Rheinische Post Hilden

Sozialzent­rum zieht in alte Fabrik

- VON CHRISTOPH SCHMIDT

Ein Teil der Wände war so marode, dass sie niedergele­gt werden mussten. Ende 2018 soll Umbau abgeschlos­sen sein.

HILDEN Was beim Abriss der alten Bäckerei Look (Schwanenst­raße 16) geschah, ist jetzt auch Architekt Christof Gemeiner beim Umbau der ehemaligen Walzengrav­ieranstalt Waldeck & Nacke an der Walder Straße 24/24a passiert. „Ein Teil der hinteren Wände des Anbaus war in einem so schlechten Zustand, das er niedergele­gt werden musste“, berichtet der ausgewiese­ne DenkmalExp­erte: „Und das trotz vorsichtig­en Handabbruc­hs.“Offenbar sei beim Bau um 1850 an Zement gespart worden. Gemeiner hat einiges über die Vergangenh­eit der alten Fabrik in Erfahrung gebracht: „Dort wurden Walzen für das Bedrucken von Modestoffe­n hergestell­t – ein hoch spezialisi­erter Betrieb. Die Mitarbeite­r durften im Obergescho­ss wohnen. So wollte man sie an den Betrieb binden.“Die Geschäfte liefen so gut, dass um 1900 nebenan eine Villa für die Inhaber errichtet wurde. Dieses Gebäude hat Gemeiner gekauft, behutsam renoviert und dort sein Büro untergebra­cht. Die Ziegelfass­ade sei in einem guten Zustand und bleibt erhalten: „Da sieht man, wie gut Klinker altern können.“

Die Arbeiterwo­hlfahrt Bezirksver­band Niederrhei­n hat die alte Fabrik gekauft und lässt sie zu einem Sozialzent­rum umbauen. Das ist ein Glück für Hilden, denn so bleibt ein Stück Industrieg­eschichte für die Nachwelt erhalten. Nur die Straßenfas­sade des Gebäudes Walder Straße 24a steht unter Denkmalsch­utz. Für Kauf, Umbau und Ausstattun­g hat die Arbeiterwo­hlfahrt gut 2,8 Millionen Euro kalkuliert, berichtet Werner Eick, Leiter des Wohnverbun­des mit Sitz im Hildener Fritzvon-Gehlen-Haus. „Das Budget wird eingehalte­n“, versichert Architekt Christof Gemeiner – trotz des Mehraufwan­des wegen der instabilen Mauern. Ende 2018 soll der Umbau fertig sein. Die alte Fabrik biete durch ihre verkehrsgü­nstige Lage, optimale Größe, den großen Außenberei­ch und ihren Charme „perfekte Bedingunge­n, um einen gemeinsame­n Sozialraum für Menschen mit und ohne Behinderun­gen zu schaffen“, glaubt Eike. Im Erdgeschos­s ist ein öffentlich­es Café angedacht. Menschen mit psychische­n Erkrankung­en sollen dort einen Arbeitspla­tz finden. Dazu sind Räume für Ergotherap­ie, Büros und drei Wohnungen geplant.

Direkt nebenan plant die Stadt ein neues Wohnvierte­l nahe der Innenstadt. Sieben Eigentümer sind beteiligt. Deshalb wird schon seit 16 Jahren verhandelt. Die Politik stimmte jetzt im Fachaussch­uss einem Entwurf für den Bereich Walder Straße 10/Kirchhofst­raße 15 und 17 zu. Geplant sind zwei Ausbaustuf­en mit 38 bis 45 Wohnungen in drei Mehrfamili­en- und vier Einfamilie­nhäusern an der Walder Straße und im Hinterland sowie ein Mehrfamili­enhaus an der Kirchhofst­raße und vier Doppelhäus­er dahinter. Erschlosse­n werden soll das neue Wohnvierte­l von der Walder Straße aus (Einfahrt neben Hausnummer 10). Das Awo-Projekt und das geplante neue Wohnvierte­l werden durch den reizvollen Kontrast von Alt und Neu städtebaul­ich voneinande­r profitiere­n. Der ganze Bereich zwischen oberer Mittelstra­ße und St.-Josefs-Krankenhau­s wird durch beide Projekte aufgewerte­t, ist Peter Stuhlträge­r, Leiter des städtische­n Planungsam­tes, überzeugt.

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RP-FOTO: CHRISTOPH SCHMIDT Die Mauern des Anbaus im hinteren Teil waren so brüchig, dass sie niedergele­gt werden mussten.

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