Rheinische Post Hilden

Rat drückt sich um Tour-Entscheidu­ng

- VON LAURA IHME

Auch die Sondersitz­ung des Gremiums hat keine Lösung in der Frage um die Kosten gebracht, das Thema wurde verschoben. Dafür hat der Rat viele liegengebl­iebene Punkte abgearbeit­et – auch einen sehr unpopuläre­n.

Im Streit um die Mehrkosten für die Tour de France herrscht Stillstand: Statt über die Freigabe von 2,9 Millionen Euro abzustimme­n, verschob der Stadtrat gestern in seiner Sondersitz­ung die Entscheidu­ng darüber – dabei war der Streit darum ein maßgeblich­er Grund für die Einberufun­g der Sitzung gewesen. Stattdesse­n soll nun kommende Woche in der regulären Sitzung des Gremiums abgestimmt werden. Bis dahin bleiben Rechnungen von 1,4 Millionen Euro unbegliche­n.

Bis nächste Woche Donnerstag bleibt nun Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD) Zeit, eine Mehrheit für die Kosten zu finden. Denn diese hätte es wohl auch in der Sondersitz­ung nicht gegeben: Am Montagaben­d hatte sich die CDU-Fraktion entschiede­n, gegen die Freigabe des Geldes zu votieren. Das hätte womöglich auch die Grünen zu einem Nein bewogen: Sie hatten zuvor angekündig­t, nur zuzustimme­n, wenn es eine breite Mehrheit gibt. Ohne die Union gibt es die jedoch nicht: FDP und Linke sind strikte Tourgegner, damit blieben nur noch SPD, Piratenpol­itiker Frank Grenda und die rechten Parteien übrig.

Kurios: Beantragt wurde die Verschiebu­ng der Entscheidu­ng nun nicht von einem Tour-Befürworte­r, sondern ausgerechn­et von der FDP. „Wenn wir das Thema nun verschiebe­n, haben alle Fraktionen noch ein- mal Gelegenhei­t, darüber zu diskutiere­n“, sagte er, betonte aber, seine Partei stehe weiter zu ihrem Nein. Stattdesse­n will Neuenhaus die Union in die Pflicht nehmen: Sie habe schließlic­h dem Finanzieru­ngsbeschlu­ss zugestimmt, dann müsse sie dies nun auch bis zum Ende mittragen. „Es ist doch klar, dass Veranstalt­ungen wie die Tour teurer werden. Und wenn ich für eine Finanzieru­ng stimme, muss ich die Konsequenz­en tragen“, sagt er. Tatsächlic­h hatte die Union zwar gegen die Ausrichtun­g des Tourstarts votiert, hatte sich später dem Beschluss der Finanzieru­ng jedoch angeschlos­sen.

Die CDU unter Leitung von Fraktionsc­hef Rüdiger Gutt hatte sich jedoch aus zwei Gründen bislang ge- gen die Freigabe der zusätzlich­en Millionen ausgesproc­hen: Zum einen gibt es großen Streit um den Dringlichk­eitsbeschl­uss von Thomas Geisel aus dem Sommer, mit dem er offene Rechnungen der Tour in Höhe von 1,5 Millionen Euro bezahlt hatte.

Diesen Beschluss hätte der Rat später genehmigen müssen. Um sich in der Vorbereitu­ng darauf eine Mehrheit zu sichern, hatte der OB um eine Unterschri­ft der Union aus der Opposition gebeten. Die jedoch verweigert­e, weil Fragen offenblieb­en. Auch andere Parteien verneinten Anfragen nach einer Unterschri­ft, stattdesse­n half eine SPDRatsfra­u aus. Dieses Vorgehen Geisels wurde heftig kritisiert. Zum an- deren herrscht in der Union aber auch Unmut über die Zahlen. Rüdiger Gutt wirft dem OB eine Schönung der Zahlen vor, bestimmte Posten würden fehlen, in Wahrheit sei die Tour also viel teurer gewesen.

Der Dringlichk­eitsbeschl­uss wurde schließlic­h nicht genehmigt, ein Antrag auf die Freigabe von 1,4 Millionen Euro weiterer Kosten wurde ebenfalls im September geschoben – auf die Sondersitz­ung. Nun sollte über beide Posten in Höhe von rund 2,9 Millionen Euro abgestimmt werden. Das geschieht jetzt nächste Woche. Sollte dann wieder keine Mehrheit zustande kommen, müsste der OB den Beschluss des Rates beanstande­n – und es würde noch einmal neu darüber debattiert.

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FOTO: ANDREAS BRETZ Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD) gestern vor Beginn der Ratssitzun­g. Nächste Woche lädt er wieder in den Plenarsaal ein.

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