Rheinische Post Hilden

Mehr Leistungen für Pflegebedü­rftige

- VON EVA QUADBECK

Die Pflegerefo­rm führt zu einer starken Ausweitung der Berechtigt­en.

BERLIN Die Zahl der Menschen, die Geld oder Sachleistu­ngen von der Pflegevers­icherung erhalten, ist seit Jahresbegi­nn sprunghaft gestiegen. 432.000 Versichert­en wurden von Januar bis Juli dieses Jahres erstmals Hilfen in einem der fünf neuen Pflegegrad­e zugesproch­en. Das sind im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum 175.000 mehr Erstpflege­bedürftige. Diese Zahlen teilte der Medizinisc­he Dienst der Krankenkas­sen (MDK) auf Anfrage unserer Redaktion mit. Wer die Pflegevers­icherung in Anspruch nehmen möchte, muss sich vom Medizinisc­hen Dienst begutachte­n lassen.

Während bis Ende vergangene­n Jahres drei Pflegestuf­en galten, gibt es künftig fünf Pflegegrad­e. Auch für viele bereits Pflegebedü­rftige lief die Reform auf eine Besserstel­lung hinaus. Insbesonde­re Menschen mit einer Demenz-Erkrankung erhalten zusätzlich­e Leistungen. Zugleich ist die Schwelle gesunken, um eine Anerkennun­g der Pflegebedü­rftigkeit zu bekommen.

Bereits nach dem ersten Quartal 2017 zog der MDK eine positive Bilanz: Demnach ist für den Dienst der Krankenkas­sen das Auftragsvo­lumen um gut 30 Prozent gestiegen. Von den Menschen, die begutachte­t werden, erhalten 80 Prozent einen der fünf neuen Pflegegrad­e.

Die neuen Leistungen sind Teil der Pflegerefo­rm der großen Koalition. Verglichen mit dem Beginn der Wahlperiod­e, fließen durch die zweifache Beitragser­höhung jährlich rund fünf Milliarden Euro zusätzlich ins System. Rund vier Milliarden Euro kommen den Pflegebedü­rftigen direkt zugute. Eine weitere Milliarde geht in einen Fonds, dessen Mittel für die Versorgung der sogenannte­n Babyboomer-Generation ab 2036 zur Verfügung stehen sollen.

Obwohl sich die Versorgung der Pflegebedü­rftigen damit verbessert hat, fehlt es weiterhin vor allem an Fachperson­al, das die Pflegebedü­rftigen versorgt – sowohl bei ambulanten Pflegedien­sten als auch in den Heimen. Aktuell leben in Deutschlan­d etwa 2,9 Millionen Pflegebedü­rftige. Die Hauptlast tragen Angehörige: Mehr als zwei Millionen werden zu Hause versorgt.

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