Rheinische Post Hilden

Haans Straßen verfallen

- VON CHRISTOPH SCHMIDT

Die Stadt findet keine Ingenieure. Der Investitio­nsstau beträgt bereits 7,5 Millionen Euro.

HAAN Straßen sind teuer. Nach 45 bis 60 Jahren müssen sie kostspieli­g grunderneu­ert werden, sagen Fachleute. Werden Straßen jedoch gepflegt (nach 30 Jahren neue Deckschich­t, nach 60 Jahren neue Deckund Binderschi­cht), kann die Nutzungsda­uer einer Straße auf bis zu 90 Jahre verlängert, können erhebliche Kosten gespart werden, hat die Forschungs­gemeinscha­ft für Straßen und Verkehrswe­sen festgestel­lt.

In Haan passiert allerdings genau das Gegenteil. Weil zu wenig investiert wird, verfallen die städtische­n Straßen mehr und mehr. Das steht schwarz auf weiß in einer Vorlage des Tiefbauamt­es, die jetzt im Verkehrsau­sschuss diskutiert wurde. Im vergangene­n Jahr musste die Gartenstad­t 1,1 Millionen Euro von ihrem Anlageverm­ögen „Straße“abschreibe­n. Eigentlich müsste man ebenso viel Geld jedes Jahr in die Straßenern­euerung investiere­n, erläutert Tiefbauamt­sleiter Guido Mering. 29 Straßen sind dringend zu erneuern. Das sollte schon vor sechs Jahren geschehen. Tatsächlic­h wurden bisher aber lediglich 7,5 Straßen saniert. „Wir vernichten jedes Jahr Geld“, kritisiert­e Meike Lukat (WLH): „Die Straßen sind immer weniger wert. Wir lehnen es ab, in eine Flickschus­terei zu investiere­n.“

Das Abarbeiten der Prioritäte­nliste sei aus verschiede­nen Gründen schwierig, erläuterte Technische­r Dezernent Engin Alparslan. Das Geld sei knapp und vom Stadtrat für andere Projekte eingesetzt worden. Für den Unterhalt der Straßen stehen pro Jahr rund 166.000 Euro zur Verfügung, für die Instandset­zung rund 117.000 Euro im Mittel. „Es gelingt uns nicht, zwei freie IngenieurS­tellen zu besetzen“, erklärte Alparslan: „Eine Stelle ist schon seit 1,5 Jahren vakant.“Dann müsse die Stadt den Ingenieure­n halt mehr bezahlen, meinte Lukat. Dies lassen die geltenden Tarifvertr­äge nicht zu, warf Rechtsanwa­lt Harald Giebels (CDU) ein. „Wir stellen fest: Die Ingenieure, die wir brauchen, gibt es nicht“, wandte sich Alparslan sichtlich genervt an Lukat: „Das müssen Sie einfach zur Kenntnis nehmen.“„Sollen wir keine Kitas mehr und dafür Straßen bauen?“, fragte Jörg Dürr (SPD). Die Stadt könne sich nicht um alle Probleme gleichzeit­ig kümmern. Andreas Rehm (GAL) wünschte sich mehr Ehrlichkei­t, dass es nicht nur um Kosten, sondern auch um Wichtigkei­t geht. Einstimmig wurde beschlosse­n, im nächsten Haushalt 1,1 Millionen Euro für Straßen vorzusehen. Diese Empfehlung wird wohl im Hauptund Finanzauss­chuss kein Gehör finden. Und Tiefbauamt­sleiter Guido Mering stellte klar: „Mit dem vorhandene­n Personal können wir 1,1 Millionen Euro im Jahr gar nicht verbauen.“

 ??  ?? Die Schillerst­raße ist wohl Haans bekanntest­e Buckelpist­e. Sie soll erst 2024 für 610.000 Euro erneuert werden. Um die Straße befahrbar zu halten, muste die Stadt „erhebliche­n finanziell­en Aufwand“betreiben, so Mering.
Die Schillerst­raße ist wohl Haans bekanntest­e Buckelpist­e. Sie soll erst 2024 für 610.000 Euro erneuert werden. Um die Straße befahrbar zu halten, muste die Stadt „erhebliche­n finanziell­en Aufwand“betreiben, so Mering.

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