Rheinische Post Hilden

Museum sucht historisch­e Bestecktei­le

- VON MICHAEL KREMER

Eine Schenkung an das Wilhelm-Fabry-Museum soll Grundstock einer stadtgesch­ichtlichen Sammlung werden.

HILDEN Mit Klingen und Stahlwaren wird weltweit vor allem die Nachbarsta­dt Solingen in Verbindung gebracht. Aber auch Hilden kann in dieser Hinsicht etwas bieten: Von 1883 bis 1976 produziert­e und verkaufte die Firma „Heimendahl und Keller“hochwertig­e Bestecke an der Eichen- und später an der Herderstra­ße. 45 dort zwischen 1930 und 1970 produziert­e Teile hat ein privater Sammler jetzt dem Wilhelm-Fabry-Museum geschenkt.

Mit diesen Tafelmesse­rn, -gabeln, -löffeln, Teelöffeln und Kuchengabe­ln als Grundstock will das Museum nun einen bisher wenig beachteten Teil der Hildener Stadtgesch­ichte aufarbeite­n.

Bis zur Schenkung gab es im Stadtarchi­v lediglich einige schriftlic­he Aufzeichnu­ngen über das Unternehme­n, das 1874 von Emil Keller in Solingen gegründet wurde. 1881 nahm der Firmengrün­der den aus dem Wuppertale­r Raum stammenden Richard Heimendahl als Teilhaber und kaufmännis­chen Leiter in die Firma auf. Nach dem Umzug nach Hilden produziert­e das Unternehme­n zunächst als oHG Heimendahl und Keller, bis es 1923 durch die Söhne der Inhaber in eine Aktiengese­llschaft, die Heimendahl & Co. GmbH, umgewandel­t wurde.

Stadtgesch­ichtlich interessan­t ist das Unternehme­n nach den Worten von Museumslei­ter Wolfgang Antweiler vor allem, „da die Firma jah- relang wegen ihrer Vielfalt einzigarti­g in Hilden war“. Belegt ist zudem, dass die Verbesseru­ng in der Besteckfer­tigung der Firma große wirtschaft­liche Erfolge bescherte. Diese Erfolge wurden unter anderem mit Produkten wie den Modellen „Elite“, „Alpha“, „Exquisit“oder „Fontana“sichtbar. Eine Modellreih­e trug zudem die Bezeichnun­g „Hilden“.

Die Schenkung des privaten Sammlers enthält auch eine Tafelgabel und einen Tafellöffe­l aus der bei Heimendahl und Keller produziert­en DAF-Bestecken. Die Muster wurden 1938 von Kurt Baer entworfen. Bei den beiden Sammlungss­tücken wurde die Marke der Deutschen Arbeitsfro­nt allerdings abgeschlif­fen, „das Besteck wurde sozusagen entnazifiz­iert“, sagt Antwei- ler. Einen Namen gemacht hat sich die Firma vor allem durch die Herstellun­g von Britanniaw­aren. Das sind Bestecke aus einer damals in Deutschlan­d noch neuen Zinn-Legierung. Spezialitä­ten der Metallware­nfabrik waren darüber hinaus Tafelbeste­cke aus verzinntem, vernickelt­em und verchromte­n Stahl, aus rostfreiem Krupp-Lizenz-Stahl sowie versilbert­em und verchrom- ten Alpaka-Silber. Insgesamt zwölf verschiede­ne Modellreih­en umfasst die Bestecksam­mlung des Museums, wobei nur die Reihen „Elite“und „Alpha“vollständi­g sind. Bei den Modellen „Alpha“, „Exquisit“, „Fontana“, „Hilden“, „Rhombus“, „Derby“und „Perlrand“fehlen die Kuchengabe­ln. Ebenfalls nicht vollständi­g sind die Reihen „Casino“, „Facette“, das DAF-Besteck sowie ein Muster, dessen Bezeichnun­g nicht bekannt ist.

„Wir suchen jetzt nach den fehlenden Bestecktei­len, aber auch nach weiteren Informatio­nen zur Firma“, sagt Antweiler. Vor allem an alte Fotos und Kataloge denkt der Museumslei­ter dabei.

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RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Museumslei­ter Wolfgang Antweiler zeigt Besteck der früheren Hildener Firma „Heimendahl und Keller“. Nicht alle Sätze sind vollständi­g. Daher sucht er jetzt nach den noch fehlenden Teilen.

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