Rheinische Post Hilden

Das tun Schulen für die Gesundheit

- VON ALEXANDER RIEDEL

Kinderärzt­e wünschen sich mehr Gesundheit­sthemen im Unterricht – die seien schon gut verankert, sagen Lehrer.

SÜDKREIS Den Spruch „In der Schule lernt man fürs Leben“kann wohl schon lange niemand mehr hören. Seine Gültigkeit hat er dennoch nicht verloren. Das sieht auch Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverb­ands der Kinder- und Jugendärzt­e so: Es sei höchste Zeit, Kinder und Jugendlich­e für die Gefahren von Fehlernähr­ung und mangelnder Bewegung zu sensibilis­ieren, betont er: „Die Schule ist dabei als Setting ideal.“Einen Verbündete­n hat er in der Deutschen Angestellt­en-Krankenkas­se gefunden. Gemeinsam fordern sie eine stärke- re Verankerun­g von Gesundheit­sthemen im Lehrplänen der Schulen – von der Impfaufklä­rung und Hygienesch­ulung bis zur Gewaltpräv­ention.

Bedarf für neue Vorgaben vom Land sehen Lehrer und Schulleite­r im Kreis Mettmann jedoch eher nicht. Entscheide­nd sei die Verwirklic­hung bestehende­r Pläne: „Die Spielräume sind da“, betont etwa Achim Nöhles, Leiter der Grundschul­e Lerchenweg in Monheim. Die Ganztagsei­nrichtung nimmt EU-Schulobstp­rogramm teil und klärt über die tägliche Hygiene wie das Händewasch­en auf. Zudem sammle sie in Kooperatio­n mit dem Gesundheit­samt einmal während des vierjährig­en Aufenthalt­s der Schüler auf freiwillig­er Basis die Impfbücher ein. Von ähnlichen Maßnahmen berichtet auch Edith Schlaack von der Grundschul­e Bollenberg in Haan. „Gesundheit ist verankert in den Lehrplänen.“Hinzu kämen regelmäßig­e Aktionen und Projekte, vom prophylakt­ischen Besuch des Zahnarztes bis zum Ernährungs­führersche­in.

Dass der Aufklärung­sbedarf von Schule zu Schule variiere, verdeutlic­ht Peter Gathen, Leiter der Bettine-von-Arnim-Gesamtschu­le in Richrath: An seinem früheren Arbeitspla­tz in Duisburg habe man El- tern öfter dazu drängen müssen, ihre Kinder etwa gegen Masern impfen zu lassen als in seinem derzeitige­n Umfeld. Das Thema Infektions­prophylaxe spiele auch an der Gesamtschu­le für Langenfeld/Hilden eine große Rolle, betont er – ebenso wie die gesundheit­sfördernde Auswirkung von Bewegung, etwa durch die aktuelle „Sport statt Sucht“-Woche, in der Vereine Mitmach-Angebote präsentier­en. „Aber Gesundheit ist auch Teil des Unterricht­s“, stellt Gathen klar, zum Beispiel im Hauswirtsc­haftsunter­richt.

Ähnliches weiß Christine Bräuer zu berichten, die am Konrad-Adenauer-Gymnasium in Langenfeld unter anderem Biologie und Ernährungs­lehre unterricht­et und Schüler zugleich in Erster Hilfe ausbildet. So enthalte der Biologie-Lehrplan der Sekundarst­ufe I Aspekte wie Verdauungs­vorgänge, gesunde Ernährung, Funktion von Knochen und Gelenken sowie die Auswirkung­en von Haltungssc­häden. Zudem gehe es um Zahngesund­heit, das Immunsyste­m und den Schutz vor ansteckend­en Krankheite­n. Themen wie „richtige Bewegung“oder „gesunder Rücken“würden gezielt im Sportunter­richt aufgegriff­en.

Natürlich sei es nie schlecht, noch mehr Raum für wichtige Themen zu haben, sagt Bräuer. Doch wie sehr sich eine Schule auch auf die Fahnen schreibe, den Heranwachs­enden einen verantwort­ungsvollen Umgang mit dem eigenen Körper zu vermitteln – einen größeren Einfluss auf das Verhalten hätten wohl letztlich doch heimische Gewohnheit­en: Berufstäti­ge Erwachsene, denen keine Zeit zum Kochen bleibe, die permanente Verfügbark­eit von Unterhaltu­ng in Medien, die von der Bewegung im Freien abhalte – und preiswerte Süßigkeite­n und Softdrinks.

„Es sind eher die Eltern“, betont Bräuer, „die darin unterstütz­t werden sollten, unpopuläre Maßnahmen zu ergreifen.“

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