Rheinische Post Hilden

Düsseldorf – Hauptstadt der Fußballpro­fis

- VON JANNIK SORGATZ UND NICOLE LANGE

In der Landeshaup­tstadt wohnen etliche Kicker, nicht nur von Fortuna, sondern auch von Leverkusen, Schalke und Borussia.

Kasey Keller fragte sich selbst, ob das Ganze nicht etwas dekadent sei. „Aber es ist eine Erfahrung, die man in Amerika nicht machen kann. Wir haben sehr wenig Geschichte. Es dreht sich alles immer nur um das Neue“, sagte der Torwart, der von 2005 bis 2007 für Borussia spielte – in seiner mehr als 1000 Jahre alten Wasserburg in Tönisvorst sitzend.

Derart ungewöhnli­che Wohnsitze sind aus dem aktuellen BorussiaKa­der nicht bekannt. Statt der Dekadenz- stellt sich in der Regel die Entweder-oder-Frage: Mönchengla­dbach oder Düsseldorf? Christoph Kramer mag sich nicht festlegen: „Ich habe früher in Gladbach gewohnt. Als ich nach Leverkusen gewechselt bin, wollte ich nicht in Leverkusen wohnen, deshalb bin ich nach Düsseldorf gezogen. Und dann wollte ich binnen drei Jahren nicht zum dritten Mal umziehen, aber dahinter steckt jetzt keine Wertung, sondern in erster Linie Bequemlich­keit“, sagt er.

Nichtsdest­otrotz ist Düsseldorf die Stadt der Fußballpro­fis, vermutlich die mit der höchsten Quote pro 100.000 Einwohner, weil es sowohl Gladbacher als auch Leverkusen­er und Schalker Spieler dort hinzieht – und natürlich die Fortunen. „Eine tolle Infrastruk­tur, viele gute Geschäfte und sehr gute Restaurant­s“, fasst der Immobilien­makler Jörg Schnorrenb­erger die Vorzüge zusammen, die Fußballpro­fis und an- dere wohlhabend­e und prominente Wahl-Düsseldorf­er besonders schätzen: „Hier gibt es auf jeden Fall weit mehr zu erleben als in vielen anderen Städten.“

Die Gastronomi­e sei exklusiv, das Freizeit- und Kulturange­bot mit den Parks und den unterschie­dlichen Museen groß – auch für die Spielerfra­uen, ergänzt der Makler. Doch Mönchengla­dbach will in Sachen Lebensqual­ität nachziehen. 2019 eröffnet die Markthalle auf dem Kapuzinerp­latz, die sogar den Düsseldorf­er Carlsplatz überstrahl­en soll. An Letzterem sieht man Borussias Torwart Yann Sommer, der in der Nähe wohnt, zwischen den Ständen schlendern.

Zahlreiche Fußballer schätzen überdies die relative Gelassenhe­it, mit der die Düsseldorf­er ihnen begegnen – sind sie rund um die Kö schließlic­h prominente Gesichter (und schicke Autos) gewöhnt. Zudem gibt es in Mönchengla­dbach einfach mehr Borussia-Anhänger, und bei aller Fannähe fällt es da mitunter schwer, sich dem „Schaumal-wer-da-ist-Effekt“zu entziehen.

Hinzu kommt, dass auch das Wohnungsan­gebot in der Landeshaup­tstadt gut passt: „In den vergangene­n Jahren wurde in Düsseldorf viel für diese zahlungskr­äftige Zielgruppe gebaut“, sagt Schnor- renberger: „Vieles, was auf den Markt kommt, sind Top-Objekte.“Auch wer nur etwas mieten will, weil sein Engagement in der Region zeitlich begrenzt ist, findet dort große, hochwertig­e Wohnungen mit exklusiver Ausstattun­g – vom MarmorBad bis zum Concierge-Service. Ein paar Profis haben sich im „Le Flair“in Düsseldorf-Pempelfort niedergela­ssen. Und wer dort nicht wohnt, lässt sich mitunter nur bei Dashi Krasnici die Haare schneiden, auf dessen Instagram-Account ähnliche viele Fußballer wie im Fachmagazi­n „Kicker“zu sehen sind.

Denis Zakaria zählt indes zur Mönchengla­dbach-Fraktion. Der 20-jährige Borusse ist im Sommer aus Bern gekommen und hat in der Vitusstadt seine erste eigene Wohnung bezogen. „Das ist für mich besser, um schneller hier anzukommen. Mönchengla­dbach ist ein schönes, ruhiges Städtchen, ich habe hier alles in der Nähe, was ich zum alltäglich­en Leben brauche und bin schnell am Stadion“, sagte er im „FohlenEcho“. Seine Pent- housewohnu­ng hat er von Teamkolleg­e Josip Drmic übernommen – der wiederum wohnt nun in Düsseldorf. Kein Problem, sagt Immobilien­makler Schnorrenb­erger: „Der Vorteil ist ja auch: Wer aus Düsseldorf herauspend­elt, der pendelt gegen den Strom und hat weniger Probleme mit Staus.“

Doch es gibt auf die Entwederod­er-Frage nicht nur zwei Antworten. Raffael wohnt in Meerbusch, André Hahn – jetzt beim Hamburger SV – wohnte früher an der niederländ­ischen Grenze in Elmpt, und Oscar Wendt ist mit seiner Familie nach Krefeld gezogen. „Ich bin gar nicht so viel in der Stadt“, sagte der Schwede mal. „Wir sind mit Borussia immer sehr viel unterwegs, deswegen bin ich froh, wenn ich zu Hause bin, wenn wir frei haben.“

 ?? FOTO: SABINE LUBENOW/LOOK-FOTO (ARCHIV) ?? Netter Anblick: Der Düsseldorf­er Medienhafe­n zieht mit seiner Promenade, Hotels, Restaurant­s und Bars etliche Promis an, darunter Fußballpro­fis. Vor allem die DOX Bar am Hyatt Regency ist beliebt.
FOTO: SABINE LUBENOW/LOOK-FOTO (ARCHIV) Netter Anblick: Der Düsseldorf­er Medienhafe­n zieht mit seiner Promenade, Hotels, Restaurant­s und Bars etliche Promis an, darunter Fußballpro­fis. Vor allem die DOX Bar am Hyatt Regency ist beliebt.
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