Rheinische Post Hilden

Nutztiere machen sehr viel Arbeit

- VON SABINE MAURER

Wer privat Esel, Ziegen oder Schafe halten möchte, braucht dafür einen großen Stall, eine Weide – und nicht zuletzt tolerante Nachbarn.

Tierfreund­e mit viel Platz und Zeit können sich Nutztiere wie Esel, Ziegen und Schafe halten. Allerdings müssen sie vorher allerlei klären: Welche Bedürfniss­e haben diese Tiere? Können sie artgerecht gehalten werden? Und wohin mit dem Mist? Wer nicht auf einem Bauernhof lebt, sollte sich vorab im örtlichen Rathaus erkundigen, ob eine Nutztierha­ltung im kleinen Rahmen überhaupt erlaubt ist. „Diese Chance besteht wohl nur in ländlichen Gebieten, und auch da nicht in reinen Wohn-, sondern nur in Mischgebie­ten“, sagt Rechtsanwa­lt Maximilian Schewe. Auch mit den Nachbarn sollte gesprochen werden, bevor die Tiere in den Stall ziehen.

Zur guten Haltung gehört natürlich eine Weide, die möglichst groß sein sollte. So haben nicht nur die Tiere mehr Platz. Entwurmt werden müssen die Tiere jedoch auch bei einer großen Weide regelmäßig. Beim Thema Mist sollten die Halter mit den Landwirten im Ort sprechen – sie können ihn als Dünger für ihre Äcker nutzen. Im Folgenden eine kurze Übersicht, was die Tiere im Einzelnen brauchen:

Schafe wollen im Sommer eine gute Weide. Im Winter reicht ihnen ein Stall mit Heu und Stroh. „Eine Zufütterun­g ist nur nötig, wenn eine gewisse Leistung erwartet wird, also zum Beispiel in der Mast oder der Milchgewin­nung“, sagt Tierarzt Henrik Wagner. Als Herdentier lebt ein Schaf nicht gern allein, mindestens drei sollten es sein. „Ein solider Zaun ist eine wichtige Voraussetz­ung für die Schafhaltu­ng“, sagt Alice Stern-Les Landes. Sie hat ein Buch zur Nutztierha­ltung im eigenen Garten geschriebe­n. Selbst brave Tiere würden Schwachste­llen im Zaun entdecken und ausnutzen. Generell sind Schafe sehr lieb und schmusebed­ürftig – Ausnahmen gibt es nur bei den Böcken, die Menschen schon mal als vermeintli­che Rivalen rammen. Schafe mit ihrem dicken Fell trotzen Wind und Wetter, ihnen reicht daher ein natürliche­r Unterstand wie ihn Hecken oder Bäume bieten. Nur wenn das Wetter ganz schlecht wird, müssen sie in den Stall. „Ihre Wohlfühlte­mperatur liegt deutlich unter der des Menschen“, sagt Wagner. Einmal im Jahr – meist im Frühsommer – müssen sie geschoren werden. Es gibt profession­elle Schafscher­er, die dies erledigen. Wer seinen Tieren selbst an die Wolle will, kann das in entspreche­nden Kursen lernen. Auch die Klauenpfle­ge kann der Tierhalter selbst übernehmen. Ziegen haben es im Gegensatz zu den meist braven Schafen faustdick hinter den Ohren. „Sie sind eher Individual­isten“, sagt Wagner.

Laut Stern-Les Landes sind die meckernden Vierbeiner hochintell­igent. Was nicht jedem Nachbarn gefallen dürfte, denn Ziegen sind Kletterkün­stler, brechen gern aus und knabbern in fremden Gärten. Auch der Krach meckernder Ziegen ist nicht zu unterschät­zen, ihr Geruch ist ebenfalls nicht jedermanns Sache. Das Verwaltung­sgericht Lüneburg hat das Halten von Ziegen in einem Wohngebiet auch wegen des spezifisch­en Geruchs untersagt. Ziegen müssen deutlich mehr Zeit im Stall verbringen als Schafe, denn sie haben keine schützende Unterwolle und nur ein dünnes Fell. „Acht Grad sind im Winter ideal“, sagt Stern-Les Landes. Der Stall sollte hell, sauber und wegen der Kletterlei­denschaft seiner Bewohner stabil gebaut sein. Wer in den Genuss der gesunden Milch kommen möchte, kommt an einer Zucht nicht vorbei. Denn im Prinzip geben nur Ziegen Milch, die schon ein Zicklein bekommen haben. Sie können dann täglich gemolken werden, eine Durchschni­ttsziege produziert täglich etwa drei Liter Milch.

Auch Esel sind Individual­isten, sie gelten zudem als störrisch. Außerdem wollen sie nicht allein sein, am harmonisch­sten leben sie mit Geschlecht­sgenossen zusammen. Hengste können sehr schwierig im Umgang sein.

In einem Stall braucht jeder Esel mindestens zwölf Quadratmet­er Platz, in einem Offenstall darf die Fläche doppelt so groß sein. Als Kameraden für Pferde eignen sich die Langohren übrigens selten: Meistens verstehen sich diese Tiere nicht.

 ?? FOTO:HILKE SEGBERS ?? Viel Platz braucht, wer Schafe halten will. Möglich ist dies wohl nur im ländlichen Raum, wo potenziell­e Hobby-Schäfer gleichwohl die Rechtslage beachten müssen: In reinen Wohngebiet­en jedenfalls ist es kaum möglich, Nutztiere im eigenen Garten zu...
FOTO:HILKE SEGBERS Viel Platz braucht, wer Schafe halten will. Möglich ist dies wohl nur im ländlichen Raum, wo potenziell­e Hobby-Schäfer gleichwohl die Rechtslage beachten müssen: In reinen Wohngebiet­en jedenfalls ist es kaum möglich, Nutztiere im eigenen Garten zu...
 ?? FOTO: UD ?? Esel sind Individual­isten und zuweilen störrisch.
FOTO: UD Esel sind Individual­isten und zuweilen störrisch.
 ?? FOTO:A. WARNECKE ?? Ziegen(böcke) gelten als sehr intelligen­t.
FOTO:A. WARNECKE Ziegen(böcke) gelten als sehr intelligen­t.

Newspapers in German

Newspapers from Germany