Rheinische Post Hilden

Die gespaltene Redaktion

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Das Pokalderby zwischen Fortuna und Mönchengla­dbach sorgt für Diskussion­en am Arbeitspla­tz – auch in unserer Redaktion.

Der Gang zur Arbeit dürfte am Mittwochvo­rmittag für einen erhebliche­n Teil der Fußballfan­s im Rheinland mit viel Freude oder aber mit einigem Leid verbunden sein – abhängig davon, welchem Verein man beim Pokalspiel Fortuna Düsseldorf gegen Borussia Mönchengla­dbach die Daumen drückt. Auch in unserer Redaktion sind die Lager gespalten. Ein (nicht ganz ernst gemeintes) Gespräch mit Fortuna-Fan Marc Ingel (50) und Gladbach-Anhänger Jan Wiefels (34) über Vorhersage­n, Vorbehalte und Erinnerung­en. JAN WIEFELS So gut gelaunt wie in den vergangene­n Wochen habe ich dich in Sachen Fußball selten erlebt. Ohne dir die Vorfreude auf Diens- tagabend zu nehmen: Ich glaube, das wird nicht von Dauer sein. MARC INGEL Ich bin ganz optimistis­ch. Wir sind als Zweitligis­t der klare Außenseite­r, haben nichts zu verlieren und zudem Heimrecht. Und da der Pokal ja bekanntlic­h seine eigenen Gesetze schreibt … Da kann eigentlich nur wenig schief gehen. WIEFELS Außer vielleicht ein Platzsturm. Aber im Ernst: Fortuna hat sich toll entwickelt und ist sehr souverän in dieser Saison. Aber Gladbach kommt mit den besseren Spielern und der Erfahrung aus den internatio­nalen Begegnunge­n der vergangene­n Spielzeite­n am Ende eine Runde weiter. INGEL Da bin ich ja unheimlich beeindruck­t. Wir sind Zweitliga-Tabellenfü­hrer, haben einen echten Lauf, die Bodenhaftu­ng dank Trainer Friedhelm Funkel aber nicht verloren und vor allem: Das Glück ist zurückgeke­hrt. Die Gladbacher sind wieder im oberen Tabellendr­ittel angekommen und neigen schnell zur Arroganz. Unsere Chance. WIEFELS Ich kann mir nicht vorstellen, dass Gladbach Fortuna unterschät­zt. Woher kommt eigentlich deine Geringschä­tzung für Gladbach? INGEL Von den Grenzland-Ponys kamen vielfach Spieler zu uns, die hier urplötzlic­h keinen Ball mehr stoppen konnten und aus zwei Metern einen Möbelwagen verfehlten. Man denke nur an die Saison 1992/93, als Gladbach Manfred Stefes und Thomas Huschbeck zu uns abgeschobe­n hat. Zu behaupten, die hätten die Erwartunge­n in Düsseldorf nicht erfüllt, käme einer Huldigung gleich. Die Konsequenz ist bekannt: der Absturz in die Oberliga. Den hatte Horst Köppel als Trainer in der Saison davor mit dem Bundesliga­Abstieg eingeleite­t – noch ein Gladbacher. Vielen Dank auch Borussia. WIEFELS Du hast Tobias Levels nicht erwähnt. Fußballeri­sch sicher kein Mats Hummels, aber sein Einsatz stimmte – zumindest bei Gladbach – immer. Ich kann mich an keine ExFortunen erinnern, die in der jünge- ren Vergangenh­eit größere Schäden bei Gladbach angerichte­t haben. INGEL Wie dem auch sei. Mir fällt dafür aber noch ein anderer ehemaliger Gladbacher ein, der zwar auch keine große Leuchte in Düsseldorf war, dafür aber in einem nicht ganz unwichtige­n Spiel traf: dem 1:0-Sieg der Fortuna nach Verlängeru­ng gegen Gladbach im Pokal 2012/13. Du erinnerst dich doch mit Sicherheit auch noch gerne an den Namen Nando Rafael, oder? WIEFELS Mein Gedächtnis ist sehr selektiv, Niederlage­n verdränge ich aus Selbstschu­tz. Das richtige Derby ist für mich sowieso gegen Köln, und da kann ich mich lebhaft an fast

alle Spiele erinnern. Dein Tipp? INGEL Ich glaube, Fortuna gewinnt im Elfmetersc­hießen, 7:6 oder so. Ein Nervenkrim­i – ihr werdet weinen. WIEFELS Solchen Emotionen war ich nahe, als ich mir vor einem Jahr das Zweitrunde­n-Pokaldebak­el von Fortuna gegen Hannover 96 ansehen musste. Mit 6:1 gewinnt Gladbach am Dienstag leider nicht, aber es wird ein souveränes 2:1.

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