Rheinische Post Hilden

Schicksale bewegen Fahranfäng­er

- VON CHRISTOPH SCHMIDT VON ALEXANDER RIEDEL

HILDEN Das Laub färbt sich bunt – und fällt von den Bäumen. In Hilden gibt es allein rund 9800 Bäume, schätzt Achim Hendrichs, Sachgebiet­sleiter Grünfläche­n/ Forst: rund 5100 Straßenbäu­me, 2500 in Grün- und Parkanlage­n und etwa 2200 auf Friedhöfen. Da kommt ganz schön was zusammen. Zwischen 500 und 600 Tonnen Laub pro Jahr, schätzt Abfallbera­ter Frank Berndt vom städtische­n Bauhof.

Laub ist wie Schnee: Es muss gekehrt werden. Doch mit Besen und Rechen geht da kaum noch jemand zu Werke. Viele greifen zu einem Laubbläser oder -sauger. Der Handel hat schon Millionen dieser Geräte unters Volk gebracht. Offensicht­lich machen die Laubpuster vielen Nutzern richtig Spaß, sind aber extrem laut und nervig und zählen deshalb zu den meistgehas­sten Gartengerä­ten – bei den Nachbarn. Laut Umweltbund­esamt erreicht Laubsauger im laufenden Betrieb oft mehr als 85 Dezibel. Zum

Birgit Erven (58) Wie haben einen Laubbläser, aber nur mein Mann verwendet ihn. Ich selber kehre die Blätter lieber auf herkömmlic­he Art und Weise mit dem Besen. Vergleich: Das entspricht dem Lärm von Motorsägen und Winkelschl­eifern. Bei Dauerlärm zwischen 80 und 100 dB(A) droht bereits ein Gehörschad­en.

Deshalb fallen Laubbläser unter die Geräte- und Maschinenl­ärmschutzv­erordnung, erläutert Daniela Karberg, stellvertr­etende Leiterin des Hildener Ordnungsam­tes. Dort sind die Betriebsze­iten geregelt. In Wohngebiet­en dürfen Laubbläser nur werktags von 9 bis 13 Uhr und 15 bis 17 Uhr benutzt werden. Wichtig: Der Samstag ist auch ein Werktag. „Ausgenomme­n sind jedoch Gewerbegeb­iete, Mischgebie­te und Kerngebiet­e wie die Innenstadt“, betont Karberg: „Das wissen viele nicht.“In Gewerbe- und Kerngebiet­en dürfen Laubbläser nicht zwischen 20 Uhr und 7 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen eingesetzt werden – zu allen anderen Zeiten schon. Gerade im Herbst gebe es immer wieder Beschwerde­n von Bürgern. Es gibt auch leise Laubbläser, die nicht unter die Geräte- und Maschinenl­ärmschutzv­erordnung fallen (mit speziellen Umweltkenn­zeichen). So ein Gerät ist Karberg allerdings noch nie untergekom­men.

Benzingetr­iebene Laubbläser/sauger machen nicht nur Lärm, sondern pusten auch Abgase in die Luft. Und das nicht zu knapp. Ein Laubbläser mit Zweitaktmo­tor stößt in der Stunde bis zu 270 Gramm unverbrann­te Kohlenwass­erstoffe aus, hat das Umweltbund­esamt 2002 berechnet. Das

Helga Schultz (79) Wir sind erst vor kurzem nach Langenfeld gezogen, und bei uns fällt auf den Gehweg kein Laub. Wenn jemand als Erleichter­ung den Laubbläser einsetzt, ist das für mich in Ordnung. HILDEN Die rauschende Partynacht endete in einer Tragödie: An einem ruhigen Sonntagmor­gen wickelte sich in Erkrath-Hochdahl ein Kleinwagen buchstäbli­ch um einen Laternenma­st. Der Fahrer, ein junger Mann, der unter Alkoholein­fluss von der Loveparade in Essen heimkehrte, erlag seinen Verletzung­en noch am Unfallort. „Es gibt Ereignisse, die vergisst man nicht“, schilderte Dennis Paffrath von der Kreispoliz­eibehörde Mettmann den Tag – und rund 350 Schüler hörten ihm und seinen vier Mitstreite­rn, darunter einem Rettungssa­nitäter und einem Notarzt, gebannt zu.

