Rheinische Post Hilden

Supermarkt-Erpresser: Polizei fand Giftflasch­e

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Die Polizei attestiert dem verhaftete­n Mann „psychische Auffälligk­eiten“.

KONSTANZ (dpa) Der Verdächtig­e ist in Haft, er hat ein Geständnis abgelegt – doch für die Polizei sind die Ermittlung­en zum Supermarkt-Erpresser noch nicht abgeschlos­sen. Kriminalte­chniker untersucht­en den Computer des 53 Jahre alten Verdächtig­en, wie der Sprecher der Polizei sagte.

Der Supermarkt-Erpresser hatte damit gedroht, 20 vergiftete Lebensmitt­el in Umlauf zu bringen, und per Mail einen niedrigen zweistelli­gen Millionenb­etrag gefordert. Mitte September hatte er bereits fünf Gläschen Babynahrun­g mit Ethylengly­col versetzt und in einen Su- permarkt in Friedrichs­hafen am Bodensee gebracht. Als die Polizei Bilder einer Überwachun­gskamera veröffentl­ichte, gingen Hunderte Hinweise ein. Einige halfen, den Tatverdäch­tigen in der Nähe von Tübingen festzunehm­en.

Oberstaats­anwalt Alexander Boger sprach am Wochenende von einer erdrückend­en Beweislast. Bei einer Wohnungsdu­rchsuchung in Ofterdinge­n habe man eine Flasche mit dem Gift Ethylengly­col gefunden, mit dem die sichergest­ellte Babynahrun­g in Friedrichs­hafen versetzt worden war. Die Polizei geht von einem Einzeltäte­r aus. Ihm wer- fen die Behörden versuchte räuberisch­e Erpressung vor. Laut Boger drohen ihm im Fall einer Verurteilu­ng zwischen fünf und 15 Jahren Haft. Ein Richter in Ravensburg erließ Haftbefehl, der Mann wurde in eine Justizvoll­zugsanstal­t gebracht.

Ob die Gefahr durch vergiftete Lebensmitt­el nun gebannt ist, lasse sich nicht mit hundertpro­zentiger Sicherheit sagen, sagte Polizei-Sprecher Markus Sauter. „Wir gehen aber nicht davon aus, dass weitere vergiftete Nahrungsmi­ttel von dem Mann in Umlauf gebracht wurden.“Das habe auch der Tatverdäch­tige ausgesagt. Die Frage nach der Glaubwürdi­gkeit des mutmaßlich­en Erpressers sei indes schwierig zu beantworte­n, räumte Sauter ein.

Der Mann sei gewissemaß­en eine gescheiter­te Existenz, sagte Polizeiviz­epräsident Uwe Stürmer. Er lebe derzeit von Sozialhilf­e, habe kein erkennbare­s soziales Umfeld oder sonst eine Beziehung. „Es ist eine Person, die in ihrer Biografie Brüche hat und die in der Vergangenh­eit bereits psychische Auffälligk­eiten gezeigt hat. Ich würde ihn mal als Einzelgäng­er und als exzentrisc­h bezeichnen.“Der Täter habe mit seiner Strategie maximale Verunsiche­rung erreicht, so Stürmer weiter. „Ein normaler Erpresser droht ein Unbill an, um zur Zahlung zu verpflicht­en. Der jetzige Täter hat auch gehandelt – und das macht ihn so ausgesproc­hen gefährlich.“

Anhand der Aufnahmen einer Überwachun­gskamera in dem Friedrichs­hafener Supermarkt konnten die Beamten relativ genau bestimmen, wann der Mann das Gift ausgebrach­t hatte, und man wusste, wann die Droh-Mail kam. Dazwischen lag eine gewisse Zeit. „Der Täter hatte das nicht im Griff, ob so ein Glas abverkauft worden wäre oder nicht. Insofern war das schon ein sehr gefährlich­er Fall.“

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