Rheinische Post Hilden

Deutsche Wirtschaft nach Trumps UN-Auftritt besorgt

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BERLIN/NEWYORK (dpa/may-) Die deutsche Wirtschaft sorgt sich um ihre Geschäfte mit dem Iran und warnt vor einer Aufkündigu­ng des Atomabkomm­ens mit der Islamische­n Republik durch die USA. Der Bundesverb­and der Deutschen Industrie (BDI) und der Deutsche Industrie- und Handelskam­mertag (DIHK) sprachen sich gegen einen solchen Schritt aus.

US-Präsident Donald Trump hatte am Dienstag in seiner Rede vor den Vereinten Nationen den Iran als Schurkenst­aat bezeichnet. Das mühsam über Jahre ausgehande­lte internatio­nale Atomabkomm­en mit Teheran nannte er einen der schlechtes­ten Verträge, die jemals abgeschlos­sen worden seien. Das 2015 nach jahrelange­m Streit zwischen den UN-Vetomächte­n, der EU sowie Deutschlan­d erzielte Abkommen soll eine iranische Atombombe verhindern. Gestern Abend teilte Trump mit, er habe sich entschiede­n. Mitteilen, ob sein Land aus dem Abkommen aussteigen wolle oder nicht, wollte er indes nicht.

Der BDI sieht Trumps Äußerungen mit Sorge. „Es bestehe die Gefahr, dass der deutschen Industrie große Chancen in der Region entgehen, wenn das Abkommen nicht mehr gilt“, sagte BDI-Präsident Dieter Kempf. Eine Aufkündigu­ng des Abkommens wäre „ein harter Schlag ins Kontor der deutschen Wirtschaft“, warnte auch DIHK-Außenwirts­chaftschef Volker Treier. Die deutsch-iranischen Handelsbez­iehungen haben laut dem DIHK seit der weitestgeh­enden Aufhebung der Wirtschaft­ssanktione­n im Januar 2016 zufolge zugelegt. Von Januar bis Juli 2017 sei der Außenhande­l gegenüber dem Vorjahresz­eitraum um 23 Prozent gestiegen – auf 1,8 Milliarden Euro.

Nach Einschätzu­ng von Norbert Röttgen, dem Vorsitzend­en des Auswärtige­n Ausschusse­s, war Trumps Rede vor der UN-Generalver­sammlung an den amerikanis­chen Wähler gerichtet. „Die USA werden ihre internatio­nale Führungsro­lle nicht aufrechter­halten können, wenn die Reden zur Außenpolit­ik in Wahrheit innenpolit­ischer Wahlkampf sind“, sagte der CDU-Politiker. Das werde „zunehmend zum Problem nicht nur für die USA, sondern auch für ihre Alliierten, die Europäer“, kritisiert­e der Außenexper­te.

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