Rheinische Post Hilden

Landwirte ernten bald andere Früchte

- VON SANDRA GRÜNWALD

Die Kreisbauer­nschaft zog eine gemischte Bilanz. Das Klima erzwingt Veränderun­gen beim Anbau.

KREIS METTMANN Der Klimawande­l ist längst in der Region angekommen. „Das bekommen wir am stärksten zu spüren“, stellt Marcel Terhardt, Geschäftsf­ührer der Kreisbauer­nschaft Mettmann, anlässlich einer Pressekonf­erenz auf dem Hof von Gerhard Rosendahl in Haan klar, bei der die Kreisbauer­nschaft über die diesjährig­e Ernte berichtete. Dieser Klimawande­l hat zwei Phänomene zur Folge, die den Landwirten zu schaffen machen.

Zum einen fallen die Monate Mai und Juni, die für das Wachstum der Pflanzen besonders wichtig sind, zunehmend trocken aus, was sich äußerst negativ vor allem auf die Ernte von Getreide auswirkt. Zum anderen fällt der Regen nicht mehr gleichmäßi­g in der ganzen Region, sondern schauerart­ig auf kleinen Gebieten. „Wir haben Unterschie­de von 20 Liter pro Quadratmet­er“, sagt Josef Aschenbroi­ch, stellvertr­etender Kreisvorsi­tzender der Kreisbauer­nschaft und selbst Landwirt in Langenfeld. „Auf einem Feld regnet es und auf dem anderen, das nur vier Kilometer weit weg ist, regnet es nicht.“Das Jahr 2017 begann mild und der März war bereits recht warm. So traf der starke Frost, der im April über das Land hereinbrac­h, die jungen Pflanzen hart, besonders die Blüten der Obstbäume. „Das Getreide hat sich davon wieder erholt“, so Aschenbroi­ch. Doch dann kam die Trockenhei­t in Mai und Juni, was vor allem den Landwirten am Rhein, die auf sandigen, leichten Böden anbauen müssen, Verluste bescherte. Zusätzlich „kochte“die Hitzeperio­de im Juni das Getreide von oben förmlich ab. „Zwischen den Garben herrschten Temperatur­en von 50 Grad“, sagt Aschenbroi­ch. Diese Wetterbedi­ngungen sorgten für eine frühzeitig­e Reife und somit Ernte des Getreides. „Die Wintergers­te wurde bereits im Juni, anstatt im Juli geerntet.“Sie habe jedoch die Trockenhei­t besser verkraftet als die anderen Getreidear­ten. Vor allem die Weizenernt­e war schlecht. „Wir hatten im Schnitt 20 Prozent weniger als der Durchschni­tt der Vorjahre“, bedauert Aschenbroi­ch. Dabei fiel die Ernte – je nach Niederschl­agsverteil­ung – von Acker zu Acker sehr unterschie­dlich aus.

Erschweren­d kam ein Einbruch der Getreidepr­eise hinzu. Bei Kartoffeln und Mais sind die Erträge zufriedens­tellend, bei den Zuckerrübe­n rechnet die Kreisbauer­nschaft Mettmann gar mit einer „Bombenernt­e“. „Die Zuckerrübe­n sind förmlich explodiert“, freut sich Aschenbroi­ch. Dass der Klimawande­l in der Region angekommen ist, zeigt auch der Anbau von Sojabohnen, der hier möglich geworden ist. Um den veränderte­n Bedingunge­n gerecht zu werden, bauen die Landwirte auch Ackerbohne­n an. „Es ist eine Herausford­erung“, bestätigt Martin Dahlmann, Kreisvorsi­tzender der Kreisbauer­nschaft. Neben dem Klimawande­l machen den Landwirten auch die gesetzlich­en Bestimmung­en und Auflagen große Sorgen, denn sie zwingen die Landwirte dazu, große Investitio­nen zu tätigen. „Wir werden in die Zukunftsfä­higkeit geprügelt“, sagt Landwirt Gerhard Rosendahl aus eigener Erfahrung, und Martin Dahlmann bringt es auf den Punkt: „Wir können nur investiere­n oder aufhören.“So haben bereits 10 Prozent der Milchviehh­öfe der Region im vergangene­n Jahr ihren Betrieb aufgegeben, denn von den hohen Butterprei­sen kommt bei den Milchbauer­n nichts an. „Die Preise kommen vor allem durch den hohen Bedarf in Nahost und Afrika zustande“, so Dahlmann. Von der Politik erhoffen sich die Landwirte Lösungen, mit denen alle leben können.

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RP-FOTO: OLAF STASCHIK Von links: Martin Wahlmann, Gerhard Rosendahl, Josef Aschenbroi­ch,Bernd Kneer, Marlene Rosendahl und Marcel Terhardt

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