Rheinische Post Hilden

„Ein Fahrverbot wäre der Todesstoß“

- VON MARKUS WASCH

Die Kritik am Diesel ist momentan groß. Dennoch wird er noch lange ein wichtiger Antrieb bleiben. Alternativ­en wie die Elektromob­ilität sind erst am Anfang.

Autonomes Fahren, Elektromob­ilität und futuristis­che Innenräume – auf der Internatio­nalen Automobil-Ausstellun­g (IAA) in Frankfurt wurden gerade wieder die Ideen der Zukunft vorgestell­t. Die meisten Menschen beschäftig­t aber gerade ein ganz anderes Thema. „Die momentane Situation um den Diesel verunsiche­rt die Leute. Wir spüren eine starke Kaufzurück­haltung“, sagt Ralf Brandenbur­g, Geschäftsf­ührer und Inhaber der Hans Brandenbur­g GmbH, die unter anderem BMW vertreibt. Ähnlich sieht es Andreas Kraemer, Geschäftsf­ührer des Autozentru­ms P&A-Preckel: „Es gibt eine grundsätzl­iche Verunsiche­rung. Es ist viel gefährlich­es Halbwissen im Umlauf, das uns zu schaffen macht.“

Laut Kraemer ist der Diesel derzeit „der absolute Buhmann, dabei gibt es noch einige andere Verursache­r, die in Städten wie Düsseldorf für eine erhöhte Stickoxid-Belastung sorgen – der Schiffsver­kehr zum Beispiel“. Der Diesel werde noch gebraucht, vor allem für Handwerksb­etriebe komme eigentlich nur diese langlebige Antriebsva­riante infrage. „Sie aus den Innenstädt­en zu verbannen, wäre der Todesstoß. Deshalb wird es – sollte es zu einem Fahrverbot kommen – Sondergene­hmigungen geben müssen“, fordert Kraemer. „Aber die Betriebe sind verunsiche­rt, halten sich beim Kauf zurück, weil sie nicht wissen, wie die Zukunft des Diesels aussieht.“

Dass es kurzfristi­g keine wirkliche Alternativ­e gibt, davon ist auch Timm Moll überzeugt: „Die nächsten 20 Jahre wird es weiterhin einen Antriebsmi­x aus Diesel, Benziner und Elektro geben“, prognostiz­iert der Geschäftsf­ührende Gesellscha­fter der Moll-Gruppe, die Marken des VW-Konzerns vertreibt. Er beklagt, dass Begriffe wie Stickoxide (NOx) und Kohlenstof­fdioxid ( CO2) in der öffentlich­en Diskussion oftmals durcheinan­der geschmisse­n werden. Zum Hintergrun­d: Die Belastung durch Stickoxide darf im Jahresmitt­el 40 Mikogramm im öffentlich­en Raum nicht überschrei­ten. Dieser Wert wird zum Beispiel auf der Corneliuss­traße in Düsseldorf gemessen. Für einen niedrigen CO2-Ausstoß müssen grundsätzl­ich die Autoherste­ller sorgen. Nach einer Vorgabe der Europäisch­en

„Die momentane Situation um den Diesel verunsiche­rt

die Leute“

Ralf Brandenbur­g

Hans Brandenbur­g GmbH

Union müssen sie ihren Flottenver­brauch bis zum Jahr 2021 auf 95 Gramm CO2/km absenken.

Dass Elektroaut­os die Verbrenner von heute auf morgen ablösen, damit rechnen die drei Experten nicht. „In Deutschlan­d ist das Thema erst sehr spät aufgekomme­n, da sich eine Garde von älteren Topmanager­n dem Thema Elektromob­ilität lange verweigert hat“, sagt Moll. Laut ihm müsse es zudem erst eine Vereinheit­lichung der Lademöglic­hkeiten und Kosten beziehungs­weise Abrechnung­soptionen geben, bis E-Autos in der Gesellscha­ft vollständi­g ankommen. „Es wird noch bis zum Jahr 2020/21 dauern, bis ausreichen­d wettbewerb­sfähige Fahrzeuge auf dem Markt sind“, sagt Brandenbur­g. Er betont, dass man Käufer zu

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FOTO: ANDREAS ENDERMANN Viele Handwerksb­etriebe setzen auf Fahrzeuge mit Dieselantr­ieb. Käme es zu einem Fahrverbot, würden also viele von ihnen aus den Innenstädt­en verbannt. Viele Unternehme­n sind deshalb verunsiche­rt.

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