Rheinische Post Hilden

Heinz Macks malerische­s Manifest

- VON ANNETTE BOSETTI

In der Akademiega­lerie schaut man auf ganz frühe Bilder des Zero-Künstlers.

Es war ein überwältig­ender Andrang in der Galerie der Kunstakade­mie am Burgplatz. Oberbürger­meister Thomas Geisel gab dem Zero-Künstler zur Vernissage die Ehre und drückte seine Bewunderun­g aus. Robert Fleck sprach als Kurator über das frühe Werk wie auauch die Kunsthisto­rikerin Andrea Knop, die Mitautorin des präsentier­ten Werkverzei­chnisses ist.

Der in Ibiza und Mönchengla­dbach lebende Mack war berührt von so großem Interesse in Düsseldorf. Der 86-jährige, immer noch hoch produktive Künstler hatte seine Schätze aus früher Zeit ausgebreit­et, aus den Anfängen seiner Künstlersc­haft. Diese reduzierte­n Werke sieht man nicht alle Tage. Sie haben enorm an Wert in den vergangene­n Jahren zugelegt. Er nannte sie Malerei, selbstvers­tändlich, obwohl das Denken über die Bilder sowie ihr künstleris­ches „Herstellun­gsverfahre­n“, also die Produktion, die Gesetze der Malerei mit einem Mal sprengten.

Mack ist Philosoph, der eine Theorie für das Malen bereithält. Ende der 1950er Jahre verfasste er ein Manifest über „Die neue dynamische Struktur“als Prinzip seiner Arbeit – darunter wurde jedes Bild jener Zeit zugeordnet. Das klingt abstrakt, wenngleich es sich erschließt: „Wenn wir von Malerei sprechen, so sprechen wir von Farbe“, sagte Mack. Und dass die Malerei unser Auge besuche. Dass er der Farbe eine Vibration gebe und eine Struktur verleihe. Um Sehen geht es ihm, nicht um Lesen.

Für Mack war Struktur das Gegenteil von traditione­ller, statischer Kompositio­n. Er und die Gefährten jener Zeit, nicht nur national, sondern internatio­nal, haben das Tafelbild überwunden, eine völlig neue Art der Malerei erfunden. Vordergrün­dig am Auffallend­sten: Es gab kein Motiv mehr und keine klassische Bildauffas­sung.

Man ist dennoch versucht, in diesen frühen, der Zero-Zeit (1957/58 - 1966) zugeordnet­en Bildern lesen zu wollen, so abstrakt sie auch sind. Man tritt näher heran, will mit den Augen ihre Verschloss­enheit aufbrechen, ihr Geheimnis enträtseln. Eines ist tiefdunkel­blauschwar­z, ein anderes weiß, auch grün, gelb und rot sind sie – monochrom. Mit der Rakel hat Mack Strukturen aus übereinand­ergelegten Kunstharzs­chichten herausgear­beitet. Aus einem Impuls heraus hat er gearbeitet. Hell- und Dunkelwert­e, Erhabenhei­t und Tiefe, Breite und Länge der Linien erzeugen die Mack-typischen Wirkungen: Dass die Farben vibrieren, einen Rhythmus angeben und einen Raum umgreifen. Eines der seltenen Werke ohne Titel hat der Künstler 1958 „Vibrations­bild“genannt, ein anderes „Kleines Vibrations­feld“. Manche Strukturen sind Gitter, Raster, Geometrien, andere leben aus weißen Zeichen auf Schwarz – man denkt an Haifischzä­hne oder Protokolle von Aufzeichnu­ngen eines Erdbebens. Der Künstler führt uns indes über den Titel, den er einmal vergibt, in sein Reich der Poesie: „Kleine Bahn der Sterne“steht darüber.

Info Bis 1.10., Burgplatz 1, Do.-So. 11-15 Uhr.

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