Schicksale bewegen Fahranfänger
HILDEN Das Laub färbt sich bunt – und fällt von den Bäumen. In Hilden gibt es allein rund 9800 Bäume, schätzt Achim Hendrichs, Sachgebietsleiter Grünflächen/ Forst: rund 5100 Straßenbäume, 2500 in Grün- und Parkanlagen und etwa 2200 auf Friedhöfen. Da kommt ganz schön was zusammen. Zwischen 500 und 600 Tonnen Laub pro Jahr, schätzt Abfallberater Frank Berndt vom städtischen Bauhof.
Laub ist wie Schnee: Es muss gekehrt werden. Doch mit Besen und Rechen geht da kaum noch jemand zu Werke. Viele greifen zu einem Laubbläser oder -sauger. Der Handel hat schon Millionen dieser Geräte unters Volk gebracht. Offensichtlich machen die Laubpuster vielen Nutzern richtig Spaß, sind aber extrem laut und nervig und zählen deshalb zu den meistgehassten Gartengeräten – bei den Nachbarn. Laut Umweltbundesamt erreicht Laubsauger im laufenden Betrieb oft mehr als 85 Dezibel. Zum
Birgit Erven (58) Wie haben einen Laubbläser, aber nur mein Mann verwendet ihn. Ich selber kehre die Blätter lieber auf herkömmliche Art und Weise mit dem Besen. Vergleich: Das entspricht dem Lärm von Motorsägen und Winkelschleifern. Bei Dauerlärm zwischen 80 und 100 dB(A) droht bereits ein Gehörschaden.
Deshalb fallen Laubbläser unter die Geräte- und Maschinenlärmschutzverordnung, erläutert Daniela Karberg, stellvertretende Leiterin des Hildener Ordnungsamtes. Dort sind die Betriebszeiten geregelt. In Wohngebieten dürfen Laubbläser nur werktags von 9 bis 13 Uhr und 15 bis 17 Uhr benutzt werden. Wichtig: Der Samstag ist auch ein Werktag. „Ausgenommen sind jedoch Gewerbegebiete, Mischgebiete und Kerngebiete wie die Innenstadt“, betont Karberg: „Das wissen viele nicht.“In Gewerbe- und Kerngebieten dürfen Laubbläser nicht zwischen 20 Uhr und 7 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen eingesetzt werden – zu allen anderen Zeiten schon. Gerade im Herbst gebe es immer wieder Beschwerden von Bürgern. Es gibt auch leise Laubbläser, die nicht unter die Geräte- und Maschinenlärmschutzverordnung fallen (mit speziellen Umweltkennzeichen). So ein Gerät ist Karberg allerdings noch nie untergekommen.
Benzingetriebene Laubbläser/sauger machen nicht nur Lärm, sondern pusten auch Abgase in die Luft. Und das nicht zu knapp. Ein Laubbläser mit Zweitaktmotor stößt in der Stunde bis zu 270 Gramm unverbrannte Kohlenwasserstoffe aus, hat das Umweltbundesamt 2002 berechnet. Das
Helga Schultz (79) Wir sind erst vor kurzem nach Langenfeld gezogen, und bei uns fällt auf den Gehweg kein Laub. Wenn jemand als Erleichterung den Laubbläser einsetzt, ist das für mich in Ordnung. HILDEN Die rauschende Partynacht endete in einer Tragödie: An einem ruhigen Sonntagmorgen wickelte sich in Erkrath-Hochdahl ein Kleinwagen buchstäblich um einen Laternenmast. Der Fahrer, ein junger Mann, der unter Alkoholeinfluss von der Loveparade in Essen heimkehrte, erlag seinen Verletzungen noch am Unfallort. „Es gibt Ereignisse, die vergisst man nicht“, schilderte Dennis Paffrath von der Kreispolizeibehörde Mettmann den Tag – und rund 350 Schüler hörten ihm und seinen vier Mitstreitern, darunter einem Rettungssanitäter und einem Notarzt, gebannt zu.
