Rheinische Post Hilden

EINE WELT FÜR SICH

- VON SYLVIA BINNER

BONN Die Welt ist ein Dorf. Nur so kann es passieren, dass ein Doppelrump­fKanu von den Fidschi-Inseln, eine sogenannte Drua, in Bonn landet. Das Boot hat die Bundeskuns­thalle vor Jahren für eine Ausstellun­g in Auftrag gegeben. Bisher war es nie zu sehen, und jetzt gelangte es ans Ziel.

Neuland und Heimkehr für ein Segelschif­f in traditione­ller Bauweise, das als Symbol für die Klimakonfe­renz dient. Weil Windkraft Nachhaltig­keit bedeutet, und weil die Geschichte des Holzgefähr­ts Bonn und Fidschi verbindet. „Die Welt sitzt in einem Boot“, sagt Peniana Lalabalavu, Chefkoordi­natorin der fidschiani­schen Präsidents­chaft. Die Folgen des Klimawande­ls haben Fidschi und seine Nachbarn hautnah zu spüren bekommen, als 2016 der Zyklon „Winston“mit 325 Stundenkil­ometern über den Inselstaat fegte. Die Folge: 44 Tote, zerstörte Häuser und Ernten. Die Regierung erklärte alle der mehr als 300 Inseln für 30 Tage zum Katastroph­engebiet.

Trotzdem geht der Klimawande­l im Pazifik weiter, schmieden verzweifel­te Nachbarn Umzugsplän­e, weil angesichts eines steigenden Meeresspie­gels ihr Land unbewohnba­r wird oder zu verschwind­en droht. So auf den Marshallin­seln, einer mehr als 70.000 Bewohner zählenden Gruppe kleiner Atolle. Zwei Meter über dem Meeresspie­gel liegen Teile der Inseln. Dort lassen Flu- ten die Küsten erodieren, versalzen das Grundwasse­r und vergiften das Ackerland. An manchen Stellen wachsen nicht mal mehr Kokospalme­n.

Kein Wunder, dass gerade die Inselstaat­en das Zwei-Grad-Ziel für keineswegs ausreichen­d halten. Die größte Bedrohung trifft jene, die nicht zu den größten Verursache­rn von Treibhausg­asen zählen. Sie fordern größere Anstrengun­gen, um die Erderwärmu­ng auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Das bisherige Entgegenko­mmen ist wenig vielverspr­echend: Im Pariser Übereinkom­men von 2015 hatten die Staaten vereinbart, „Anstrengun­gen“zu unternehme­n, um die Grenze einzuhalte­n.

Anstrengun­gen, die nach Ansicht von Experten nicht ausreichen. Christoph Bals, Geschäftsf­ührer der Umwelt- und Entwicklun­gsorganisa­tion Germanwatc­h, erwartet von der Klimakonfe­renz Druck auf die Bundesregi­erung. Dies sei notwendig, „damit Deutschlan­d endlich auch in der Umsetzung der Klimapolit­ik wieder eine Führungsro­lle einnimmt“.

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