„Crash Kurs NRW“– das Programm, das mit drastische­n Bildern und Augenzeuge­nberichten junge Menschen aufrütteln und zu einem sorgsamere­n Verhalten im Straßenver­kehr anhalten will, machte ges-

Rolf Steinhäuse­r entspreche der 200-fachen Menge eines Autos mit geregeltem Katalysato­r. Bei neueren Modellen sie der Schadstoff­ausstoß zwar mit 60 Gramm deutlich geringer, aber immer noch zu hoch. Das Umweltmini­sterin NRW rät, Benzin-Laubpuster durch Elektroger­ät zu ersetzen. Sie seien bei gleicher Leistung um bis zu 11 dB(A) leiser. Bei privaten und kleinen Flächen sollte man auf solche Geräte am besten ganz verzichten.

Auf den Gehwegen und in kleinen Anliegerst­raße sind die Anlieger für das Laubkehren zuständig – unabhängig davon, ob es sich um städtische oder private Bäume handelt, erklärt Abfallbera­ter Frank Berndt: „Das Laub darf nicht auf die Fahrbahn oder in den Rinnstein gekehrt werden.“Wohin damit? Da gibt es drei Möglichkei­ten. Ab in die Biotonne: 3719 Tonnen oder 94 Kilogramm pro Kopf Grünabfäll­e hat die Stadt im vergangene­n Jahr eingesamme­lt und zu Kompost verarbeite­t. Aber nicht jeder Einwohner hat eine Biotonne. Alternativ­e Laubsack: Der Papiersack fasst 120 Liter, ist nur für Laub bestimmt und darf nicht schwerer als 15 Kilogramm sein, erläutert Berndt. Er wird für einen Euro das Stück auf dem Bauhof (Auf dem Sand) verkauft (891 Stück im vergangene­n Jahr) und zusammen mit der Biotonne am Straßenran­d abgeholt. Alternativ­e Bauhof: Dort kann Laub und Grünschnit­t kostenfrei abgegeben werden: mo-sa 8-12 Uhr, do auch 14-18 Uhr. Ich halte den Besen für die bessere Alternativ­e, Laubbläser sind mir zu laut. Ich bin mehr für das Kehren. Praktisch habe ich aber noch nie einen in der Hand gehabt, müsste ich testen.

Katarina B.

Langenfeld

Langenfeld

Köln

Hilden

Es kommt darauf an, um welche Mengen Laub es geht. Laubsauger finde ich besser als -bläser, da hat man alles in einem Beutel. Die Geräte mit Benzinmoto­r sind mir zu laut und stinken.“

Die Polizei-Kampagne „Crash Kurs NRW“war gestern in Hilden zu Gast.

tern Station in der Aula des Helmholtz-Gymnasiums in Hilden. Die Zuhörer wiederum stammten vom benachbart­en Berufskoll­eg. „Dort waren wir schon einmal im Rahmen der Reihe gewesen, aber nur im kleineren Kreis in den Klassenräu­men“, erklärte Verkehrssi­cherheitsb­eraterin Ilka Steffens, die durch den Vormittag führte. Dass speziell die Zielgruppe 17+ im Fokus der „Crash Kurs“-Veranstalt­ungen steht, kommt nicht von ungefähr: Schließlic­h gelten junge Erwachsene bis 25 Jahre der Statistik zufolge immer noch als die am stärksten gefährdete Gruppe im Straßenver­kehr.

Welche Folgen Leichtsinn, Imponierge­habe gegenüber weiblichen Mitfahrern und das Fahren unter alkohol- und Drogeneinf­luss haben können, demonstrie­rte die Veranstalt­ung einmal mehr anhand besonders einprägsam­er Vorfälle: So schilderte Notfallsee­lsorgerin Anne de Wendt noch immer sichtlich bewegt, wie sie einer jungen Familie mit kleinen Kindern den Tod des 41jährigen Vaters erklären musste – der Mann war als Fußgänger beim Weg über die Straße von einem Auto erfasst worden. Dessen Fahrer wiederum hatte nicht nur ein zu hohes Tempo angeschlag­en, beim Blick aufs Handy auch noch die rote Ampel übersehen. „Ich möchte, dass bei Euren Angehörige­n nur Freunde oder der Postbote klingeln“, rief de Wendt den Schülern zu. Mit Axel Augustin stand erneut auch ein Unfallopfe­r auf dem Podium. Er war mit einem Porsche auf Geisterfah­rt kollidiert, den ein übermütige­r Fahranfäng­er von seinem Vater entwendet hatte – eine Not-OP rettete Augustin das Leben. „Ich will Euch nicht das Autofahren verleiden“, betonte der Familienva­ter. „Aber es ist wichtig, ein Stück Verkehrsre­alität in die Aula zu holen.“

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FOTOS: MEI (2), HÖV (2), DPA

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