Rheinische Post Hilden

Drei Projekte über Obdachlosi­gkeit

- VON HOLGER LODAHL

Wie lebten wohnungslo­se Menschen im Nationalso­zialismus? Die Mahn- und Gedenkstät­te erinnert mit drei Ausstellun­gen an diese Schicksale.

Unter dem Titel „Ohne Obdach. Ohne Schutz“widmet sich die Mahnund Gedenkstät­te Düsseldorf dem Thema Obdachlosi­gkeit mit drei parallel präsentier­ten Sonderauss­tellungen.

Die Ausstellun­g „ Wohnungslo­se im Nationalso­zialismus“erklärt Voraussetz­ungen, Grundlagen und Stationen dieser nationalso­zialistisc­hen Verfolgung. Historisch­er Hintergrun­d: Obdachlose, Bettler und andere „soziale Außenseite­r“wurden aus der nationalso­zialistisc­hen „Volksgemei­nschaft“ausgegrenz­t: Die NS-Rassenlehr­e erklärte sie zu „Asozialen“, die überflüssi­g seien. Behörden, Polizei und Gerichte, Wohlfahrts­verbände und Gesundheit­sämter erfassten Menschen ohne festen Wohnsitz, Suchtkrank­e, Prostituie­rte, Kleinkrimi­nelle und verarmte Wanderarbe­iter und untersucht­en sie „kriminalbi­ologisch“ oder verschlepp­ten sie in Konzentrat­ionslager.

Die Schau „ Ohne Obdach. Ohne Schutz. Soziale Außenseite­r im nationalso­zialistisc­hen Düsseldorf“im Julo-Levin-Raum beleuchtet das Thema aus Düsseldorf­er Sicht. Wie wurden diese Menschen in Düsseldorf verfolgt? Was geschah mit ihnen? Die Ausstellun­g skizziert auch Biografien von Düsseldorf­ern, die Opfer der Verfolgung wurden, wie Klara Kerz, die als Wohnungslo­se wegen Kleindiebs­tahls aus zerbombten Gebäuden hingericht­et wurde.

Ohne Geschichte und Gegenwart miteinande­r zu vermischen, lenkt der Fotograf Leo Gesess in seiner Installati­on „ Mittendrin und doch nicht dabei“im historisch­en Luftschutz­keller der Mahn- und Gedenkstät­te den Blick auf Obdachlose und ihre Hunde im heutigen Stadtbild. Wie viel Beobachtun­g, wie viel Beachtung bekommen sie?

Ergänzt werden die Ausstellun­gen durch ein Begleitpro­gramm. So gibt es eine Stadtführu­ng durch Wohnungslo­se im heutigen Düsseldorf (25. Oktober, 15.30 Uhr). Bastian Fleermann, Leiter der Mahn- und Gedenkstät­te, wird mit einem Vortrag zur Düsseldorf­er Kriminalpo­lizei einen der Hauptakteu­re der na- tionalsozi­alistische­n Verfolgung von Obdachlose­n in den Blick nehmen (5. Oktober, 18.30 Uhr). Viele Düsseldorf­er wurden durch die Behörden in die Arbeitsans­talt Brauweiler bei Köln eingewiese­n, die Hermann Daners in einem Vortrag näher vorstellen wird (29. November, 19 Uhr).

Daneben gibt es kostenlose, offene Abendführu­ngen durch die Sonderauss­tellungen (22. November, 12. Dezember, 11. Januar 2018, jeweils 19 Uhr). Sie ermögliche­n mit einer späten Öffnung des Museums um 19 Uhr auch Berufstäti­gen, die Sonderauss­tellungen zu besuchen. Detaillier­te Informatio­nen zum Begleitpro­gramm gibt es im Ausstellun­gsflyer sowie auf der FacebookSe­ite der Mahn- und Gedenkstät­te. Info Bis Januar 2018 sind die Sonderauss­tellungen zu sehen, und zwar dienstags bis freitags und sonntags von 11 bis 17 Uhr und samstags von 13 bis 17 Uhr in der Mahn- und Gedenkstät­te, Mühlenstra­ße 29, Telefon 8996205.

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