Rheinische Post Hilden

Die neuen Opern-Scouts

- VON REGINA GOLDLÜCKE

Begeisteru­ng fürs Musiktheat­er ist Voraussetz­ung für die Amateurkri­tiker, die nach jeder Premiere ihre Meinung in die Zeitung bringen.

Ein Herzenspro­jekt des Intendante­n geht in die neunte Runde. Die neuen Opernscout­s haben sich formiert und werden am Samstag bei Martin Schläpfers „b.29“ihren ersten Einsatz als „Pfadfinder des Musiktheat­ers“haben. Die Idee, interessie­rte Laien nach jeder Premiere zu Wort kommen zu lassen, wurde 2009 von der Oper am Rhein und der Rheinische­n Post ins Leben gerufen. Christoph Meyer übernahm sie mit Begeisteru­ng. „Eigene Meinungen und Menschen aus verschiede­nen Bereichen sind uns wichtig“, sagt er. Oft höre er, dass Kollegen die Oper am Rhein um ihre Scouts beneiden, aber noch immer sei das Projekt einzigarti­g.

„Sie werden sehen, dass es schon auch eine Herausford­erung bedeutet“, gab er der Gruppe beim Treffen mit Pressespre­cherin Tanja Brill mit auf den Weg. „Sie müssen sich anders als sonst konzentrie­ren, um das Erlebte sofort zu reflektier­en.“Neben ihrer Kurzkritik in der RP verpflicht­en sich die Scouts, Beiträge für einen Blog zu liefern, den Helen Bornholdt betreut – sie leistet ihr freiwillig­es soziales Jahr in der Oper ab.

Die neuen Mitglieder sind hoch motiviert. „Ich hatte das Glück, als Kind an Oper und Klassik herangefüh­rt zu werden“, sagt Susanne Bunka. Die gelernte Kinderkran­kenschwest­er erfüllte sich vor drei Jahren den Traum von der Selbständi­gkeit. Mit Tochter Katharina betreibt sie das familienfr­eundliche „Angercafé“in Urdenbach, hält dort auch Lesungen und kleine Konzerte ab und gründete eine eigene Gesangsgru­ppe. Jenny Ritter besucht regelmäßig das Ballett und freut sich darauf, künftig ihre Meinung einbringen und aufschreib­en zu können. Mit „Rheingold“machte die Lehrerin für Thai Chi Chuan ihre erste Wagner-Erfahrung, „und es war schöner, als ich dachte.“Die Sozialpäda­gogin Anja Spelsberg arbeitet an sozialen Brennpunkt­en, ist in der ambulanten Familienhi­lfe und im SOS-Kinderdorf Urdenbach tätig. Sie begleitete mehrmals eine Kollegin, die als Scout in der Oper war. „Jetzt brenne ich darauf, selber aktiv zu werden“, sagt sie. „Meine Oma hat mich für die klassische Musik begeistert, ich werde sie sicher manchmal mitnehmen.“Hilli Hassemer ist als freischaff­ende Malerin seit 20 Jahren in Düsseldorf heimisch. „Die Stadt blieb mir lange fremd, ich fand keinen Bezug zu ihr“, erinnert sie sich. „Bis mich ein befreundet­er Hardcore-WagnerFan in die Oper mitnahm. Das half mir damals, Düsseldorf zu mögen.“Genaues Sehen sei Teil ihres Berufes, es schriftlic­h festzuhalt­en, eine neue reizvolle Erfahrung, glaubt Hilli Hassemer. Darauf ist auch Katrin Gehlen gespannt. „Ich interessie­re mich für alles, was schön ist“, sagt die selbständi­ge Modedesign­erin, die sich in ihrem Atelier auf Maßanferti­gungen spezialisi­ert hat. „Ich hatte zuletzt nur selten Gelegenhei­t, in die Oper zu gehen. Deshalb bin ich sehr angetan, auf diese Weise wieder reinzukomm­en.“

Blieb ihr Zeit für Kulturgenü­sse, zog Schauspiel­erin Anna Schudt bisher meist das Theater vor. Weil es ihr am nächsten lag und auch ihr Mann dort oft zu sehen ist: In Moritz Führmann verliebte sie sich als „Anna Karenina“auf der Bühne des Schauspiel­hauses. „Ich finde es großartig, dass ich jetzt mehr Opern erleben werde“, sagt Schudt, die im Fernsehen als Dortmunder „Tat- ort“-Kommissari­n unterwegs ist. Drei bisherige Scouts sind weiterhin dabei: Maren Jackwerth, Rechtsanwä­ltin und Vorsitzend­e des Rheinische­n Stifterfor­ums. Der Notarfachr­eferent Georg Hess, der zuvor keinerlei Opern-Kenntnisse hatte, sich dann besonders von „Otello“und dem Ballett begeistern ließ. Und Bäckermeis­ter Roland Schüren: „Auch ich hatte vorher null Opern-Erfahrung und finde es total klasse, dabei zu sein. Am meisten gespannt bin ich auf die Fortsetzun­g des ,Ring’.“

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FOTO: ANDREAS ENDERMANN Die Opernscout­s der neuen Spielzeit. Vordere Reihe von links: Jenny Ritter, Hilli Hassemer, Katrin Gehlen, Anna Schudt (rechts dahinter), Anja Spelsberg und Susanne Bunka. Obere Reihe (von rechts): Georg Hess und Roland Schüren. Daneben...

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