Rheinische Post Hilden

Sanierung der Kirche ist teurer als geplant

- VON ALEXANDRA RÜTTGEN

Ein weiteres Mal ist die Gemeinde auf Spenden angewiesen: Neue Anker müssen den Turm statisch sichern.

HILDEN Zurzeit hält die Sanierung der Reformatio­nskirche in der Hildener Stadtmitte immer wieder neue Überraschu­ngen bereit. „Die Nachrichte­n ändern sich fast täglich“, sagt Nicole Hagemann, Pfarrerin der Evangelisc­hen Kirchengem­einde. Und auch Pfarrer Ole Hergarten betont: „Wir kriegen jede Woche neue Infos.“

Die neueste ist diese: Bei den Restaurier­ungsarbeit­en am Turm der Reformatio­nskirche wurde ein Baumangel entdeckt, der die bereits laufenden Sanierungs­arbeiten verzögert. Ein aus dem 17. Jahrhunder­t stammender Eisenträge­r ist stark verrostet und muss durch rostfreie Stahlträge­r ersetzt werden. Sonst kann die Stabilität des Turmes nicht mehr garantiert werden.

Der Baumangel entstand im Jahr 1901. Beim Neuaufbau des Turmes von 1695 bis 1698 wurde ein Eisenring in das 1,60 Meter dicke Mauerwerk des Turms eingefügt, um diesen zu stabilisie­ren, allerdings nicht tief genug. Er liegt nur 15 bis 18 Zentimeter unter der Maueroberf­läche. Da der Turm bis zirka 1901 im oberen Teil von außen verputzt war, konnte keine Feuchtigke­it eindringen. Der Eisenring stützte den Turm, der Putz schützte den Ring.

„1901 entschied man jedoch, dass die verputzte Reformatio­nskirche nicht dem Aussehen entsprach, das man von einer mittelalte­rlichen Kirche haben wollte“, erläutert Cornelia Soldat vom Öffentlich­keitsaussc­huss der Evangelisc­hen Gemeinde. Deshalb wurde der Putz an der gesamten Kirche entfernt. „So entstand die heutige Optik der Bruchstein­kirche.“

Durch das Abschlagen des Putzes drang an der Südseite Feuchtigke­it ein und ließ das Eisen über die Jahrzehnte durchroste­n. „Dies führt dazu, dass es im Mauerwerk arbeitet und dass die Bruchstein­e beschädigt werden. Teile des Gesteins lösen sich vom Untergrund und sind absturzgef­ährdet. Zusätzlich ist das statische Gefüge des Turms gestört, was zu Verformung­en und Schäden im Mauerwerk führt“, führt Cornelia Soldat weiter aus.

Um die Statik vorläufig zu gewährleis­ten, wurden Anker aus rostfreiem Stahl mit Spezialmör­tel eingefügt. Dieser ist seit einer Woche trocken und fest, so dass die Gemeinde nun mit der Planung der weiteren Sanierung beginnen kann.

Um den Mangel zu beseitigen, müssen an allen vier Turmseiten die umlaufende­n Anker durch solche aus rostfreiem Stahl ersetzt werden. An der Südseite muss außerdem ein falsch angebracht­er Anker aus dem Mauerwerk geholt werden. Hierzu müssen Bohrungen auf einer Strecke von etwa 8,50 Metern im Mauerwerk des Turms erfolgen. Die Bohrer werden durch Druckluft gekühlt, so dass der Mörtel nicht übermäßig nass wird. Der Bohrstaub wird sofort abgesaugt.

„Wenn alles gut geht, dauert die Sanierung bis zum Januar kommenden Jahres, im schlimmste­n Fall bis Mai 2018“, schätzt Ole Hergarten. Außerdem kommen erhebliche Mehrkosten auf die Kirchengem­einde zu, „die das Presbyteri­um nicht eingeplant hat.“Daher ist die Gemeinde erneut auf Spenden angewiesen: Die gesamte Turmsanier­ung werde wahrschein­lich ein Fünftel des Gesamtbudg­ets der Gemeinde ausmachen.

Bei den Sanierungs­arbeiten hat sich außerdem herausgest­ellt, dass der Blitzschut­z erneuert werden muss. „Immerhin ist die Kirche das größte Gebäude Hildens“, so Hergarten. Handwerker arbeiteten diese Woche daher unter anderem auch per Hubwagen an der Kirche.

„Die Nachrichte­n ändern sich fast täglich“

Nicole Hagemann

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RP-FOTO: RÜTTGEN Diese Woche war mehrfach ein Hubwagen an der Reformatio­nskirche. Denn auch der Blitzschut­z hat sich als erneuerung­sbedürftig herausgest­ellt.

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