„Ein Fahrverbot wäre der Todesstoß“
Die Kritik am Diesel ist momentan groß. Dennoch wird er noch lange ein wichtiger Antrieb bleiben. Alternativen wie die Elektromobilität sind erst am Anfang.
Autonomes Fahren, Elektromobilität und futuristische Innenräume – auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt wurden gerade wieder die Ideen der Zukunft vorgestellt. Die meisten Menschen beschäftigt aber gerade ein ganz anderes Thema. „Die momentane Situation um den Diesel verunsichert die Leute. Wir spüren eine starke Kaufzurückhaltung“, sagt Ralf Brandenburg, Geschäftsführer und Inhaber der Hans Brandenburg GmbH, die unter anderem BMW vertreibt. Ähnlich sieht es Andreas Kraemer, Geschäftsführer des Autozentrums P&A-Preckel: „Es gibt eine grundsätzliche Verunsicherung. Es ist viel gefährliches Halbwissen im Umlauf, das uns zu schaffen macht.“
Laut Kraemer ist der Diesel derzeit „der absolute Buhmann, dabei gibt es noch einige andere Verursacher, die in Städten wie Düsseldorf für eine erhöhte Stickoxid-Belastung sorgen – der Schiffsverkehr zum Beispiel“. Der Diesel werde noch gebraucht, vor allem für Handwerksbetriebe komme eigentlich nur diese langlebige Antriebsvariante infrage. „Sie aus den Innenstädten zu verbannen, wäre der Todesstoß. Deshalb wird es – sollte es zu einem Fahrverbot kommen – Sondergenehmigungen geben müssen“, fordert Kraemer. „Aber die Betriebe sind verunsichert, halten sich beim Kauf zurück, weil sie nicht wissen, wie die Zukunft des Diesels aussieht.“
Dass es kurzfristig keine wirkliche Alternative gibt, davon ist auch Timm Moll überzeugt: „Die nächsten 20 Jahre wird es weiterhin einen Antriebsmix aus Diesel, Benziner und Elektro geben“, prognostiziert der Geschäftsführende Gesellschafter der Moll-Gruppe, die Marken des VW-Konzerns vertreibt. Er beklagt, dass Begriffe wie Stickoxide (NOx) und Kohlenstoffdioxid ( CO2) in der öffentlichen Diskussion oftmals durcheinander geschmissen werden. Zum Hintergrund: Die Belastung durch Stickoxide darf im Jahresmittel 40 Mikogramm im öffentlichen Raum nicht überschreiten. Dieser Wert wird zum Beispiel auf der Corneliusstraße in Düsseldorf gemessen. Für einen niedrigen CO2-Ausstoß müssen grundsätzlich die Autohersteller sorgen. Nach einer Vorgabe der Europäischen
„Die momentane Situation um den Diesel verunsichert
die Leute“
Ralf Brandenburg
Hans Brandenburg GmbH
Union müssen sie ihren Flottenverbrauch bis zum Jahr 2021 auf 95 Gramm CO2/km absenken.
Dass Elektroautos die Verbrenner von heute auf morgen ablösen, damit rechnen die drei Experten nicht. „In Deutschland ist das Thema erst sehr spät aufgekommen, da sich eine Garde von älteren Topmanagern dem Thema Elektromobilität lange verweigert hat“, sagt Moll. Laut ihm müsse es zudem erst eine Vereinheitlichung der Lademöglichkeiten und Kosten beziehungsweise Abrechnungsoptionen geben, bis E-Autos in der Gesellschaft vollständig ankommen. „Es wird noch bis zum Jahr 2020/21 dauern, bis ausreichend wettbewerbsfähige Fahrzeuge auf dem Markt sind“, sagt Brandenburg. Er betont, dass man Käufer zu