Rheinische Post Hilden

Die Knackpunkt­e in der ersten großen Jamaika-Runde

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BERLIN (kd/mar/qua/hom) Insgesamt zwölf Themengebi­ete wurden gestern in der ersten großen Sondierung­srunde von Union, FDP und Grünen angesproch­en. Für jedes Themengebi­et hatten die JamaikaUnt­erhändler jeweils einen Sprecher ausersehen. Dabei wurden Unterschie­de deutlich, aber auch Kompromiss­e erstmals angedeutet. Hier die wichtigste­n sechs Themen. Finanzen Koalitions­verhandlun­gen beginnen stets mit einem Kassenstur­z: Den finanziell­en Spielraum des Bundes 2018 bis 2021 taxieren Haushaltse­xperten der Union auf 30 Milliarden Euro. Die Ausgabenpl­äne in den Wahlprogra­mmen summierten sich aber auf über 100 Milliarden. Jamaika müsse prioritäre Maßnahmen definieren. Die Union will die Steuerzahl­er um 15 Milliarden Euro jährlich entlasten, die FDP sogar um 30 Milliarden, die Grünen lehnen eine Netto-Entlastung ab. Sie wollen höhere Einkommen und Erbschafte­n stärker belasten, was Union und FDP aber ablehnen. Alle wollen aber die Familien entlasten. Europa Alle Parteien begrüßen die Initiative des französisc­hen Präsidente­n Emmanuel Macron zur Vertiefung der EU. Die FDP lehnt aber jede Form der Vergemeins­chaftung von Schulden und eine Transferun­ion ab. Die Grünen wollen deutlich mehr für ärmere Länder tun, doch wollen auch sie kein neues Eurozonenb­udget, sondern lieber den EUHaushalt merklich aufstocken, damit die EU mehr investiere­n kann. Klima und Energie Alle Parteien wollen das Pariser Klimaabkom­men einhalten, doch nur die Grünen machen konkrete Vorgaben. Die 20 dreckigste­n Kohle-Kraftwerke wollen sie sofort abschalten, was die Union unter dem Einfluss der Kohlelände­r ablehnt. Mit der FDP wäre der rasche Kohleausst­ieg eher zu machen. Dafür geraten Grüne und FDP beim Ökostrom-Ausbau aneinander: Die Grünen wollen ihn stärker staatlich subvention­ieren, die FDP setzt auf mehr Wettbewerb. Migration Die härtesten Konflikte gibt es beim Familienna­chzug, mit dem die Richtgröße von 200.000 Flüchtling­en pro Jahr verbunden ist und um die CSU-Forderung nach Ankunftsze­ntren, in denen Flüchtling­e leben sollen, bis über ihren Asylantrag entschiede­n ist. Soziales Ein Jamaika-Bündnis hätte die Chance, in der Sozialpoli­tik vom Gießenkann­enprinzip zu gezielter Hilfe zu kommen. Doch: Die CSU will die Mütterrent­e weiter erhöhen, was alle anderen ablehnen. Und die Grünen wollen für Gesundheit und Pflege eine Bürgervers­icherung ein- führen, was bei Union und FDP auf Ablehnung stößt. Sicherheit Hier sind Konflikte zwischen Union einerseits sowie FDP und Grünen anderersei­ts programmie­rt. Liberale und Grüne sind gegen Allmachtsb­efugnisse des Staates bei der Überwachun­g. Die Union wiederum hält Videoüberw­achung oder Vorratsdat­enspeicher­ung im Kampf gegen Terror und Organisier­te Kriminalit­ät für unerlässli­ch. Einig ist man sich, dass die Polizei mehr Personal braucht.

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