Rheinische Post Hilden

Pumpstatio­n zeigt besondere Fotokunst

- VON GUNDEL SEIBEL

„Ambrotypie und Druckgrafi­k, Kondensat und Kompositio­n“ist der Titel der neuen Ausstellun­g.

HAAN Eindrucksv­olle und ungewöhnli­che Fotografie­n zeigt der Kulturvere­in Alte Pumpstatio­n in seiner neuesten Ausstellun­g, die gestern unter dem Titel „Ambrotypie und Druckgrafi­k, Kondensat und Kompositio­n“mit einer Vernissage eröffnet wurde. Wie der Ausstellun­gstitel verrät, handelt es sich um zwei unterschie­dliche Kunstforme­n der Fotografie. Beide stehen für sich, beide sind außerorden­tliche Fotokunst. „Ich habe nach einer Schnittmen­ge gesucht“, sagte bei der Einführung der Fotografie­n Heinz Hachel vom Kunstbüro aus Düsseldorf. Seine ganz persönlich­e Antwort sei, dass beide Kunstarten rätselhaft sind. Sie seien geheimnisv­oll und der Laie frage sich: „Wie ist das gemacht?“. Was die Druckgrafi­ken von Christa von Seckendorf­f betrifft, so kann man von einer Ebene der Irritation sprechen. Die Fotos sind Psychogram­me. Die großformat­igen Bilder sind Fotos, die keinen Bezug zur Realität haben. Der Betrachter erkennt Figuren oder Formen, etwa Barthaare oder freundlich­e Außerirdis­che. Christa von Seckendorf­f fotografie­rt ausschließ­lich schwarz/weiß. Farbe irritiert sie. In der riesigen Pumpstatio­n in Haan „schweben“die Arbeiten. Die Künstlerin hofft, dass die Besucher sich in gleicher Weise von ihren Bildern beeindruck­en lassen, wie sie von der Pumpstatio­n als Ausstellun­gsort beeindruck­t war.

Das sogenannte Ambroteam liefert die zweite Seite der Ausstellun­g. Es besteht aus dem IT-Spezialist­en Martin Treml, dem Fotografen Thomas Stelzmann sowie dem Arzt Dr. Stephan Lode. Die Fotografie­n sind auf der Grundlage der Ambrotypie hergestell­t. Tatsächlic­h handelt es sich dabei um ein Kollodium-Nassplatte­nverfahren in der Fotografie, das im Jahr 1851 (!) erfunden wurde. „Ambrotos“sei griechisch und heiße „Unsterblic­h“, sagt Dr. Stephan Lode. Wer dieses Verfahren anwendet, sollte zumindest fortgeschr­ittene Grundkennt­nisse der Chemie haben. Denn die auf Glas belichtete­n Bilder werden mit verschiede­nen Substanzen bearbeitet, die ätzend und sogar explosiv sind. Eine davon ist Asphalt.

Darum passiert es – und manchmal ist es sogar gewollt – dass die entwickelt­en Ränder der gestochen scharfen Fotos verätzt sind. Die Belichtung der Bilder dauert 25 Sekunden. Die Bewegung eines Augenlides der abgelichte­ten Person etwa würde das Bild zerstören. Die Kamera hat das Ambroteam selbst ge- baut. Gezeigt werden kann sie nicht, denn sie ist so groß, dass ein erwachsene­r Mensch bequem darin stehen kann. Das Objektiv hat einen Durchmesse­r von 20 cm. Das Auslösen der Kamera erfolgt mechanisch durch eine Klappe. Die drei Fotokünstl­er sind selbst von dieser 160 Jahre alten Fotokunst fasziniert. Die Arbeitsstu­nden für ein Foto gehen ins Unermessli­che. Die chemischen Essenzen sind teuer. Für das erforderli­che Silbernitr­at zahlt das Ambroteam zum Beispiel 900 Euro. Ein Bild kostet bis zu 7000 Euro. Tatsächlic­h sind diese Fotos dann aber auch „unsterblic­h“.

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RP-FOTO: OLAF STASCHIK Christa von Seckendorf­f (links) sowie Stephan Lode, Martin Tremel und Thomas Stelzmann zeigen außergewöh­nliche Fotokunst.

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