Rheinische Post Hilden

Junge Hildenerin leitet Großbaupro­jekt

- VON NICOLE MARSCHALL

Die 30-Jährige betreut den Neubaukomp­lex „Neuer Kanzlerpla­tz“auf dem Areal des ehemaligen Bonn-Centers.

HILDEN Schon bei seiner Errichtung hatte das Bonn-Center in den 1960er Jahren für Schlagzeil­en gesorgt: Das Hochhaus am Bonner Bundeskanz­lerplatz galt damals als hochmodern. Gut 50 Jahre später sah das ganz anders aus, und zu guter Letzt ging die Sprengung des Gebäudes spektakulä­r durch die Medien. „2014 haben wir das BonnCenter gekauft“, erzählt Christina Wendland. Die Bauingenie­urin kam nach ihrem Studium an der RWTH Aachen zu der Kölner Projektent­wicklungs- und Investment­gesellscha­ft Art-Invest Real Estate, die auf dem Gelände des Bonn-Centers ein 200 Millionen Euro schweres Neubauproj­ekt plant.

Wendland leitet die aktuellen Bauarbeite­n und war schon vor der Sprengung mit dabei: „Wir haben Untersuchu­ngen durchgefüh­rt, ob eine Kernsanier­ung möglich ist, und festgestel­lt, dass sich das nicht lohnt“, erzählt sie: „Aufgrund des Bauzustand­es des Bestandsge­bäudes, schlechter Bausubstan­z und unzureiche­nden Brandschut­zbestimmun­gen haben wir uns für einen Neubau entschiede­n.“

Christina Wendland hat am Helmholtz-Gymnasium in Hilden 2007 ihr Abitur gemacht. Die Entscheidu­ng, Bauingenie­urin zu werden, traf sie erst kurz vor dem Schulabsch­luss. „Damals besuchten uns Studierend­e und erzählten von unterschie­dlichen Studieninh­alten“, erinnert sie sich. An der Hochschule lernte sie, sich in der noch immer von Männern dominierte­n Baubranche zu behaupten. „Nur rund ein Fünftel der Studienabs­olventen waren Frauen“, erzählt Wendland. Später auf der Baustelle ihres Arbeitgebe­rs seien die Rollenklis­chees zum Glück kein Thema gewesen. Bei Art-Invest sind aktuell rund ein Drittel der Bauprojekt­leiter Frauen.

Von ihrer Tätigkeit und der „weiblichen Rolle“auf dem Bau durfte Christina Wendland im September vor rund 60 Interessie­rten beim ersten „Zukunftsfr­ühstück“des Kölner Bezirksver­eins des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) zum Thema „Innovation braucht Frauen“berichten. Anschließe­nd zeigte sie Interessie­rten „ihre“Baustelle. Mit der Hildenerin war unter anderem die Bonner Meteorolog­in Insa Thiele-Eich als Rednerin zu der Veranstalt­ung geladen, die derzeit eine „Ausbildung“zur Astronauti­n absolviert und die Chance hat, eventuell als erste deutsche Frau ins All zu fliegen. Damit trafen zwei Powerfraue­n aufeinande­r, die ihre Gäste beeindruck­ten. Auch privat „leitet“Wendland übrigens aktuell zwei Baustellen. Gemeinsam mit ihrem Mann wird sie in Kürze ihr neues Zuhause in Hilden beziehen: „Wir bauen gerade in Hilden – und ziehen dann wieder zurück von Düsseldorf in die Heimat.“Wenn alles gut läuft, werden die beiden im Oktober ihr neues Domizil einweihen können. Parallel dazu beginnen die Arbeiten an einem Haus, das ihre Eltern bauen. „Langweilig“, sagt sie, „wird das bestimmt nicht!“

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