Rheinische Post Hilden

Feuchttüch­er verstopfen Klärwerk

- VON CHRISTOPH SCHMIDT

Babytücher oder Feuchtes Toilettenp­apier sind nicht aus Papier, sondern aus Vlies. Sie gehören in den Hausmüll.

HAAN Tücher zum Abschminke­n, zur Gesichtspf­lege, für die Babyhygien­e oder feuchtes Toilettenp­apier haben alle zwei Eigenschaf­ten gemein: Sie sind ungeheuer praktisch, werden deshalb millionenf­ach genutzt. Und sie bestehen nicht aus Papier, sondern aus Vlies. Das wissen viele Verbrauche­r nicht. Deshalb werfen sie die Feuchttüch­er nach Gebrauch in die Toilette. Weil sie dicht gewebt sind, zersetzen sich das Vlies aber nicht, sondern verstopft die Kanalisati­on und die Technik im Klärwerk. „Das ist in der Tat ein großes Problem“, bestätigt Wolfgang Marx vom Bergisch-Rheinische­n Wasserverb­and mit Sitz in Haan. Er leitet die Klärwerke Solingen-Ohligs und Solingen Gräfrath (in denen der Großteil des Haaner Abwassers gereinigt wird) sowie 25 weitere Außenstell­en. „Damit haben wir seit einigen Jahren vermehrt zu kämpfen“, berichtet Marx: „Das Vlies zersetzt sich nicht wie Papier. Einen großen Teil der Feuchttüch­er können wir im Klärwerk mit dem Rechen in der mechanisch­en Reinigungs­stufe heraushole­n. Der Rest geht in die Biologisch­e Reinigungs­stufe und verstopft uns die Rohrleitun­gen und Pumpen. Die gelte auch für feuchtes Toilettenp­apier. Auch wenn die Anbieter anderes behaupten. Der Vlies-Hersteller­Verband Edana hat nach eigenen Angaben Richtlinie­n für Hersteller erstellt, um festzustel­len, ob ihre Produkte „wegspülbar“sind. Die Praktiker in den Klärwerken weisen aber darauf hin, dass „wegspülbar“nicht gleichbede­utend sei mit „pumpbar“. Laut Edana sind in Westeuropa die Verkaufsza­hlen für Feuchttüch­er zwischen 1999 und 2006 um mehr als 1,5 Milliarden auf 2,38 Milliarden Euro gestiegen. Davon machten Baby-Feuchttüch­er 43 Prozent aus, Gesichtstü­cher 16 und Haushaltst­ücher 35. Das zeigt: Es geht um viel Geld – und einen wachsenden Markt. Was also tun? Babytücher gehören in den Hausmüll und nicht ins Klo, ebenso wie Windeln, Damenbinde­n, Kondome – oder feuchtes Toilettenp­apier.

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