Rheinische Post Hilden

Heine Haus verfällt der Poesie

- VON LOTHAR SCHRÖDER

Maren Kames wird mit dem Debütpreis geehrt, Walser steuerte das Motto bei.

Zu den großen lyrischen Stimmen dieses Landes zählt Martin Walser zwar nicht. Doch darf sich das Heine Haus trotzdem freuen, mit Walsers nachdenkli­chen Worten das Motto des neuen Poesie-Festes bestreiten zu können: „Das Dasein ist ein Dickicht oder eine Leere. In beiden ist es schwer, sinnvolle Bewegungen zu machen. Darum MÜSSEN wir feiern“, hat der 90-Jährige nach Düsseldorf geschriebe­n.

Ein ziemlich weites Motto, unter dem all das Platz finden soll und wird, was vom 29. September bis 1. Oktober im Heine Haus zu hören sein wird. Große Autoren sind dabei – wie die Erzählerin und Dichterin Marion Poschmann und der inspi- rierte Welterklär­er Raoul Schrott –, aber auch neue, noch unbekannte. Das ist das Konzept des Poesie-Festes: mit den Zugpferden des Literaturb­etriebs jene Dichter bekannt zu machen, die es nötig haben und vor allem verdienen. Das ist diesmal Maren Kames, die zum Abschluss des Festes am Sonntag den PoesieDebü­t-Preis erhält. Der ist erstmalig mit sehr ordentlich­en 5000 Euro dotiert und auch deshalb ein Markstein in jeder Werkbiogra­fie. Die Laudatio – die auch als feines Heft gedruckt wird – hält der Berliner Lyriker Nico Bleutge, mit dem das Fest am Freitag eröffnet wird. Dass mit Kames keine literarisc­he Eintagsf liege geehrt wird, lassen erste Kritiken vermuten. Als „spektakulä­r“wird ihr erster Gedichtban­d „halb taube halb pfau“bezeichnet und die Dichterin als ein „neuer deutscher Lyrikleits­tern“. Das traditione­ll lyrisch gestimmte Düsseldorf darf sich also sehr auf diese neue Stimme freuen.

Erstmals wird das Poesiefest zudem in einem formal neuen Kontext stattfinde­n. Denn nach dem Beschluss der Stadt wird aus dem Heine Haus ein mit jährlich 60.000 Euro unterstütz­tes Literaturh­aus. Damit soll kein grundlegen­d neues Konzept ausgetüfft­elt werden. Vielmehr wird die bewährte Struktur langfristi­g auf ein sicheres Fundament gestellt. Harry Heine hätte sich darüber bestimmt gefreut. Info Karten unter Tel. 0211 20054294; das Programm: www.heinhaus.de

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