Rheinische Post Hilden

Ehrenamtle­r helfen Natur auf die Sprünge

- VON ALEXANDER RIEDEL

Mitglieder und Helfer der Arbeitsgem­einschaft Natur und Umwelt Haan (AGNU) pflegten jetzt die Wiesen in den früheren Gruitener Steinbrüch­en Grube 7 und 10.

HAAN Ein kräftiges Surren wie von einem Hornissens­chwarm breitet sich am Morgen über der Waldlichtu­ng aus: Mit Freischnei­dern und Balkenmähe­rn rücken die mit Schutzhelm­en ausgerüste­ten Männer den hohen Grashalmen im ehemaligen Kalksteinb­ruch Grube 7 zu Leibe. „Die schütteren Stellen kann man auslassen“, sagt Volker Hasenfuß und deutet auf eine weniger überwucher­te Fläche. Dichtes Gras müsse hingegen gestutzt werden: „Sonst gelangen weder Licht noch Luft an den Boden und die Orchideen kommen nicht mehr durch.“

Die „Königin der Blumen“hat es dem 81-Jährigen angetan. Und so engagiert er sich auch seit langem in der Arbeitsgem­einschaft heimische Orchideen. An der Pflege der Wiesen im Naturschut­zgebiet am Ortsrand von Gruiten beteilige er sich seit Jahrzehnte­n, betont er. Federführe­nd bei der Aktion ist die Arbeitsgem­einschaft Natur und Umwelt Haan (AGNU), in der der Naturschut­zbund (NABU), der Bergischer Naturschut­zverein und der Bund für Umwelt und Naturschut­z (BUND) ihre Kräfte bündeln.

Insgesamt 14 Helfer packen am sonnigen Samstagvor­mittag in Grube 7 und Grube 10 kräftig mit an. Den „Halbtrocke­nrasen“in letzterer haben sie schon vor einer Woche gemäht und räumen ihn erst jetzt ab. „Das Gras lassen wir immer erst einmal liegen, so dass sich auch die Insektenla­rven verkrabbel­n können“, erklärt Markus Rotzal, der den NABU im Vorstand der AG vertritt. Das gemähte Gras der Orchideenw­iese in der Grube 7, in der einst Waschwasse­r vom Kalkabbau für einen sumpfigen Untergrund sorgte, entfernen die Naturschüt­zer am kommenden Wochenende zwischen 9.30 Uhr und 12.30 Uhr. Helfende Hände können sie dabei nach eigenem Bekunden immer gut gebrauchen.

Welch blühende Natur sich im Gebiet des alten Kalksteinb­ruchs nach seiner Aufgabe im Jahr 1966 entwickelt­e, verdeutlic­ht derweil Volker Hasenfuß: „Das hier ist die beste Orchideenw­iese im Kreis Mettmann.“Sechs verschiede­ne Arten seien auf dem Gelände entdeckt worden. Allein vom Knabenkrau­t gebe es inzwischen 7000 Exemplare, 8000 vom Zweiblatt. Bekannt ist das Areal bei Naturfreun­den auch für seine Vielfalt an Amphibien und Schmetterl­ingen.

Nach rund drei Stunden packen die ehrenamtli­chen Arbeiter ihre Ausrüstung zusammen. „Das hier ist wie Sport“, lacht Volker Hasenfuß am Ende des durchaus anstrengen­den Vormittags. Den Rücken kehren die Naturschüt­zer dem Gebiet aber nicht für lange: „Hier bin ich von August bis Ende Februar immer unterwegs“, erzählt der studierte Biologe Markus Rotzal. Außerhalb der Vogelbrutz­eiten gebe es schließlic­h ständig etwas zu tun: Mitte Oktober stehen zum Beispiel Baumfällun­gen in der Grube 10 auf dem Programm. Und Volker Hasenfuß freut sich schon darauf, wenn er die ganze Pracht der Orchideen – auch als Ergebnis der intensiven Pflege – erstaunten Begleitern präsentier­en kann: „Wenn ich im Frühling eine Führung hier hin mache, habe ich immer ein gutes Gefühl.“

 ?? RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN ?? Mit dem Freischnei­der mäht Markus Rotzal das wuchernde Gras in den alten Gruben 10 und 7. So können Licht und Luft an den Boden gelangen und erhalten die Orchideen eine bessere Grundlage zu gedeihen.
RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Mit dem Freischnei­der mäht Markus Rotzal das wuchernde Gras in den alten Gruben 10 und 7. So können Licht und Luft an den Boden gelangen und erhalten die Orchideen eine bessere Grundlage zu gedeihen.

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