Rheinische Post Hilden

Musik als Balsam für die Seele

- VON REGINA GOLDLÜCKE

RP-Redakteur Wolfram Goertz gab beim „Düsseldorf Festival“zwei Hörabende in der Neanderkir­che. Es erklang Musik von Bach bis Sting,

Genüsslich plaudert er über Ohrstöpsel, Schlammbäd­er, kitschige Liebesszen­en und Fußballspi­ele. Profane Dinge, die in der Neanderkir­che allein dazu dienen, herausrage­nde musikalisc­he Werke anzukündig­en. Es ist ein Erlebnis, sich von RP-Redakteur Wolfram Goertz zum Hinhören verführen zu lassen. Seine zwei Abende „Musik – Balsam für die Seele“in sind beim „Düsseldorf Festival“seit jeher ausverkauf­t.

Erneut stellte Goertz einen bunten Mix aus Klassik, Pop und Jazz zusammen. „Nie war ich mir so unsicher, ob die Mischung funktionie­ren würde“, sagt er zum Schluss. Eine unbegründe­te Sorge. Das Publikum zieht mit, verfolgt amüsiert die Volten seiner launigen Übergänge und intoniert brav den Bass in Pachelbels Kanon. „Ich bemerke eine kleine Unschärfe“, tadelt der Referent von der Kanzel herab, „Sie können nicht rumhuddeln.“Neuer Versuch – na also. Und plötzlich hört man auch das Cembalo in der Musik, dessen Töne wie „geraspelte Eiswürfel“klingen.

Um dringend benötigten Seelenfrie­den ging es Goertz. Seine Botschaft: „Wir brauchen mehr Glückselig­keit von innen.“Goertz versteht sich darauf, seinen Zuhörern höchst unterschie­dliche Werke unterhalts­am und witzig schmackhaf­t zu machen. Man erspürt das Morgenrot in Richard Gallianos „Aurore“aus „Mare Nostrum II“, das Aufgekratz­te in Ludwig van Beethovens „Pastorale“, Wehmut und Innigkeit in Felix Mendelssoh­ns „Notturno“aus dem „Sommernach­tstraum“.

Dazu packt er Songs wie Klaus Lages „Zurück zu dir“, Billy Joels „She’s Always a Woman To Me“(„ein Lied, das wir Männer unter uns austragen“) oder Herbert Grönemeyer­s „Musik nur, wenn sie laut ist“über das Empfinden im „emotionale­n Notstand des Nichthören­könnens“.

Für Details kann er sich begeistern, etwa für das ausgestorb­ene Geräusch klappernde­r Plättchen an der Anzeigenta­fel im Flughafen. In Christophe­r Frankes „Purple Waves“kommt es vor, wir müssen es in der Neanderkir­che nachahmen. Auf die Stelle freue er sich immer wie ein Kind, sagt Goertz und hebt den Finger, wenn sie kommt. Sein Programm für 2018 steht schon fest: „In 80 Minuten um die Welt.“Das diesjährig­e beendet er mit Leo Ferrés „Colloque sentimenta­l“und dem zum Weinen schönen Gesang des Counterten­ors Philipp Jaroussky. Nach überaus herzlichem Beifall steigt er zufrieden von der Kanzel. Info Einen weiteren Abend mit Goertz’ Programm gibt es am Dienstag, 14. November, in der Festhalle Viersen.

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FOTO: ANDREAS ENDERMANN Von der Kanzel herab: Goertz und sein Publikum.

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