Rheinische Post Hilden

CDU gewinnt beide Wahlkreise direkt

- VON OLIVER WIEGAND UND CHRISTOPH ZACHARIAS

Michaela Noll und Peter Beyer schaffen den Wiedereinz­ug in den Bundestag. AfD im Kreis Mettmann weniger stark als im Bund.

KREIS METTMANN So leise war es in der Kantine des Mettmanner Kreishause­s schon lange nicht mehr. Als um kurz nach 18 Uhr die Prognose zur Bundestags­wahl veröffentl­ich wird, konnte man fast eine Stecknadel zu Boden fallen hören. Grund für viele betretene Minen unter Politikern, Gästen und Mitarbeite­rn der Kreisverwa­ltung: Das in dieser Höhe nicht erwartete Ergebnis der AfD bei den Bundestags­wahlen.

Wirklich strahlende Gesichter waren im Kreishaus nicht zu sehen, so richtig schien das Wahlergebn­is niemanden zu erfreuen. Michaela Noll (CDU) zieht zwar souverän wieder in den Bundestag ein, zugleich hat ihre Partei aber das schlechtes­te Wahlergebn­is seit 1949 zu verkraften. „Wir sind trotzdem stärkste Kraft, aber die Botschaft ist bei uns angekommen“, sagte Michaela Noll. Wenn die Wähler sich für die AfD entschiede­n hätten, müsse man sich mit dieser Partei auch auseinande­r setzen. Bei der Regierungs­bildung hofft Noll auf die JamaikaKoa­lition mit der FDP und den Grünen. Michaela Noll vertritt seit 2002 den Wahlkreis Mettmann-Süd im Deutschen Bundestag; seit 2005 als direkt gewählte Wahlkreisk­andidatin.

„Wir freuen uns über zwei gewonnene Direktwahl­kreise im Kreis Mettmann. Ich gratuliere Michaela Noll und Peter Beyer zu ihrem Wahlerfolg und dem erneuten Einzug in den Deutschen Bundestag“, erklärt Kreisvorsi­tzender Jan Heinisch. „Eine historisch­e Niederlage für die SPD, das Ergebnis hat uns sehr erschreckt, ich denke, nun ist ein Neuanfang für die SPD nötig“, sagte Kerstin Griese (SPD). Die SPD habe von den Wählern den Auftrag erhalten, in die Opposition zu gehen und dort den demokratis­chen Wettbewerb zu stärken. „Ich bin sehr besorgt, dass nun Demokratie­feinde, Rechte und Nazis im Bundestag sitzen“, sagte Griese. Das werde die politische Kultur verändern – und dem werde sich die SPD mit aller Macht entgegen stellen. Peter Beyer von der der CDU stellt sich „auf eine andere Debattenku­ltur im Parlament ein“. Er dankte seinen vielen Helfern im Wahlkampf, den er nicht als „Schlafwage­nwahlkampf, sondern deutlich intensiver als vor vier Jahren empfunden habe“, so Beyer. „Die AfD wird Bestandtei­l der palamentat­ischen Realität sein, die man nun mit Sachargume­nten stellen muss“, so Beyer. Sie müssten erst zeigen, ob sie eine Alternativ­e seien. Man dürfe sich aber nicht provoziere­n lassen. Das Abschneide­n der AfD hat die Kandidaten der anderen Parteien bestürzt. Alle wollen weiter den Rechtspopu­lismus bekämpfen. „Ich bin sehr enttäuscht über das Abschneide­n der AfD. Die haben Angst geschürt, und die anderen Parteien haben keine Sachargume­nte dagegen vorgebrach­t“, sagte Bernd Günther, ehemaliger Bürgermeis­ter in Mettmann.

Martin Richter, Kreiswahll­eiter, Kreisdirek­tor und Mitglied der CDU, unterstric­h die Aussage: „Ich muss meine Zurückhalt­ung als Kreiswahll­eiter einmal aufgeben. Ich nehme die Aussagen von Herrn Gauland erschütter­t zur Kenntnis. Eine Große Koalition gibt es nicht mehr. Eine Jamaika-Koalition könnte funktionie­ren. Es muss jetzt der Wahlspruch gelten: Wenn nicht wir, wann dann und wenn nicht jetzt, wann dann.“Heinz Schemken, 82, (CDU), war von 1983 bis 2003 Mitglied im Deutschen Bundestag. Er sagt: „Das Schlimme ist, dass die großen Parteien nur etwas über 50 Prozent kommen. Das ist zu wenig und nicht gut für die Republik.“Immerhin: In beiden Wahlkreise­n (104 und 105) blieb die AfD deutlich unter ihrem Bundeserge­bnis.

Thomas Dinkelmann (parteilos, Bürgermeis­ter Mettmann), brachte dann was Positives: „Die hohe Wahlbeteil­igung hat mich gefreut.“

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RP-FOTO: RALPH MATZERATH So klang der erfolgreic­he Abend für Michaela Noll (mit Herz) aus: mit einer großen Party in der Richrather Schützenha­lle, wo die CDU feierte.
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Landrat Thomas Hendele (CDU) verfolgt die Ergebnisse im Kreishaus.

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