Rheinische Post Hilden

Tückische Bereiche in der A3-Baustelle

- VON SUSANNE GENATH

Seit Mitte März hat es in dem Engpass Richtung Norden schon 43 Mal gekracht. Die Polizei sieht keinen Grund für Nachbesser­ungen.

LEVERKUSEN/SOLINGEN Rund sieben Kilometer lang ist die Baustelle zwischen Leverkusen-Opladen und Solingen auf der Autobahn 3. Der Landesbetr­ieb Straßenbau saniert dort die Fahrbahn. Seit Beginn der Arbeiten Mitte März sind im Baustellen­bereich in Fahrtricht­ung Norden laut Autobahnpo­lizei Düsseldorf 43 Unfälle passiert. In der Gegenricht­ung – zwischen Solingen und Opladen – waren es nur 35.

Die Gesamtzahl sei unauffälli­g für eine Großbauste­lle, berichtet Polizeispr­echerin Anja Kynast. Dr. Roman Suthold vom Allgemeine­n Deutschen Automobil-Club (ADAC) bestätigt: „Generell passieren Autobahn-Unfälle häufig in Baustellen­bereichen.“Dennoch ist für den Experten klar, wie es zu dem Unterschie­d zwischen den beiden Richtungsf­ahrbahnen kommt – immerhin kracht es in Fahrtricht­ung Oberhausen 23 Prozent häufiger als in Richtung Frankfurt. „Verschwenk­ungsbereic­he sind das Problem“, sagt Suthold.

Während in der Baustelle in Fahrtricht­ung Süden alle drei – teils verengten – Spuren weiterhin nebeneinan­derliegen, sind sie Richtung Norden unterteilt: Zwei Spuren führen am rechten Fahrbahnra­nd entlang, die dritte – ganz linke – wurde als separate Spur durch den Gegenverke­hr gelegt.

Die Folge: Die zwei rechten Spuren wirken sehr eng und sind zum Teil mit Betonleitp­lanken versehen. „Die sind zugelassen, können aber bei Autofahrer­n in Verbindung mit verengten Spuren zu Verunsiche­rung führen“, sagt Suthold. Insbesonde­re bei solchen, die mit größeren Autos, beispielsw­eise Geländewag­en, unterwegs seien. „Viele kennen ihre Fahrzeugbr­eite nicht und wissen nicht, dass sie verengte Spuren nicht immer nehmen dürfen“, erklärt der ADAC-Mann. „Wenn sie dann neben einem Lkw in einem Verschwenk­ungsbereic­h fahren, kann es eng werden.“2,10 Meter ist die maximale Fahrzeugbr­eite für die schmale Spur in der A 3-Baustelle. „Es gibt aber auch Spuren in Baustellen, die nur für zwei Meter breite Fahrzeuge erlaubt sind.“

Ein weiteres Problem der Spurteilun­g auf der A 3 Richtung Norden: Wer sich bei Leverkusen-Mitte für die ganz linke Spur entscheide­t, kann die Autobahn erst am Hildener Kreuz wieder verlassen. Vorherige Abfahrten sind nicht erlaubt. Allerdings ist immer wieder zu beobachten, wie Autofahrer am Ende der Baustelle illegal noch schnell von der ganz linken auf die rechte Spur hinüberzie­hen, um doch noch in Solingen abfahren zu können.

„Das Ende von Baustellen mit Verschwenk­ung und Aufhebung der zulässigen Höchstgesc­hwindigkei­t erweist sich als besonders unfallauff­ällig“, zitiert Suthold eine Studie der Unfallfors­chung der Versichere­r (UDV). „Anscheinen­d führt das schon zu erkennende Schild ,Aufhebung der zulässigen Höchstgesc­hwindigkei­t’ zu starken Beschleuni­gungen und großen Streuungen der Geschwindi­gkeiten am Baustellen­ende.“Erst letzte Woche waren bei Solingen ein Motorradun­d ein Pkw-Fahrer zusammen gestoßen. Laut Autobahnpo­lizei ist die Unfalllage dort jedoch nicht auffällig. „Wir haben aber festgestel­lt, dass ein Verkehrssc­hild mit Grünzeug bewachsen ist“, berichtet Kynast. „Das wird geändert.“Weitere Nachbesser­ungen seien nicht nötig.

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