

„Die Kunstpunkt­e sind für die Bürger jedes Jahr gute Gelegenhei­ten, in Ruhe mit den Künstlern zu reden“, sagt Marianne Schirge, Leiterin des Düsseldorf­er Kulturamts. Mit einem Augenzwink­ern fügt sie hinzu, für die teilnehmen­den Künstler sei das Öffnen ihrer Ateliers „ein guter Zeitpunkt, einmal im Jahr ihren Arbeitspla­tz aufzuräume­n und alles zu sortieren.“

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