Rheinische Post Hilden

KOMMENTAR

- VON ALEXANDRA RÜTTGEN

Mit einer Aktion an der Raststätte Ohligser Heide mahnte die Polizei, Einsatzkrä­ften immer genug Platz zu lassen.

HILDEN Für den internen Gebrauch bei der Polizei heißt der Film „Horror-Rettungsga­sse“. Zu sehen ist, wie sich ein Streifenwa­gen mit Blaulicht und ein darauf folgender Abschleppw­agen ihren Weg durch einen Stau bahnen. Autos und Lastwagen stehen kreuz und quer. Ein Durchkomme­n ist kaum möglich. Rettungsga­sse? Fehlanzeig­e. „Vier Minuten haben die für 800 Meter gebraucht“, sagt kopfschütt­elnd Arne Köster, Leitender Notarzt im Kreis Mettmann. „Da ist man zu Fuß schneller. In ernsten Situatione­n wäre der Patient völlig verloren.“

„Ein Leben retten – Rettungsga­sse bilden“, so lautete gestern eine Infoverans­taltung der Polizei Düsseldorf an der A3-Raststätte Ohligser Heide Ost. „Wir haben uns einfach der Aktion des Kreises Mettmann angeschlos­sen“, erläutert Susanna Heusgen, Sprecherin im Polizeiprä­sidium Düsseldorf. Der wiederum informiert­e an der Raststätte anlässlich der aktuell laufenden, kreisweite­n Woche über das Thema „Wiederbele­bung“. Rettungskr­äfte und Polizeibea­mte warteten damit zugleich auf Autofahrer. Interessie­rt zeigten sich Cornelia Herbes (61) und Daniela Kristler (49). „Eine sinnvolle Aktion“, finden sie. „Ei- gentlich hat man das mit der Rettungsga­sse ja mal gelernt“, sagt Cornelia Herbes. Oft genug wundere sie sich über andere Autofahrer, „die das einfach ignorieren“.

Polizeihau­ptkommissa­rin Janine Eller gibt dazu wichtige Tipps. „Viele bemühen sich ja und sind auch gewillt, Platz zu machen. Aber sie sind meistens schon zu spät“, weiß sie. Sie rät, bereits dann auszuweich­en, wenn sich das Tempo vor einem Stau auf 50 Stundenkil­ometer herabsenkt. Dabei sollte der Autofahrer eine bis anderthalb Wagenlän- gen Abstand zum Vordermann einhalten – das schaffe Platz, um später noch rangieren zu können. Denn selbst wenn sich eine Rettungsga­sse gebildet hat, so ist sie häufig zu eng. Ein breiter Gerätewage­n der Feuerwehr „hat da keine Chance“, weiß Notarzt Köster.

Und wer fährt auf drei- oder vierspurig­en Autobahnen wohin? Die Regel ist seit diesem Jahr ganz einfach: Fahrzeuge auf der linken Spur fahren äußerst links, alle anderen orientiere­n sich nach rechts. Allerdings zeigt der Film „Horror-Ret- tungsgasse“, dass diese Regel noch nicht beherzigt wird. Autos wechseln die Spur oder fahren Einsatzfah­rzeugen in der Rettungsga­sse hinterher. „Und da gelangen wir schon in den Bereich einer Straftat“, mahnt Janine Eller.

Wolfgang Schneider ist heute bei der Verkehrsun­fallpräven­tion tätig, doch zuvor war er jahrelang bei der Autobahnpo­lizeiwache in Neuss, später in Mönchengla­dbach. Er hat schon viele „abenteuerl­iche Manöver“auf der Autobahn erlebt. Und wenn es gar nicht mehr weiterging, „da haben wir auch schon mal gesagt, hier ist Ende, wir laufen“. Kam ihm jemand trotz Verwarnung quer, „dann war ich längst nicht so ruhig wie jetzt hier“, sagt Schneider – und das Unverständ­nis für dieses Verhalten ist ihm anzumerken.

Zurzeit kostet das Blockieren einer Rettungsga­sse ein Bußgeld von 20 Euro. Das soll jedoch angehoben werden. In Österreich kostet dasselbe Vergehen 2000 Euro. „Und da bilden sich Rettungsga­ssen wie von Geisterhan­d“, hat Notarzt Köster beobachtet.

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RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Sie zeigen, wie’s geht: Einsatzkrä­fte der Hilfsorgan­isationen und der Polizei (rechts: Arne Köster, Leitender Notarzt im Kreis Mettmann; Mitte: Polizeihau­ptkommissa­rin Janine Eller) bilden mit Bobbycars eine Rettungsga­sse.

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