Feuchttücher verstopfen Klärwerk
Babytücher oder Feuchtes Toilettenpapier sind nicht aus Papier, sondern aus Vlies. Sie gehören in den Hausmüll.
HAAN Tücher zum Abschminken, zur Gesichtspflege, für die Babyhygiene oder feuchtes Toilettenpapier haben alle zwei Eigenschaften gemein: Sie sind ungeheuer praktisch, werden deshalb millionenfach genutzt. Und sie bestehen nicht aus Papier, sondern aus Vlies. Das wissen viele Verbraucher nicht. Deshalb werfen sie die Feuchttücher nach Gebrauch in die Toilette. Weil sie dicht gewebt sind, zersetzen sich das Vlies aber nicht, sondern verstopft die Kanalisation und die Technik im Klärwerk. „Das ist in der Tat ein großes Problem“, bestätigt Wolfgang Marx vom Bergisch-Rheinischen Wasserverband mit Sitz in Haan. Er leitet die Klärwerke Solingen-Ohligs und Solingen Gräfrath (in denen der Großteil des Haaner Abwassers gereinigt wird) sowie 25 weitere Außenstellen. „Damit haben wir seit einigen Jahren vermehrt zu kämpfen“, berichtet Marx: „Das Vlies zersetzt sich nicht wie Papier. Einen großen Teil der Feuchttücher können wir im Klärwerk mit dem Rechen in der mechanischen Reinigungsstufe herausholen. Der Rest geht in die Biologische Reinigungsstufe und verstopft uns die Rohrleitungen und Pumpen. Die gelte auch für feuchtes Toilettenpapier. Auch wenn die Anbieter anderes behaupten. Der Vlies-HerstellerVerband Edana hat nach eigenen Angaben Richtlinien für Hersteller erstellt, um festzustellen, ob ihre Produkte „wegspülbar“sind. Die Praktiker in den Klärwerken weisen aber darauf hin, dass „wegspülbar“nicht gleichbedeutend sei mit „pumpbar“. Laut Edana sind in Westeuropa die Verkaufszahlen für Feuchttücher zwischen 1999 und 2006 um mehr als 1,5 Milliarden auf 2,38 Milliarden Euro gestiegen. Davon machten Baby-Feuchttücher 43 Prozent aus, Gesichtstücher 16 und Haushaltstücher 35. Das zeigt: Es geht um viel Geld – und einen wachsenden Markt. Was also tun? Babytücher gehören in den Hausmüll und nicht ins Klo, ebenso wie Windeln, Damenbinden, Kondome – oder feuchtes Toilettenpapier.