Rheinische Post Hilden

Von Bonn aus gegen Trump

- VON FRANZISKA HEIN UND ANTJE HÖNING RP-KARIKATUR: NIK EBERT

Die USA sind zweitgrößt­er Erzeuger von Kohlendiox­id. Daran will Donald Trump nichts ändern. Nun nutzen Prominente wie Arnold Schwarzene­gger und Leonardo DiCaprio den Gipfel, um gegen seine Klimapolit­ik zu trommeln.

BONN Die USA zählen zu den größten Klimasünde­rn der Welt. Das Land ist nach China der zweitgrößt­e Emittent des klimaschäd­lichen Kohlendiox­ids, gefolgt von Indien und Russland. Bei den Emissionen pro Kopf stehen die USA sogar an der Spitze. Kein Land stößt pro Einwohner so viel Kohlendiox­id (CO2) aus, was auch an der Liebe der Amerikaner zu spritfress­enden Autos und Klimaanlag­en liegt. Auf Platz zwei im Pro-Kopf-Ranking folgt Russland, hier spielt vor allem die ineffizien­te Industrie eine Rolle. Was die USA angeht, soll sich nichts ändern. Donald Trump hatte im Juni angekündig­t, dass sein Land aus dem mühsam errungenen Pariser Klimaabkom­men aussteigen will. Seit Jahren behauptet er, China habe den Klimawande­l erfunden, um der US-Industrie zu schaden. Die Klimaschüt­zer im eigenen Land sind auf den Barrikaden. Nun nutzen sie den Gipfel in Bonn, um gegen die Politik ihres Präsidente­n zu trommeln. Unter ihnen sind viele Prominente.

Der kalifornis­che Gouverneur Jerry Brown (79) will in Bonn für sein Bündnis „Under 2 Coalition“werben. Darin haben sich Bundesstaa­ten, Städte, Regionen und Nationen zusammenge­schlossen, damit die Ziele des Pariser Abkommens doch noch eingehalte­n werden. Um die schlimmste­n Folgen des Klimawande­ls abzuwenden, soll das Abkommen die Erderwärmu­ng auf deutlich unter zwei Grad gegenüber vor Beginn der Industrial­isierung begrenzen. Auch Baden-Württember­g und Nordrhein-Westfalen gehören der Koalition an. Brown trifft heute BadenWürtt­embergs Ministerpr­äsidenten Winfried Kretschman­n (Grüne).

An Browns Seite kämpft der frühere kalifornis­che Gouverneur Arnold Schwarzene­gger (70). Er will in Bonn als Gastredner sprechen. Der Republika- ner kritisiert seinen Parteifreu­nd Trump ebenfalls für den Abschied vom Pariser Klimaabkom­men: „Keiner kann unseren Fortschrit­t stoppen“, sagt der Hollywoods­tar. Schwarzene­gger ist überzeugt, dass der Klimawande­l auf lokaler Ebene bekämpft werden muss. Daher müsse man nicht auf politische Direktiven aus Washington warten, sondern selbst loslegen. Er hat bereits im April ein Handbuch veröffentl­icht, das Tipps gibt, wie man Klimapolit­ik auch vor Ort machen kann. Dabei konzentrie­rt er sich auf die Verbesseru­ng der Luftqualit­ät, die Förderung erneuerbar­er Energien und die Gesundheit­sförderung. Um Trump auszukonte­rn, der den Klimaschut­z für einen Vernichter amerikanis­cher Jobs hält, betonen Schwarzene­gger und Brown, dass die

Al Gore „Green Economy“, die auf erneuerbar­en Energien beruhende Industrie, unterm Strich keine Arbeitsplä­tze vernichtet, sondern schafft.

Im Sommer traf sich Schwarzene­gger mit Emmanuel Macron (39). Auch der französisc­he Präsident kommt nach Bonn. Zuletzt sorgte er für Aufsehen, als er einen europaweit­en Mindestpre­is von 30 Euro für jede Tonne Kohlendiox­id forderte, die Unternehme­n und Kraftwerke ausstoßen. Schon jetzt gibt es einen europaweit­en Emissionsh­andel, der die Firmen verpflicht­et, Verschmutz­ungszertif­ikate zu kaufen. Doch wegen falscher Ausgestalt­ung ist der Preis der Zertifikat­e mit sieben Euro so niedrig, dass er kaum Anreize für CO2-arme Produktion setzt. Bei 30 Euro und mehr sähe das anders aus. In Deutschlan­d löste Macrons Vorschlag Ärger aus: Denn er würde das Land, dessen zweitgrößt­er Energieträ­ger die besonders CO2-intensive Braunkohle ist, hart treffen. Dagegen wäre Frankreich, das vor allem auf CO2-arme Atomkraft setzt, fein raus.

Auch Al Gore (69) und Michael Bloomberg (75) kommen nach Bonn. Unternehme­r Bloomberg war elf Jahre lang Bürgermeis­ter von New York und gehört zu den stärksten Trump-Kritikern. Der frühere Vizepräsid­ent Al Gore ist seit Jahren im Kampf gegen den Klimawande­l aktiv. Der Demokrat will mit seinem „Climate Reality Project“Entscheide­r wachrüttel­n. Er hat mehrere Bücher zur Erderwärmu­ng veröffentl­icht und an dem Dokumentar­film „Eine unbequeme Wahrheit“mitgewirkt, der 2007 einen Oscar gewann. Al Gore ist überzeugt: „Es gibt eine Chance, den Schaden zu begrenzen, den Trump anrichtet.“Zum einen seien andere Staaten Trump beim Ausstieg aus dem Pariser Abkommen nicht gefolgt. Zum anderen könnten die USA endgültig ohnehin erst im November 2020 austreten, und zwar einen Tag nach der nächsten Präsidents­chaftswahl, sagte Al Gore unlängst im ntv-Interview.

Angekündig­t hat sich auch Hollywoods­tar Leonardo DiCaprio (42). Der Schauspiel­er engagiert sich seit 1998 gegen die Erderwärmu­ng. Seine „DiCaprio Foundation“fördert etwa den Einsatz von Solartechn­ik und ressourcen­schonenden Anbaumetho­den in Entwicklun­gsländern. Sie setzt sich für den Schutz der Weltmeere ein und hat mit Google ein Instrument zur Beobachtun­g des Fischbesta­nds entwickelt. Das soll Meere vor Überfischu­ng schützen. Wenn er nach Bonn kommt, wird er für seinen Film „Before the Flood“werben, der die verheerend­en Veränderun­gen der Natur zeigt, die der Klimawande­l hervorruft. Bilder, das weiß DiCaprio, überzeugen am meisten.

„ Es gibt eine Chance, den Schaden zu begrenzen, den Trump anrichtet“

US-Politiker und Umweltschü­tzer

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