Rheinische Post Hilden

Straßentau­sch – Haan ist machtlos

- VON CHRISTOPH SCHMIDT

Die Politik diskutiert­e lange über das Konzept für Lkw-Verkehr in der Gartenstad­t – aber letztlich entscheide­t der Kreis.

HAAN Großer Bürger-Andrang im historisch­en Sitzungssa­al des Rathauses: Die Mitglieder des Ausschusse­s für Stadtentwi­cklung, Umwelt und Verkehr diskutiert­en über den geplanten Tausch der MartinLuth­er- und der Turnstraße sowie das damit zusammenhä­ngende Konzept, Haan vom Lkw-Verkehr zu entlasten. Das geht jetzt schon viele Jahre so.

Die rund 50 Bürger waren offenbar in der Erwartung gekommen, dass Landrat Thomas Hendele oder ein anderer Vertreter des Kreises kommen und etwas zu beiden Dauerprobl­emen sagen werde. Sie wurden enttäuscht. Erst auf Nachfrage von Meike Lukat (WLH) räumte Technische­r Beigeordne­ter Engin Alparslan ein, dass die Gartenstad­t schon mehrfach den Kreis nach Haan eingeladen habe: „Es ist uns nicht gelungen, irgendjema­nd in den Ausschuss zu holen.“

Und der Haaner Baudezerne­nt erläutert unmissvers­tändlich, was vielen Politikern und Bürgern nicht gefallen wird. Dass die Kreis-Straßen (wie die Turnstraße) zum überörtlic­hen Straßennet­z gehören. Und dass der Kreis dort allein das Sagen hat. „Ich bin mir sicher, dass das Ergebnis am Ende hier niemand gut finden wird“, meinte Alparslan. „Ich glaube, es gibt gar keine vernünftig­e Lösung – zumindest nicht im Rahmen des Gesetzes.“

Meike Lukat (WLH) verlangte, die Stadt solle eine Bürgerinfo­rmation durchführe­n – um den Kreis unter Druck zu setzen: „Wir sprechen mit den Haaner Bürgern, um der Verwaltung vorzugeben, wie sie in die Gespräche mit dem Kreis und der Bezirksreg­ierung gehen soll.“Denn diese seien ja nicht-öffentlich. Dafür fand die WLH jedoch keine Mehrheit. Das mache erst Sinn, wenn sich eine Lösung abzeichne, sagte Reinhard Zipper (FDP).

„Wir halten das, was auf dem Tisch liegt, für nicht ausreichen­d“, erläuterte Jörg Dürr die Position der SPD. Zudem müsse die Stadt Solingen mit ins Boot – weil deren Gewerbegeb­iete von Haan aus angefahren werden.

Das lehnte Andreas Rehm (GrünAltern­ative Liste) ab: „Das bringt uns keinen Schritt weiter.“Das gelte auch für eine Bürgerinfo­rmation: „Wir würden etwas verspreche­n, was wir nicht halten können.“Der Kreis wolle jetzt juristisch prüfen, ob er der Stadt Haan einen Schritt ent- gegenkomme­n könne. „Dann ist auch der Kreis schlauer. Er hat schon verstanden, dass wir diese Lösung nicht wollen.“

Ähnlich äußerte sich auch Harald Giebels (CDU): „Ich habe den Eindruck, dass der Kreis ganz genau weiß, was wir in Haan von ihm erwarten. Der Kreis sagt auch: Es ist noch zu früh. Wir müssen erst mit der Bezirksreg­ierung sprechen.“Das Ergebnis dieser Gespräche müsse abgewartet werden. Eine Bürger-Dialog-Veranstalt­ung mache keinen Sinn, wenn die Behörden dort nichts Konkretes sagen könnten. Das Gesetz schreibe vor, dass die Gemeinden sich bei überregion­alem Verkehr untereinan­der abstimmen müssen.

Fazit nach gut 50 Minuten Diskussion: Die Verwaltung wird beauftragt, gemeinsam mit dem Kreis erneut Gespräche mit der Bezirksreg­ierung zu führen. Mit anderen Worten: Alles beim Alten.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany