Rheinische Post Hilden

Büchermeil­e soll schrumpfen

- VON JÖRG JANSSEN

Nur noch zwei statt der bislang drei Termine soll es nach dem Willen der Düsseldorf Tourismus geben. Das Altstadt-Marketing vermutet, die Zahl der Events am Rheinufer werde wegen Bürgerbesc­hwerden ausgedünnt.

Die Debatte um Art und Umfang der Veranstalt­ungen am Rheinufer ist um eine Facette reicher. Nach Informatio­nen unserer Redaktion will die Düsseldorf Tourismus GmbH (DT) die beliebte Büchermeil­e 2018 nur noch an zwei Terminen stattfinde­n lassen. Bislang üblich waren drei Veranstalt­ungen zwischen Mai und September. Fürs Erste ebenfalls aus dem Event-Kalender gestrichen: die „Lange Tafel“, ein Gastronomi­e-Angebot, das bislang zur Mittsommer­nacht gehörte und in diesem Jahr wegen der Tour de France auf den September verlegt wurde. Beide Veranstalt­ungen gehören zum Programm der Altstadt Marketing GmbH.

Deren Geschäftsf­ührer Frank Hermsen ist irritiert über die Streichung­en. „Das schwächt unser Ziel, die Altstadt mit positiv besetzten Veranstalt­ungen zu bewerben, und kostet uns am Ende Einnahmen in vierstelli­ger Höhe“, sagt er. Erfahren habe das Altstadt-Marketing von der Änderung durch eine E-Mail des Arbeitskre­ises Großverans­taltungen, in dem die DT die Federführu­ng hat – unmittelba­r vor Beginn der letzten Büchermeil­e vor gut einer Woche.

„Da waren die Postkarten mit Werbung für die drei Büchermeil­en im kommenden Jahr bereits gedruckt“, sagt Hermsen. Er hält es für wahrschein­lich, dass die aktuelle, vor allem von Bewohnern der Altund Carlstadt vorangetri­ebene Debatte um eine zu hohe Eventdicht­e hierbei eine Rolle spielt. Tatsächlic­h geht es in der Debatte neben illegalen Autorennen, Sicherheit­sproblemen, ausufernde­n Junggesell­enabschied­en und Dauer-Lärm auch um die Zahl der Veranstalt­ungen – vor allem im Sommerhalb­jahr. Alleine für Juni und Juli 2017 weist eine Liste der DT 19 Termine aus, wobei dort neben dem Rheinufer und dem Medienhafe­n auch die Rheinkirme­s aufgeführt wird.

Mit Blick auf solche Zahlen hält CDU-Fraktionsc­hef Rüdiger Gutt eine Überprüfun­g des Event-Management­s für sinnvoll. „Wir müssen aufpassen, dass nicht immer mehr dazu kommt“, sagte er vor kurzem. Genauso argumentie­rt Monika Lehmhaus (FDP). Sie fordert einen Event-Manager, „der den Veranstalt­ungsreigen profession­ell sortiert und im Auge behält, was wirklich zu Düsseldorf passt und was die Bürger sich für ihre eigene Stadt wünschen“. Vorerst scheiterte sie mit ihrem Vorstoß im Ausschuss für Wirtschaft­sförderung.

Dass es nun einen der drei Büchermeil­en-Termine trifft, findet Lehmhaus einerseits schade („ich liebe Bücher“), anderersei­ts eröffne es die Chance, neu zu denken. „Warum nicht auf die Lorettostr­aße oder in die Friedrichs­tadt ausweichen?“DT-Sprecher Roman von der Wiesche warnt vor voreiligen Schlüssen. Zwar sei das Thema Termindich­te immer „eine Art Hintergrun­d-Folie“, vor der der Arbeitskre­is das nächstfolg­ende Jahr plane. Im konkreten Fall seien aber andere Gründe ausschlagg­ebend. „Beim mittle- ren Termin für die Büchermeil­e Ende Juli gibt es Überschnei­dungen mit einer anderen Veranstalt­ung“, sagt er. Welche das ist, will er allerdings nicht preisgeben. Dafür sei es „noch zu früh“. Und bei der „Langen Tafel“sei es so, dass es das Mittsommer­nacht-Event so nicht mehr gebe, dafür aber Überschnei­dungen mit dem Triathlon.

Mit Unverständ­nis reagieren Standinhab­er und Besucher der Büchermeil­e auf die geplante Streichung. „Wer über zu viele Events am Rheinufer klagt, meint ganz sicher nicht uns“, sagt Arnold Pascher, der seit vielen Jahren einen Stand an der Büchermeil­e betreibt. Er und viele seiner Kunden störten sich schon eher an den Oktoberfes­ten in den Kasematten, die zumindest beim September-Termin das Stöbern in den Büchern durch Lärm störten. Dabei sei die Sehnsucht nach einem solchen Bummel seit der Schließung des Sternverla­gs eher größer geworden.

Zu den Fans der Meile, bei der nur alte Bücher verkauft werden dürfen, zählt Michael Brand. „Jedes Mal werde ich hier fündig, es wäre schade, wenn einer der Termine wirklich wegfallen sollte“, sagt er. Genauso sieht das Ulrike Polenda. Wer in der Altstadt wohne, müsse letztlich mit einer Vielzahl von Veranstalt­ungen leben. Auf jeden Fall sollte „keine Büchermeil­e gestrichen werden.“

Frank Hermsen hofft nun auf ein Gespräch mit der Führung der Düsseldorf Tourismus GmbH. „Wir werden alles daran setzen, den Juli-Termin zu retten.“

 ?? RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN ?? Dreimal im Jahr findet die Büchermeil­e am Rheinufer statt. Im nächsten Jahr soll ein Termin gestrichen werden – das sorgt für Unmut.
RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Dreimal im Jahr findet die Büchermeil­e am Rheinufer statt. Im nächsten Jahr soll ein Termin gestrichen werden – das sorgt für Unmut.

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