„Crash Kurs NRW“– das Programm, das mit drastischen Bildern und Augenzeugenberichten junge Menschen aufrütteln und zu einem sorgsameren Verhalten im Straßenverkehr anhalten will, machte ges-
Rolf Steinhäuser entspreche der 200-fachen Menge eines Autos mit geregeltem Katalysator. Bei neueren Modellen sie der Schadstoffausstoß zwar mit 60 Gramm deutlich geringer, aber immer noch zu hoch. Das Umweltministerin NRW rät, Benzin-Laubpuster durch Elektrogerät zu ersetzen. Sie seien bei gleicher Leistung um bis zu 11 dB(A) leiser. Bei privaten und kleinen Flächen sollte man auf solche Geräte am besten ganz verzichten.
Auf den Gehwegen und in kleinen Anliegerstraße sind die Anlieger für das Laubkehren zuständig – unabhängig davon, ob es sich um städtische oder private Bäume handelt, erklärt Abfallberater Frank Berndt: „Das Laub darf nicht auf die Fahrbahn oder in den Rinnstein gekehrt werden.“Wohin damit? Da gibt es drei Möglichkeiten. Ab in die Biotonne: 3719 Tonnen oder 94 Kilogramm pro Kopf Grünabfälle hat die Stadt im vergangenen Jahr eingesammelt und zu Kompost verarbeitet. Aber nicht jeder Einwohner hat eine Biotonne. Alternative Laubsack: Der Papiersack fasst 120 Liter, ist nur für Laub bestimmt und darf nicht schwerer als 15 Kilogramm sein, erläutert Berndt. Er wird für einen Euro das Stück auf dem Bauhof (Auf dem Sand) verkauft (891 Stück im vergangenen Jahr) und zusammen mit der Biotonne am Straßenrand abgeholt. Alternative Bauhof: Dort kann Laub und Grünschnitt kostenfrei abgegeben werden: mo-sa 8-12 Uhr, do auch 14-18 Uhr. Ich halte den Besen für die bessere Alternative, Laubbläser sind mir zu laut. Ich bin mehr für das Kehren. Praktisch habe ich aber noch nie einen in der Hand gehabt, müsste ich testen.
Katarina B.
Langenfeld
Langenfeld
Köln
Hilden
Es kommt darauf an, um welche Mengen Laub es geht. Laubsauger finde ich besser als -bläser, da hat man alles in einem Beutel. Die Geräte mit Benzinmotor sind mir zu laut und stinken.“
Die Polizei-Kampagne „Crash Kurs NRW“war gestern in Hilden zu Gast.
tern Station in der Aula des Helmholtz-Gymnasiums in Hilden. Die Zuhörer wiederum stammten vom benachbarten Berufskolleg. „Dort waren wir schon einmal im Rahmen der Reihe gewesen, aber nur im kleineren Kreis in den Klassenräumen“, erklärte Verkehrssicherheitsberaterin Ilka Steffens, die durch den Vormittag führte. Dass speziell die Zielgruppe 17+ im Fokus der „Crash Kurs“-Veranstaltungen steht, kommt nicht von ungefähr: Schließlich gelten junge Erwachsene bis 25 Jahre der Statistik zufolge immer noch als die am stärksten gefährdete Gruppe im Straßenverkehr.
Welche Folgen Leichtsinn, Imponiergehabe gegenüber weiblichen Mitfahrern und das Fahren unter alkohol- und Drogeneinfluss haben können, demonstrierte die Veranstaltung einmal mehr anhand besonders einprägsamer Vorfälle: So schilderte Notfallseelsorgerin Anne de Wendt noch immer sichtlich bewegt, wie sie einer jungen Familie mit kleinen Kindern den Tod des 41jährigen Vaters erklären musste – der Mann war als Fußgänger beim Weg über die Straße von einem Auto erfasst worden. Dessen Fahrer wiederum hatte nicht nur ein zu hohes Tempo angeschlagen, beim Blick aufs Handy auch noch die rote Ampel übersehen. „Ich möchte, dass bei Euren Angehörigen nur Freunde oder der Postbote klingeln“, rief de Wendt den Schülern zu. Mit Axel Augustin stand erneut auch ein Unfallopfer auf dem Podium. Er war mit einem Porsche auf Geisterfahrt kollidiert, den ein übermütiger Fahranfänger von seinem Vater entwendet hatte – eine Not-OP rettete Augustin das Leben. „Ich will Euch nicht das Autofahren verleiden“, betonte der Familienvater. „Aber es ist wichtig, ein Stück Verkehrsrealität in die Aula zu holen.“