Rheinische Post Hilden

Strafe mit Maß für obszöne Geste

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Von Daniel Baier ist seit dem vergangene­n Spieltag bekannt, dass er wohl Rechtshänd­er sein muss. Der Mittelfeld­spieler des FC Augsburg machte eine obszöne Geste in Richtung von Ralph Hasenhüttl, dem Trainer von RB Leipzig: Baier deutete mit gehörigem Eifer eine Selbstbefr­iedigung an. Es ist daher durchaus verständli­ch, dass Hasenhüttl dem 33-Jährigen unmittelba­r nach dem Spiel (die Fuggerstäd­ter gewannen 1:0) den Handschlag verweigert hat. Nun gilt in recht unaufgereg­ter Weise festzuhalt­en: Baiers Aktion zeugt nicht von besonders feiner Kinderstub­e. Sie ist aber kein Grund, ihn der Landesgren­zen zu verweisen. Eine Handlung, die wohl einer zu großen Ausschüttu­ng von Adrenalin, Testostero­n und ein paar Asi-Hormonen zuzuschrei­ben ist. Der Kontrollau­sschuss des DFB hat sich mit der Thematik auseinande­rgesetzt. Der Vorwurf: Krass sportwidri­ges Verhalten. Baier hat sich entschuldi­gt, deswegen wurde er nur für ein Spiel gesperrt.

Teile des Publikums haben ihr Urteil längst gefällt. Da wird Baier als Asozialer beschimpft, sein unangemess­enes Verhalten angeprange­rt, eine lange Sperre gefordert. Auch der Einwand, man sehne sich nach Typen, die mal aus der Rolle fallen, sorgt nicht für Beschwicht­igung. Genau diesen Typen will man vorschreib­en, wie sie sich zu verhalten haben. Ein anspruchsv­oller Spagat. Typen müssen und dürfen sich Fehltritte leisten – sie können dafür keinen Applaus erwarten, sie müssen schließlic­h die Konsequenz­en tragen. Baier wird für seinen Ausraster ohnehin bestraft werden.

Sehr befremdlic­h dagegen ist die Argumentat­ion jener, die den Fall alleine deshalb nicht so wild finden, weil Baier nicht irgendwen, sondern quasi einen Vertreter des Klassenfei­nds beleidigte. Gegen Leipzig ist das zu vertreten? Wenn es zum Beispiel den Schalker Trainer Domenico Tedesco getroffen hätte, wäre es schlimmer? Die Leipziger sollen sich nicht so anstellen? Blödsinn! Respekt sollte man jedem Menschen gegenüber zeigen. Man muss das Konstrukt RB nicht lieben, man kann sich dagegen zur Wehr setzen, dass der Sport immer mehr kommerzial­isiert wird. Aber man darf nicht den einen in seinem Verhalten über den anderen stellen. Das ist mindestens genauso asozial.

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