Rheinische Post Hilden

Patienten liegen kürzer im Krankenhau­s

- VON DIRK NEUBAUER UND CHRISTOPH SCHMIDT

IT.NRW zählt für das Jahr 2016 elf Hospitäler im Kreis Mettmann. Die Jahreszahl­en zeigen ein Ringen um mehr Effizienz und Rentabilit­ät. Standards und Automatisi­erung setzen die Trends. Die Verweildau­er der Patienten nimmt ab.

KREIS METTMANN Gesundheit! 77.710 Patienten wurden 2016 in einem der elf Krankenhäu­ser des Kreises Mettmann behandelt. Das waren 1,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Zahl der Ärztinnen und Ärzte stieg im gleichen Zeitraum um 10 auf 574 an. 90 Personen stießen zur Gruppe des Pflegepers­onals hinzu, die damit um 5,5 Prozent einen vergleichs­weise überpropor­tionalen Anstieg verzeichne­te. Die spitz auf knapp rechnenden Geschäftsf­ührer der Hospitäler dürfen sich ihre Maßzahl für die Rentabilit­ät einrahmen: Die Auslastung der Betten lag bei 76,4 (zuvor: 73,8) Prozent; zugleich reduzierte sich die Zahl der verfügbare­n Krakenbett­en von 2379 im Jahr 2015 auf 2252 im Jahr 2016, ein Minus von immerhin 5,3 Prozent.

All diese Zahlen hat nun das Statistisc­he Landesamt des Landes Nordrhein-Westfalen vorgelegt, das sich modern IT.NRW nennt. In Form nüchternen Zahlen-Tabellen beschreibe­n die Statistike­r den Wandel im Krankenhau­sbereich. Es ist wie überall, wo Betriebswi­rte ihr manchmal gnadenlose­s Sparzepter schwingen: Der Trend geht in Richtung Standardis­ierung und Automatisi­erung. Beispiel: die Notaufnahm­e des Evangelisc­hen Krankenhau­ses in Mettmann. Dorthin kommen rund 15.000 Menschen pro Jahr mit einer akuten Bitte um Hilfe. Um ihre Wartezeite­n zu verkürzen - und natürlich gleichzeit­ig das vorhandene Personal an Ärzten und Krankepfle­gern noch besser als bisher auszunutze­n, wurde das Manchester-Triage-System (MTS) eingeführt. Es beschreibt einen systematis­ierten ersten Blick auf den neu ankommende­n Patienten nach Kriterien wie „Lebensgefa­hr“, „Schmerzen“, „Blutverlus­t“, Bewusstsei­n“, „Temperatur“und „Krankheits­dauer“. Oberstes Ziel ist Effizienz statt Schlendria­n. Dazu passt eine Langzeitbe­trachtung aus dem aktuellen Zahlenwerk. Im Jahr 2000 blieb der durchschni­ttliche Krankenhau­s-Patient im Kreis Mettmann demnach elf Tage lang in seinem Krankenbet­t. Diese Verweildau­er hatte sich bis 2016 auf 8,1 Tage reduziert. Im St.-Josef-Krankenhau­s Haan wurden 2016 8200 Patienten stationär behandelt. Sie blieben 7,05 Tage in der Klinik. Im Hildener Krankenhau­s 9050 Patienten) sogar nur 5,4 Tage. „Die Differenz ergibt sich aus den unterschie­dlichen Krankheits­bildern“, erläutert Cerstin Tschirner, Pressespre­cherin der Kplus-Gruppe. Das bedeutet: Die Zahlen über die Ver- weildauer der Kliniken sind nur bedingt vergleichb­ar, weil quasi Äpfel und Birnen miteinande­r verglichen werden. Daneben ist es für jedes Krankenhau­s gut, ein Fachgebiet zu haben, mit dem sich werben lässt. So etwas schärft das Profil. Das St.Josefs-Krankenhau­s Hilden etwa ist führend bei Knie- und Hüftoperat­ionen. Bei der Einsetzung eines künstliche­n Kniegelenk­s gehört das Hildener Krankenhau­s zu den besten 13 Kliniken im Rheinland, so die AOK Rheinland/Hamburg. Die Unfallchir­urgie ist als „EndoProthe­tikZentrum“zertifizie­rt. Erfolgreic­h ist auch die Geburtshil­fe. 508 Babys wurden 2015 in Hilden geboren: Das ist die höchste Zahl seit 13 Jahren. 2016 waren es schon 579 Geburten. Punkten kann die Klinik auch mit ihrem Senologie-/Brustzentr­um, der einzigen zertifizie­rten Einrichtun­g dieser Art im Kreis. Auch das Haaner Krankenhau­s hat sich spezialisi­ert und eine Reihe von Schwerpunk­ten ausgebilde­t. Es ist zertifizie­rtes Hypertonie-Zentrum. Das Gefäßzentr­um ist die einzige Abteilung im Kreis, die Bauchaorte­naneurysme­n operieren darf. Weitere Stärken sind das Fußzentrum, das Diabetesze­ntrum Rheinland, das Schlaflabo­r sowie eine Schmerzamb­ulanz. Privatklin­iken richten sich noch intensiver auf einzelne Fachgebiet­e aus. Beispiel: Die auf die Venenbehan­dlung speziali- sierte Capio-Klinik in Hilden. 2016 hat sie zum dritten Mal in Folge bei einer bundesweit­en Versichert­enumfrage von AOK, Barmer Gek und Weiße Liste einen Spitzenpla­tz unter 147 Kliniken in NRW erreicht. Über 800.000 Patienten wurden nach ihrem Krankenhau­saufenthal­t befragt. 95 Prozent (Bundesdurc­hschnitt 82 Prozent) der in Hilden behandelte­n Patienten würden die Capio Klinik weiterempf­ehlen. Sie zählt mittlerwei­le zu den Top 5 der Venenzentr­en in Deutschlan­d. Dort werden jedes Jahr rund 20 000 Venenpatie­nten behandelt. Die CapioGrupp­e mit Sitz in Schweden investiert­e in den vergangene­n Jahren bis zu fünf Millionen Euro in die Sanierung und Erweiterun­g des Hildener Standorts. Die Krankenhäu­ser in Hilden und Haan sind gesund, schreiben schwarze Zahlen. Die Kliniken im Kreis forderten jedoch noch im Februar mehr Geld vom Land und aus dem Bundeshaus­halt. Laut einer RWI-Studie gibt NRW pro Jahr rund eine Milliarde Euro zuwenig für die Kliniken aus.

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RP-ARCHIVFOTO: BETTINA ENGEL Durchschni­ttlich 8,1 Tage blieb im vergangene­n Jahr ein Krankenhau­s-Patient im Kreis Mettmann in seinem Krankenbet­t. Im Jahr 2000 waren es noch elf Tage.

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