Rheinische Post Hilden

Klaus zeigt: Wiederbele­bung kann jeder

- VON ALEXANDRA RÜTTGEN

Mit einer „Tour des Herzens“wollen die Hilfsorgan­isationen im Kreis ganz praktisch für das Thema „Erste Hilfe“werben.

KREIS METTMANN Klaus ist ein harter Brocken. Denn wer bei ihm in den grünen Bereich kommen will, der muss ihn schon richtig feste drücken. „Klaus“ist eine Puppe des Deutschen Roten Kreuzes; ein etwa sechs Kilo schwerer Torso, an dem Laien alle Tricks und Kniffe zur Herzmassag­e und damit zur Wiederbele­bung eines Menschen lernen können. Diese Puppe hatte gestern in Haan ihren Einsatz: Zum Start der „Tour du Coeur“, der „Tour des Herzens“, mit der eine Woche lang mehrere Hilfsorgan­isationen in der Region auf das Thema Reanimatio­n aufmerksam machen wollen. Ihr Tenor: „Wiederbele­bung kann jeder“.

Gestern machten die Ersthelfer auf dem Vorplatz der Stadt-Sparkasse in Haan Station. Es dauerte nicht lange, und sie mussten erste Fragen beantworte­n. „Was ist, wenn man bei der Reanimatio­n etwas falsch macht?“, wollte beispielsw­eise Sparkassen-Vorstand Udo Vierdag wissen. Und „was ist, wenn ich dem Patienten die Rippen breche?“, wollte eine Frau mit Einkaufstü­te in der Hand wissen.

Nina Hagemann, Auszubilde­nde zur Unfallsani­täterin der Feuerwehr Hilden, versuchte zu motivieren. „Sie können nichts falsch machen“, betonte sie. Selbst wenn der Patient durch Wiederbele­bungsmaßna­hmen verletzt werde, seien Ersthelfer durch den Gesetzgebe­r geschützt. Denn „das Schlimmste ist, wenn man nichts tut“, betonte Michaela vom Hoff, Erste-Hilfe-Ausbilderi­n des Deutschen Roten Kreuzes. Und schnell war von dem Gerichtspr­ozess die Rede, bei dem gestern drei Angeklagte zu Geldstrafe­n verurteilt wurden, die in Essen über einen am Boden liegenden, alten Mann in der Schalterha­lle einer Bank einfach hinweg gestiegen sind. Kopfschütt­eln bei den Haanern. Trotzdem ist die Hemmschwel­le groß. Denn Puppe „Klaus“anfassen und die Herzmassag­e anwenden, das wollen nur die wenigsten. Susanne Schaub hat den Mut. „Man hat erstaunlic­h viel Widerstand. Das ist durchaus ein Kraftakt“, sagt sie dann. Tatsächlic­h? Nina Hagemann erklärt geduldig jeden Schritt – auch der Journalist­in, die sich jetzt probeweise neben Klaus kniet und versucht, ihm wieder Leben einzuhauch­en. „Einfach die Hände auf die Mitte des Brustkorbs legen und immer wieder fest und schnell darauf drücken“, erläutert Hagemann – immerhin rund 100-mal die Minute.

Da kommt man schnell ins Schwitzen. Und es wird klar: Wer reanimiere­n will, der muss Kraft an- wenden. Ein Kontrollfe­ld an der Puppe zeigt, ob der Druck groß genug ist. Das rote Feld gibt an, dass der Ersthelfer noch fester zupacken muss. Doch bis das Kontrollfe­ld in den grünen Bereich wechselt, dreht sich das Gedankenka­russell: Kann man einen fremden Menschen im Ernstfall wirklich derart ruppig anpacken? Die zweifelnde­n Fragen der Zuschauer erscheinen da nur allzu verständli­ch. „Auch für mich war es anfangs komisch“, gibt Nina Hagemann zu. „Doch wenn man weiß, man hat geholfen und hat sein Bestes getan, dann ist es gut.“

Dieses gute Gefühl wollen die Rettungsor­ganisation­en wie Rotes Kreuz, Johanniter, Malteser, DLRG und Arbeiter-Samariter-Bund nun weitergebe­n – am Mittwoch, 20. September, sind sie von 8 bis 13 Uhr zu Gast auf dem Jubiläumsp­latz in Mettmann sowie von 15 bis 19 Uhr auf dem Rastplatz Ohligser Heide an der A3, Fahrtricht­ung Oberhausen. Am 22. September macht der Infostand von 9 bis 12 Uhr Station auf dem Rathauspla­tz in Heiligenha­us sowie von 14 bis 18 Uhr an der Mittelstra­ße, Höhe Sparkasse, in Hilden. Am 23. September geht es von 15 bis 18 Uhr nach Langenfeld (DRK-Haus, Jahnstraße) und von 10 bis 15 Uhr in die Fußgängerz­one nach Wülfrath.

Und eines ist klar: „Klaus“freut sich auf viele weitere enge Kontakte.

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RP-FOTO: OLA Nina Hagemann, Rettungssa­nitäterin der Feuerwehr Hilden, schaut wie der Haaner Sparkassen-Vorstand Udo Vierdag die Druckmassa­ge durchführt.

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