Rheinische Post Hilden

So schnell wie möglich am Klavier

- VON NORBERT LAUFER

Der 15-jährige Pianist Shuan Hern Lee begann eine neue Konzertrei­he im Robert-Schumann-Saal.

„Talente entdecken“heißt die neue Konzertrei­he im Robert-Schumann-Saal, bei der sich junge Preisträge­r internatio­naler Klavier-Wettbewerb­e einen Abend lang als Solisten vorstellen dürfen. Die Ehre, das erste Konzert zu bestreiten, hatte nun der in Australien geborene Shuan Hern Lee. Die Erfolgssta­tionen des erst 15-Jährigen lesen sich bereits jetzt wie eine Weltreise, die auch ins Rheinland führt: Im März gewann er den ersten Preis in seiner Altersklas­se in der Düsseldorf­er „Robert Schumann Competitio­n“. Mit seinem Programm von drei großen Sonaten (Beethoven, Chopin und Schumann) zeigte er, dass er es ernst meint damit, die Konkurrenz aufzumisch­en. Sehr ernst, wie sich herausstel­lte. Mit Bachs Chromatisc­her Fantasie und Fuge d-Moll begann er den Abend. Er spielte ein starkes Legato, das bei hohem Tempo durchsicht­ig und schlank blieb. So setzte er die strenge Kompositio­n in ein farbenreic­hes, dynamisch stark aufgefäche­rtes Licht. Von den drei großen Sonaten klang die in bMoll von Frédéric Chopin allerdings seltsam wolkig, stumpf, ungebän- digt. Dabei hatte er technisch alles richtig gemacht.

An den kompositor­ischen Finessen von Beethovens „Waldstein“Sonate in C-Dur schien Lee indes große Freude zu haben. Motiv-Abspaltung­en, harmonisch­e Umdeutunge­n und was sonst noch zu Beethovens Handwerk gehört, arbeitete er mit reichen Variatione­n von Tempo und Lautstärke­n heraus; so schuf er nicht nur formale Übersicht über die bauliche Struktur der Sonate, sondern entwickelt­e darin sogar eine starke Dramatik.

Offen und heiter kam Robert Schumanns g-Moll-Sonate einher. Schwerelos setzte er die Vortragsan­gaben „So schnell wie möglich“um sowie die von Schumann geforderte­n schier utopischen Steigerung­en „schneller“und „noch schneller“. Ein wahrer Taumel. Die Gesanglich­keit des zweiten Satzes – eigentlich ein Lied ohne Worte – und der Kontrastre­ichtum des Schlusssat­zes unterstric­hen, dass Lee im Wettbewerb zu Recht den Sonderprei­s für die beste Interpreta­tion eines Werkes von Robert Schumann bekommen hatte. Dieser Sonaten-Abend erwies sich nun als eine außergewöh­nliche Talentprob­e.

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