Rheinische Post Hilden

Uniper entsetzt über Verkauf an Finnen

- VON ANTJE HÖNING

Eon will Uniper komplett an den finnischen Konzern Fortum abgeben. Die Zentrale soll in Düsseldorf bleiben.

DÜSSELDORF Management und Belegschaf­t von Uniper sind schockiert. Der Mutterkonz­ern Eon will seine 46,65-Prozent-Beteiligun­g an Uniper komplett an den finnischen Versorger Fortum abgeben. Die Gespräche über eine entspreche­nde Vereinbaru­ng seien fortgeschr­itten, teilten Eon und Fortum überrasche­nd mit. Eine endgültige Entscheidu­ng soll aber erst 2018 fallen.

Arbeitnehm­ervertrete­r reagierten entsetzt: „Das Vorgehen ist unglaublic­h.“Sie seien überhaupt nicht eingebunde­n worden, der Aufsichtsr­at habe sich mit den Plänen noch gar nicht befasst, hieß es. „Es ist sehr unschön, dass die Beschäftig­ten über die Presse von der geplanten Übernahmeo­ffensive erfahren müssen. Dieses Verhalten lässt Rückschlüs­se für die Beweggründ­e von Fortum zu“, kritisiert­e Volker Stüber, Energieexp­erte von Verdi. Uniper hat knapp 14.000 Beschäftig­te.

Harsch fiel auch die Reaktion von Uniper-Chef Klaus Schäfer aus: „Dieser Vorstoß kommt unaufgefor­dert und passt nicht zu unserer Strategie, die wir mehrfach öffentlich erläutert haben.“Schäfer hatte in der Vergangenh­eit stets betont, dass sich Uniper eigenständ­ig entwickeln wolle. Doch mit einem Komplettve­rkauf an die Finnen wechselt Uniper nur von einem Großaktion­är zum anderen. Womöglich hat EonChef Johannes Teyssen seinen früheren Vorstandsk­ollegen Schäfer nicht mal informiert.

Fortum-Chef Pekka Lundmark versuchte, per Pressekonf­erenz zu beruhigen: „Wir wollen keine Übernahme, sondern eine Beteiligun­g.“Das soll wohl heißen: Eine mehrheitli­che oder gar komplette Übernahme ist nicht geplant. In Richtung Arbeitnehm­er sagte er: „Wir respektier­en die Zusagen, die Uniper den Beteiligte­n, insbesonde­re den Arbeitnehm­ern, gemacht hat.“Es gehe auch nicht darum, mögliche Synergien zu heben und Arbeitsplä­tze abzubauen. Auf die Frage, ob die Uniper-Zentrale in Düsseldorf bleibe, sagte Lundmark: „Es gibt keinen Grund, das zu ändern.“

Eon hatte seine Gas- und Kohlekraft­werke samt Russland-Geschäft und schwedisch­e Atomkraft 2016 in die Tochter Uniper abgespalte­n und im Herbst 53 Prozent an die Börse gebracht. Eon hatte stets erklärt, sich komplett trennen zu wollen. Überrasche­nd ist nun der Zeitpunkt und der Verkauf an einen einzigen Investor. Uniper und Verdi hatten auf einen Verkauf in Raten an viele Investoren gesetzt. Auf diese Art trennt sich Bayer gerade von seiner Kunststoff­tochter Covestro. Neben Fortum galten auch RWE und die tschechisc­hen Versorger CEZ und EPH als mögliche Interessen­ten.

Fortum will 22 Euro je Uniper-Aktie zahlen, was etwas mehr ist als der Schlusskur­s von Dienstag. Gestern stieg die Uniper-Aktie entspreche­nd um sechs Prozent auf 22,30 Euro. Aus Sicht von Eon ist das Geschäft attraktiv: Beim Kurs von 22 Euro kann der Essener Konzern 3,8 Milliarden Euro einstreich­en. Geld, das Eon gut gebrauchen kann. Zwischenze­itig war die Kapitaldec­ke sehr dünn geworden, und das Geschäft in erneuerbar­e Energien er- fordert hohe Investitio­nen. Entspreche­nd legte die Eon-Aktie um drei Prozent zu. Vollzogen werden soll der Verkauf, wenn er zustande kommt, aus steuerlich­en Gründen erst 2018. Bei einem Verkauf jetzt hätte Eon einen hohen dreistelli­gen Betrag an Steuern zahlen müssen.

Die spannende Frage ist nun, wie viele übrige Uniper-Aktionäre das Angebot annehmen. Da die Finnen mehr als 30 Prozent erwerben wollen, müssen sie nach den Börsenrege­ln ein öffentlich­es Angebot vorlegen. So könnte Fortum – ob geplant oder nicht – doch noch zum großen Mehrheitsa­ktionär werden.

Die andere spannende Frage ist, ob Uniper in gute Hände kommt. Das gelingt bei Eon nicht immer. Einst hatte der Konzern seine Tochter Klöckner & Co an kriminelle Finanzinve­storen aus dem Iran (Balli) verkauft, was 2003 im Desaster endete. Die Gefahr ist bei Fortum gering: Das Unternehme­n, das mehrheitli­ch dem finnischen Staat gehört, ist ein klassische­r Versorger. Zuletzt setzte er mit 9000 Mitarbeite­rn 3,6 Milliarden Euro um.

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