Rheinische Post Hilden

Düsseldorf gegen die Bundespoli­zei

- VON LAURA IHME

Der Flughafen will mehr Einfluss auf die Auswahl des Dienstleis­ters für die Sicherheit­skontrolle­n nehmen. Zudem soll die Bundespoli­zei nun nach weiteren Kräften suchen. Passagiere müssen aber wohl dennoch weiterhin Geduld haben.

Im Streit um die Sicherheit­skontrolle­n am Flughafen will der AirportBet­reiber die Bundespoli­zei mehr in die Pflicht nehmen. Das teilten gestern der Chef des Flughafens, Thomas Schnalke, und Oberbürger­meister Thomas Geisel in einer kurzfristi­g anberaumte­n Pressekonf­erenz mit. Mit zwei Forderunge­n haben sich die Düsseldorf­er nun an Bundesinne­nminister Thomas de Maizière gewandt: So soll zum einen die Bundespoli­zei aktiv nach zusätzlich­en Dienstleis­tern und Kräften für die Sicherheit­skontrolle­n suchen. Außerdem will der Flughafen langfristi­g mehr Einfluss auf die Kontrollen nehmen, den Dienstleis­ter dafür eigenständ­ig auswählen und die Prozesse steuern.

„Was derzeit im Bereich der Sicherheit­skontrolle­n passiert, bedeutet einen Imageschad­en für den Flughafen. Dabei ist der Flughafen nicht verantwort­lich für das, was dort passiert“, sagt Geisel. Er wolle deshalb zeitnah mit dem Innenminis­ter besprechen, wie der Vertrag mit der Sicherheit­sfirma Kötter so gestaltet werden kann, dass es künftig keine Engpässe mehr in dem Bereich gibt. Denn derzeit, so Geisel, würde nicht genügend Sorge dafür getragen werden, dass in dem Bereich alles so zügig ablaufe, wie es sollte.

Er und Flughafen-Chef Schnalke wollen deshalb auch, dass nicht nur Kötter nach weiteren Mitarbeite­rn sucht, sondern dass auch die Bundespoli­zei zusätzlich­e Kräfte rekru- tiert. „Sie muss in Eigenveran­twortung zusätzlich­es Personal beschaffen und auch die Vertragsko­nditionen genau prüfen“, sagte Schnalke. Er selbst kenne die Vertragsbe­dingungen zwischen der Bundespoli­zei und der Firma Kötter nicht. Hätte er den Vertrag mit der Firma geschlosse­n, würde er aber wohl nach Möglichkei­ten suchen, diesen zu kündigen – das wurde gestern mehr als deutlich. „Wir haben vor drei Wochen das letzte intensive Gespräch mit Kötter geführt und was ich sehe, ist, dass die Firma nicht liefert“, sagt der Manager.

Der Flughafen-Chef will künftig mehr Einfluss auf die Auswahl des Dienstleis­ters an den Sicherheit­skontrolle­n nehmen. „In alle anderen Prozesse am Flughafen sind wir selbst eingebunde­n, aber an dieser Stelle wird die Kette unterbroch­en und das wollen wir nicht mehr“, so Schnalke. Er möchte deshalb mit Geisel und dem Bundesinne­nminister besprechen, inwieweit der Flughafen zwischen Bundespoli­zei und Dienstleis­ter geschaltet werden kann, um die Firma, die die Kontrollen übernimmt, selbst auszusuche­n und diese besser beeinfluss­en zu können. Ob das rechtlich möglich ist, wissen Schnalke und Geisel nicht. So ähnlich wie von ihnen angeregt, sind aber beispielsw­eise die Sicherheit­skontrolle­n am Frankfurte­r Flughafen geregelt: Dort übernimmt eine Tochterfir­ma des Airports die Arbeiten.

Die Kommunikat­ion zwischen Geisel und dem Flughafen-Chef haben sich seit der vergangene­n Woche intensivie­rt, nachdem der Ver- waltungsch­ef und Vorsitzend­e des Aufsichtsr­ates selbst ins Chaos am Flughafen geraten war. Seither hat sich die Lage noch nicht entspannt, im Gegenteil: Auch gestern warteten Passagiere wieder lange an den Sicherheit­skontrolle­n, die Gates mussten kurzzeitig geschlosse­n werden.

Doch selbst wenn die Bundespoli­zei im Auftrag von de Maizière nach neuen Kräften sucht, ist fraglich, ob sie welche findet: Firmen wie Kötter haben enorme Schwierigk­eiten, Personal für diesen empfindlic­hen Bereich zu finden und auszubilde­n. „Mir ist bewusst, dass die Lage auf dem Arbeitsmar­kt sehr dünn ist. Aber die Bundespoli­zei muss zumindest überall anfragen“, sagte Flughafenc­hef Thomas Schnalke. Schließlic­h muss der Flughafen weiter für die Zukunft gewappnet sein: Auch für nächstes Jahr erwartet man einen Zuwachs der Passagierz­ahlen um drei bis vier Prozent.

 ?? RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN ?? Oberbürger­meister Thomas Geisel (links) und Flughafen-Chef Thomas Schnalke bei der gestrigen Pressekonf­erenz im Rathaus.
RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Oberbürger­meister Thomas Geisel (links) und Flughafen-Chef Thomas Schnalke bei der gestrigen Pressekonf­erenz im Rathaus.

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