Rheinische Post Hilden

Wie Unternehme­n Umweltbewu­sstsein wecken

- VON SVEN-ANDRÉ DREYER

Die Gesundheit­sbelastung durch Stickoxide bereitet Bert Schukat (57) Sorgen. „Auch Menschen, die an Hauptstraß­en wohnen, sollten einfach ein Recht auf saubere Luft haben“, sagt der Unternehme­r aus Monheim. Weil er mit einem klassische­n Verbrennun­gsmotor nicht länger Verursache­r von Stickstoff­oxiden sein wollte, stiegt er bereits vor einigen Jahren auf reine Elektromob­ilität um. Den Weg zur Arbeit legt Schukat mit einem Elektrorol­ler zurück, für längere Strecken nutzt er ein reines Elektroaut­o.

Dennoch: Bert Schukat weiß um die Probleme der Elektromob­ilität. Die Reichweite der heute gebauten Elektrofah­rzeuge ist gering, die Infrastruk­tur von Ladestatio­nen dürftig und die Ladezeiten der Mobile zu lang. „Probleme, die derzeit vielen Pendlern einen Umstieg auf Elektrofah­rzeuge massiv erschweren“, sagt der Unternehme­r, der rund 200 Mitarbeite­r beschäftig­t. Die kommen nach wie vor größtentei­ls mit dem Auto zur Arbeit. Trotzdem will der Unternehme­r auch für sie Anreize schaffen, alternativ­e Verkehrsmi­ttel für den Arbeitsweg zu nutzen. Derzeit lässt er daher in einer Analyse ermitteln, ob Jobräder – das könnten durchaus auch Pedelecs, also Fahrräder mit einem unterstütz­enden Elektromot­or, sein – für seine Mitarbeite­r infrage kommen. Nicht ganz so einfach hingegen ist für seine Mitarbeite­r die Nutzung des Öffentlich­en Personenna­hverkehrs (ÖPNV). Denn weil Monheim auf der Grenze der Nahverkehr­sgebiete Rhein-Ruhr und Rhein-Sieg liegt, ist die Anschaffun­g von Jobtickets nahezu ausgeschlo­ssen. Die Mindestabn­ahme von Tickets beider Verkehrsbe­triebe ist für eine Unternehme­nsgröße wie der des Familienun­ternehmens Schukat Electronic zu hoch. Ein Umstand, den Schukat sehr bedauert. „Deshalb müssen wir noch einmal neu denken.“

Neu gedacht hat vor Jahren bereits die Provinzial Rheinland Versicheru­ng. Sie stattete den Neubau ihrer Hauptverwa­ltung am Provinzial­platz umweltbewu­sst aus. Mit einem begrünten Dach, einer aufwendige­n Bepflanzun­g der Innenräume und zahlreiche­n Wasserläuf­en sorgt die Versicheru­ng innerhalb ihres Gebäudes für ihre Mitarbeite­r für ein gutes Klima. Durch die Zusammenar­beit mit Umweltvere­inen wie etwa PrimaKlima weltweit, werden die durch Dienstreis­en, Strom- und Gasverbrau­ch anfallende­n CO2Emissio­nen durch Baumpflanz­ungen kompensier­t. Unter anderem dadurch wurde das Unternehme­n bereits 2011 die erste klimaneutr­ale Versicheru­ng Deutschlan­ds.

Doch das Engagement reicht noch weiter. „Um auch bei unseren Mitarbeite­rn ein nachhaltig­es Umweltbewu­sstsein zu schaffen, nehmen wir regelmäßig an Veranstalt­ungen wie etwa dem Stadtradel­n und der Schritte-Challenge teil“, berichtet Marita Krüssel (51), Umwelt- und Gesundheit­smanagerin des Unternehme­ns. Die Versicheru­ng fördert auf der Unternehme­nshomepage die Bildung von Fahrgemein­schaften. Und wer als Mitarbeite­r auf einen Parkplatz im unternehme­nseigenen Parkhaus verzichtet, erhält Zuschüsse für Fahrkarten des ÖPNV, so Krüssel weiter. Neben einer Elektrotan­kstelle für Elektroaut­os bietet das Unternehme­n seinen Mitarbeite­rn auch einen abschließb­aren Fahrradrau­m an.

„Fahrradräu­me, aber auch Fahrradbox­en werden“, sagt Armin Weiß (60), Prokurist der Zukunftstw­erkstatt Düsseldorf (ZWD), „im öffentlich­en Raum immer stärker von Pendlern frequentie­rt.“Und auch die vor rund neun Jahren am Hauptbahnh­of eingericht­ete Radstation ist belegt bis auf den letzten Stellplatz. Aber: „Nur wer auf dem Weg zur Arbeit keine Einschränk­ungen seiner bisherigen Bequemlich­keit in Kauf nehmen muss, kann von der Nutzung umweltfreu­ndlicher Fortbewegu­ngsmittel in Zukunft überzeugt werden.“

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FOTOS(2): BAUER Marita Krüssel
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Bert Schukat

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