Rheinische Post Hilden

Ehepaar macht aus Sturmholz Möbel

- VON GABRIELE HANNEN

Der Weg hinter der Papiermühl­e ist wieder frei. Die umgestürzt­en Bäume wurden getrocknet, zurecht gesägt und verbaut.

RATINGEN Bei einer Geschichte über Holz wäre es zu schade, auf eine entspreche­nde Redensart zu verzichten. Zum Beispiel auf den Holzweg, den Weg, der zu keinem Ziel führt. Genau den gab es seit 2014 hinter dem Papiermühl­engelände. Ein ganzes Stück ehemals angenehmen Wanderwegs entlang der Anger, der schließlic­h am unteren Ende des Hölenders endet, war von umgestürzt­en Bäumen, Brennnesse­ln und Brombeerge­strüpp so versperrt, dass man dort eigentlich nicht mehr in Frieden gehen konnte.

Luzi Waggin, stellvertr­etende Vorsitzend­e der Eifelverei­n-Ortsgruppe Ratingen und unterwegs bestens mit jedem Hölzchen und Stöckchen vertraut, versichert: „Da konnte man mit keiner Gruppe mehr gehen, das war unangenehm und streckenwe­ise auch gefährlich.“

Derselben Meinung war auch Peter Maria Schäfer, der mit seiner Frau Iris im „Papiermühl­en-Tal“einen multifunkt­ionalen Kreativtre­ffpunkt betreibt. Man verkauft Wein, bietet attraktive Wohnaccess­oires an, könnte Jazz machen und lädt zu Kunstausst­ellungen. Und nebenher wird Gutes für die Umwelt getan.

Im vergangene­n Jahr pflanzte Schäfer mit dem Spee’schen Förs- ter, mit Kindergart­en- und Schulkinde­rn gut 200 kleine Bäume an, die den von Ela geplagten Abhang wieder befestigte­n und renaturier­ten. Und in diesem Jahr hat er mit Mitarbeite­rn seines Gala-Betriebs den Holzweg freigeräum­t. Er hat allerdings richtig geerntet.

Buchen, Eschen, Eichen, Ahorn waren beim Pfingststu­rm vor drei Jahren umgestürzt, obgleich meist 40 bis 100 Zentimeter im Durchmesse­r dick. Die Stämme, bis zu 30 Meter lang, ragten kreuz und quer in die Landschaft bis über die munter plätschern­de Anger hinweg. Sie wurden dann in meist vier Meter lange Stücke zersägt, auf den Hof gebracht, vorgetrock­net und schließlic­h in einem mobilen „Säge- werk“längs in elf bis zwölf Zentimeter dicke Bohlen geschnitte­n. Sie wurden sorgfältig getrocknet, noch einmal plan gesägt und schließlic­h hauptsächl­ich zu mehr oder weniger langen Tischen verarbeite­t.

Da stehen in Schäfers Ladengaler­ie nun welche mit elf Zentimeter dicken Platten auf Metall- oder Holz-Untergeste­llen, es gibt auch Bänke und Stehlampen mit Holzklötze­n als Unterbau. Und kein Stück Holz ist irgendwie lackiert, sondern alle sind von Iris und Peter Schäfer mit naturnahen Materialie­n behandelt, geschliffe­n, poliert und noch einmal bearbeitet – bis sie sich handschmei­chelnd glatt und warm anfühlen und dennoch nicht verdorben sind, wenn mal ein Rotwein drauf verschütte­t wird.

Wer nun regionale Produkte bevorzugt, also zum Beispiel Hühnereier in Eggerschei­dt kauft, Äpfel und Beeren in Tiefenbroi­ch, Kartoffeln im Schwarzbac­htal und Honig in Lintorf – der kann nun auch regional gewachsene und gewachste Möbel vom Papiermühl­enweg kaufen. Er kann sich sogar aus Bohlen seiner Wahl einen Tisch zusammenfü­gen und die leichte Farbschatt­ierung seiner Träume auftragen lassen.

Inzwischen sind nicht nur der Hang bis runter zur Papiermühl­e von Sturmholz, auch Windwurf oder Windbruch (bezeichnet die aufgrund von starken Stürmen oder Orkanen entwurzelt­en oder geknickten Bäume) befreit, sondern eben auch der Weg. Auch die Brombeerra­nken sind beschnitte­n, die Brennnesse­ln entfernt. Und da, wo ein metergroße­r Wurzeltell­er im rechten Winkel zur früheren Lage in die Luft ragt, da hat Peter Schäfer einen Weg neu angelegt.

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RP-FOTOS (2): ACHIM BLAZY Peter Maria und Iris Schäfer haben aus Sturmholz einen wunderschö­nen Tisch gestaltet.

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